„Ich traue mich kaum noch aus dem Haus wegen meines Reizdarms. Unterwegs bin ich ständig auf der Suche nach einer Toilette. Könnten meine Medikamente daran schuld sein?“, fragte eine Kundin, die ich seit Langem kannte. Ihre Ärztin hatte vor etwa einem Jahr einen Reizdarm diagnostiziert.
In Deutschland leiden schätzungsweise bis zu zwölf Millionen Menschen an einer Reizdarmerkrankung, vor allem Frauen. Die Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Völlegefühl oder Blähungen treten oft nur gelegentlich auf, zum Beispiel auf Reisen oder bei ungewohnter Ernährung. Von einem Reizdarm spricht man, wenn dreierlei Kriterien erfüllt sind: Erstens treten die Beschwerden seit mindestens drei Monaten auf. Zweitens ist die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Drittens liegen keine anderen Krankheiten vor, die die Symptome verursachen können. Reizdarm ist deshalb immer eine Ausschlussdiagnose.
„Da Sie nach möglichen Nebenwirkungen als Ursache fragen: An Ihren Medikamenten liegt es vermutlich nicht, dass sie in den letzten Wochen so häufig Durchfall haben. In Ihrer Medikationsliste sehe ich, dass das alles Dauermedikamente sind, und Ihre Beschwerden sind mal stärker, mal schwächer“, erklärte ich ihr. „Können Sie mir denn etwas Rezeptfreies empfehlen? Ich habe erst in einigen Wochen den nächsten Arzttermin“, fragte meine Kundin. Die Behandlung von Reizdarm richtet sich nach den individuellen Beschwerden. Bei der Kundin stand der Durchfall im Vordergrund. „Da Sie seit Wochen immer wieder Durchfall haben, rate ich von Medikamenten gegen Reisedurchfall ab. Zum Beispiel dürfte der Wirkstoff Loperamid gegen akuten Durchfall nur wenige Tage lang eingenommen werden“, sagte ich ihr.
„Bei wiederholt auftretendem Durchfall empfehle ich Ihnen gern pflanzliche Arzneimittel, etwa mit Pfefferminzöl oder eine Kombination von Pfefferminz- und Kümmelöl. Beide Pflanzen kennen Sie bestimmt. Ein Tee wäre nicht stark genug wirksam, ich rate Ihnen deshalb zu industriell hergestellten Extrakten. Gegen Durchfall helfen außerdem indische Flohsamenschalen. Sie quellen im Darm auf und binden so Flüssigkeit im Darminneren.“ Ungeschrotete Leinsamen wirken ähnlich, allerdings binden sie beim Quellen weniger Flüssigkeit. „Denken Sie bitte daran, zu den Floh- oder Leinsamen viel zu trinken. Denn nur wenn sie quellen können, können sie auch wirken.“ Auch natürliche Heilerde kann den Reizdarm beruhigen. Sie wird ebenfalls mit Wasser in Form von Granulat eingenommen. Zum Abschluss bat ich die Kundin, mir beim nächsten Apothekenbesuch zu berichten, ob ihr die Mittel geholfen hatten.