„Kann meine Herzerkrankung mein Gehirn negativ beeinflussen?“: Diese Frage stellte mir eine 67-jährige Patientin mit Vorhofflimmern, die vor einiger Zeit einen Schlaganfall hatte. Ja, das kann tatsächlich passieren. Viele Menschen und auch meine Patientin wissen bereits: Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern steigern das Schlaganfall-Risiko. Aber auch das Risiko für Demenz-Erkrankungen wie etwa Alzheimer wird durch Vorhofflimmern erhöht, was weniger bekannt ist. Das gilt auch bei Herzinsuffizienz, also einer Herzschwäche. Durch die schlechtere Durchblutung, die sich im Gehirn ebenfalls bemerkbar macht, ist das Demenz-Risiko erhöht.
Andersherum hat das Gehirn einen Einfluss auf das Herz. Wenn jemand also beispielsweise einen Schlaganfall hat, kann das das Herz beeinträchtigen – durch Hormone, die beim Schlaganfall ausgeschüttet werden, und über das vegetative Nervensystem. Sind bestimmte Hirn-Regionen vom Schlaganfall betroffen, kann man auch eher einen Herzinfarkt erleiden. Das Risiko für das Broken-Heart-Syndrom ist ebenfalls höher. Das ist eine plötzliche Herzmuskelstörung, die durch den Stress des Schlaganfalls verursacht wird. Auch chronische Auswirkungen wie eine Herzschwäche sind möglich.
Die Erkenntnisse über diese Zusammenhänge sind noch recht neu. Viele Fragen müssen noch geklärt werden. Aber sicher ist: Alle Organe interagieren miteinander. Zum Beispiel wissen wir schon, dass auch Hirn und Darm sowie Hirn und Niere in Verbindung stehen. Das erklärte ich meiner Patientin so: „Es ist ein wenig so wie bei einem Auto. Wenn ein Teil nicht richtig funktioniert, hat das Auswirkungen auf den gesamten Motor. So ist es auch im menschlichen Körper. Wenn ein Organ nicht richtig arbeitet, beeinflusst das auch andere Organe.“ Deshalb wird in der Medizin mittlerweile der gesamte Körper ganzheitlich betrachtet.
Für Betroffene wie meine Patientin bedeutet dies, dass sie ebenfalls besonders aufmerksam auf ihren gesamten Körper achten sollten. Unregelmäßigkeiten an anderen Organen sollten bei der Nachsorge nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Nach einem Schlaganfall ist es wichtig, einmal den Kardiologen aufzusuchen. Und bei Herzschwäche ist eine Demenzvorsorge angebracht. Viele Krankheiten wirken sich nicht nur auf ein Organ aus.