Neue Götter in der Maxvorstadt
09.07.2019 • 00:05 - 01:15 Uhr
Spielfilm, Drama
Lesermeinung
"Neue Götter aus der Maxvorstadt" ist die Lovestory eines postmodernen Vamps.
Vergrößern
"Neue Götter aus der Maxvorstadt" ist die Lovestory eines postmodernen Vamps.
Vergrößern
"Neue Götter aus der Maxvorstadt" ist die Lovestory eines postmodernen Vamps.
Vergrößern
Produktionsland
Deutschland
Produktionsdatum
2017
Spielfilm, Drama

Treffsicher im Nachleben

Von Andreas Schoettl

Der Rock'n'Roller unter den deutschen Filmemachern hat mal wieder einen Film gedreht. Er spielt in der Maxvorstadt, dort, wo der Skandal-Regisseur Klaus Lemke sehr lange daheim war.

Wenn Klaus Lemke über den deutschen Film spricht, klingt das zumeist nicht besonders charmant. Nicht umsonst trägt der inzwischen 78-Jährige bereits seit Jahrzehnten den Ruf des Skandal-Regisseurs durchaus mit Stolz und gewisser Freude mit sich herum. "Ohne Weiteres kann man drei von zwei deutschen Filmregisseuren durch Frauen ersetzen. Aber nichts würde sich ändern. Noch nicht einmal vielleicht. Das System ist kaputt. Zu Tode subventionierter Kaffeeklatsch. Brav, banal und frigide", wütete er unlängst im Interview mit der Agentur teleschau über das System der Filmförderung. Noch drastischer urteilte Lemke erst kürzlich in der "Bild"-Zeitung über den Zustand des deutschen Films: "German Cinema ist bis zur Hilflosigkeit verhätscheltes Staatskino. Meine Kollegen sind Totengräber des deutschen Films. Sie haben sich einkaufen lassen."

Sich einkaufen lassen? Das lässt ein Lemke auch weiterhin nicht mit sich machen. "Man braucht kein Geld für Film. Es genügt, dass man sein Handy bezahlen kann. Ganz egal, wie teuer ein Film ist – es geht immer nur um fehlendes Geld. Und das sollte man nicht durch Rumgeheule, sondern durch erhöhten Kampfgeist ersetzen. Nur dann kann das Erzählen zum eigentlichen Abenteuer eines Films werden", erklärt er seine Art des Filmedrehens. Auch bei "Neue Götter in der Maxvorstadt" ist er wieder so vorgegangen. Die Groteske entstand in Lemkes Münchner Stadtteil Maxvorstadt zwischen Schleißheimer und Ludwigstraße. Wie bei Lemke üblich wurde die Low-Budget-Produktion mit Laiendarstellern besetzt, und es wurde ohne Drehbuch gefilmt.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Treffer im Nachtleben

Inhaltlich bleibt Lemke aber eben auch Lemke. Ja, es geht wieder um ein schönes Mädchen, ihre Freunde, unter denen auch ein Penner sein darf, sowie wie immer auch irgendwie um Sexgeschichten. Das schöne Mädchen, sicherlich die Entdeckung des neuen Klaus-Lemke-Werkes, heißt diesmal Judith Paus. Der Regisseur will die 27-Jährige im Münchner Nachtleben ausfindig gemacht haben. Treffsicher "nach Mitternacht", wie Lemke betont.

In ihrer Hauptrolle als "Judith" hat Paus zunächst die Aufgabe, sich in der Toilette der Kunstakademie am Siegestor zu verstecken. Irgendwie ist sie auf der Flucht vor ihrem Ex-Freund. Gleichzeitig beschließt sie aber, die verheulte Kunstszene mit einem Skandalvideo abzuschießen. Zwischendurch verliebt sie sich noch in einen Penner und wird letztendlich zu einem Callgirl für Geister.

Raus von daheim

Auf dem Filmfest München war "Neue Götter in der Maxvorstadt" erst Anfang Juli als Weltpremiere zu sehen. Das ZDF, Lemkes nicht ganz so heimlicher Förderer, zeigt den Film nur kurz darauf folgend. Offen ist, wie oft Lemke noch in seinem Münchner Stadtteil drehen wird. Wie es heißt, habe er seine Wohnung in der Amalienstraße "verloren", in der er immerhin 40 Jahre lang lebte. Der Vermieter soll Eigenbedarf geltend gemacht haben. Über seine Alternative sprach der 78-Jährige bereits. Hamburg und Berlin will der Filmemacher beglücken: "Es muss mal was Neues für mich sein. Ich brauche einen Hafen, möchte die Reeperbahn sehen. Und danach das neue Berlin mitbekommen. Das erlebt man nur, wenn man dort arbeitet", sagte Lemke zu "Bild". In diesem Sinne darf man auf die nächsten "Lemkes" durchaus schon gespannt sein.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Charakterdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor:
Detlef Bothe
Detlef Bothe
Lesermeinung

Top stars

Das beste aus dem magazin

Das „phaeno“ in Wolfsburg.
Reise

Wenn Architektur eine Stadt verändert

Viele Museen sind von außen genauso imposant wie von innen. Ein gutes Beispiel ist das Guggenheim-Museum, das in Bilbao zu einem wirtschaftlichen Boom geführt hat. Doch nicht nur die nordspanische Stadt profitiert vom „Bilbao-Effekt“.
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Gesundheit

Demenz verhindern – durch die richtige Prävention

Die Diagnose Demenz ist ein Schock für Betroffene. Doch mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden – mit der richtigen Prävention. Dr. Julia Fischer gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema.
Harald Lesch im Interview.
HALLO!

Harald Lesch: "Ein kapitalistisches Weltbild hingegen gefährdet unsere Lebensbedingungen"

Harald Lesch bringt seit Jahren dem TV-Publikum unsere faszinierende Welt und wissenschaftliche Erkenntnisse näher. Im Interview spricht der Astrophysiker unter anderem über kommende Generationen, seine Lehrtätigkeit in München und wie Religion und Wissenschaft für ihn zusammenpassen.
Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.