Tatort
08.10.2023 • 20:40 - 22:10 Uhr
Serie, Krimireihe
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Makatschs Finale oder das Ende eines Missverständnisses

Von Eric Leimann

Nach nur fünf Fällen endet mit "Aus dem Dunkel" die "Tatort"-Amtszeit von Heike Makatsch. Zum Abschied wurde ihrer Ermittlerin Ellen Berlinger, zu der die Macher offenbar nie eine klare Idee hatten, eine düstere Thrillerhandlung auf den Leib geschrieben. Kann die Kommissarin einen Stalker überführen?

Das Aus für Kommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) kam überraschend. Wie der SWR Anfang Juli mitteilte, werden keine weiteren Mainz-"Tatorte" produziert. Die offizielle Begründung: Man muss sparen. Dass andere Sendegebiets-Dienststellen in Stuttgart, Ludwigshafen und dem Schwarzwald weiterarbeiten dürfen, kommentierte man indes nicht. Inhaltlich ist die Entscheidung aber richtig. Ellen Berlinger, die gebeutelt von einem Umzug von Freiburg nach Mainz und langen Pausen zwischen den Filmen, nie so richtig in die (Erzähl)spur fand, war mit Abstand das schwächste Gesamtpaket unter den Südwest-Ermittlern. Nun verabschiedet sie sich mit dem "Tatort: Aus dem Dunkel", ohne dass die Krimi-Reihe ein richtiges Ende hätte. Weil man erst nach Abschluss der Dreharbeiten von der Einstellung des Mainz-Krimis erfuhr, konnte Heike Makatschs Figur nicht "würdig" verabschiedet werden.

All das passt in die flatterhafte Geschichte des SWR-Krimis irgendwie gut hinein. Zum Abschluss versucht man es noch mal mit einem düsteren Thriller-Stoff, den sich "Tatort"-Routinier Jürgen Werner (schreibt die meisten Dortmunder Fälle) ausgedacht hat: Eine Frau stürzt vom Balkon ihrer Wohnung, auf den ersten Blick ist es Selbstmord. Allerdings verrät die Wohnung der Toten, dass sich das Opfer offenbar überwacht fühlte und große Angst hatte.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Polizist Thomas Engels (Andreas Döhler) stand der Toten offenbar nahe und zeigt sich sehr engagiert in dem Fall. Bald stellt sich heraus, dass er das Opfer vor einem perfiden Stalker schützen wollte. Offenbar handelt es sich um einen Serientäter. Jemand, der durch Überwachungstechnik, systematische Destabilisation seiner Opfer und Angriffe im Dunkeln Frauen in den Tod treibt.

Schmalspurversion von Lars Eidingers "stillem Gast"?

Als sich mit Julia Ritter (Susanne Wuest) eine weitere Frau wegen anonymer Drohungen an die Polizei wendet, will man sie unbedingt vor dem Monster von Mainz schützen. Daran arbeiten Ellen Berlinger, Thomas Engels und der neue Kollege Lukas Wagner (Ludwig Trepte), der Berlinger zur Seite gestellt wurde, um den urlaubenden Martin Rascher (ohne Auftritt im Abschlussfilm: Sebastian Blomberg) zu ersetzen. Doch kann man Thomas Engels trauen? Und was ist mit dessen Vorgesetztem Niklas Zerrer (Rainer Sellien), der offenbar etwas verheimlicht?

Bald gerät Sonderling Daniel König (Matthias Lier) unter Verdacht. Doch er ist offenbar gut darin, keine beweiskräftigen Spuren zu hinterlassen. Drei oder sogar vier ambivalent agierende Männerfiguren kreiert dieser "Tatort". Alle könnten – zu Anfang – jener Bösewicht sein, dessen perfides Spiel mit Frauen Ellen Berlinger mehr und mehr auch persönlich an die Nieren geht.

An der düsteren, aber durchaus schicken Inszenierung von Jochen Alexander Freydank ("Riesending – Jede Stunde zählt") liegt es nicht, dass der Thriller-"Tatort" nicht funktioniert. Die Bilder sind intensiv, dunkel und der Einsatz von viel Handkamera und "Shots" von Außen durch Scheiben vermitteln ein Gefühl von Unmittelbarkeit und subtiler Bedrohung. Doch das war's allerdings schon, was sich Positives über den Krimi sagen lässt.

Das Drehbuch Jürgen Werners steckt voller unglaubwürdiger Behauptungen und Logikfehler. Das Bedrohungsszenario, dass sich durch den "Larger than life"-Meister-Stalker ergeben soll, ist in keinem Moment glaubwürdig. Dass es dem Verdächtigen, der an eine Schmalspurversion von Lars Eidingers Figur des "stillen Gasts" aus drei Kieler "Tatorten" erinnert, gelingt, selbstbewusste Frauen durch klassisch abgegriffene Thriller-Moves so zu destabilisieren, dass diese freiwillig vom Balkon springen, kann man sich auch mit viel Krimi-Vertrauensvorschuss nicht vorstellen.

Was wollte (man mit) Ellen Berlinger?

Damit reiht sich "Tatort: Aus dem Dunkel" in eine lange Reihe von Problemen ein, welche die Redaktion offenbar mit Ellen Berlinger und ihren Fällen hatte. Nie bekam der Makatsch-Krimi ein wirkliches Profil, eine Handschrift oder einfach nur "das gewisse Etwas". Los ging es im März 2016 noch in Freiburg und dem Fall "Fünf Minuten Himmel". Der damals hochschwangeren Heike Makatsch schrieb man – wohl auf den letzten Drücker – eine Figur ins Buch, die mit der Sorge für die eigenen Kinder überfordert war. Die Kommissarin mit dem Muttersein-Problem – eigentlich eine spannende Prämisse! Nach Berlingers Umzug nach Mainz und dem Einstieg des (guten) Sebastian Blombergs als feinnerviger Kollegen Martin Rascher schien die Reihe an Potenzial zu gewinnen, doch sie litt weiterhin an schwachen Drehbüchern.

Einzig die dritte Folge "Blind Date" (2021) um eine blinde Zeugin, die unter Einfluss der Täter geriet, erwies sich als recht spannende, weil ungewöhnlich Geschichte. Letztlich erschufen die Stoffentwickler über sieben Jahren gerade mal fünf Berlinger-Filme. Auch der Umstand, dass man der Makatsch-Figur ihre kleine Tochter, die sie als alleinerziehende Mutter in Mainz großzog, irgendwann wieder aus dem Drehbuch herausschrieb, zeigte, dass man nie so recht wusste, wie man Berlinger als Frauenfigur erzählen wollte. Private Szenen blieben Füllmaterial. Heike Makatsch selbst kann man deswegen keinen Vorwurf machen, sie erhielt in ihrem Spiel wenig Unterstützung vonseiten der Bücher. Ihre Ellen Berlinger bleibt eine Randnotiz der mittlerweile 53 Jahre alten "Tatort"-Geschichte.

Tatort: Aus dem Dunkel – So. 08.10. – ARD: 20.25 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Top stars

"Let's Dance"-Moderator Daniel Hartwich.
Daniel Hartwich
Lesermeinung
Schauspielerin Jane Fonda.
Jane Fonda
Lesermeinung
Elisabeth Lanz im Porträt: Karriere und Leben der österreichischen Schauspielerin.
Elisabeth Lanz
Lesermeinung
Schauspieler und "Tatort"-Star Axel Prahl.
Axel Prahl
Lesermeinung
Gefeierter Charakterdarsteller: Bruno Ganz.
Bruno Ganz
Lesermeinung
Lavinia Wilson  in "Blutgeld"
Lavinia Wilson
Lesermeinung
Schauspieler Wolfgang Stumph, aufgenommen bei der MDR-Talkshow "Riverboat".
Wolfgang Stumph
Lesermeinung
Schauspielerin Abbie Cornish.
Abbie Cornish
Lesermeinung
Damian Hardung ist ein deutscher Schauspieler.
Damian Hardung
Lesermeinung
Eine der ganz großen deutschsprachigen Darstellerinnen: Senta Berger
Senta Berger
Lesermeinung

Das beste aus dem magazin

Hat als Trainer und Spieler Bundesliga-Geschichte geschrieben: Winfried Schäfer.
HALLO!

"Die haben sich angeschaut und gedacht, der Schäfer spinnt"

Winfried Schäfer erzählt in seiner Autobiografie von unglaublichen Erfolgen, dem Wunder vom Wildpark und persönlichen Rückschlägen. Ein faszinierender Einblick in die Welt des Fußballs.
Prof. Dr. med. Christoph Kleinschnitz ist Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen.
Gesundheit

Herz und Gehirn: Wie die beiden großen Organe zusammenhängen

Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern steigern nicht nur das Schlaganfall-Risiko, sondern erhöhen auch das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Zudem kann ein Schlaganfall das Herz beeinträchtigen. Eine ganzheitliche Betrachtung des Körpers ist daher in der Medizin entscheidend.
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 20.15 Uhr die SWR-Gesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des „ARD Gesund“-YouTube-Kanals erklärt sie medizinische Themen.
Gesundheit

Lymphödem - Wenn der Körper Wasser staut

Eine harmlos wirkende Wunde entpuppte sich als Symptom eines chronischen Lymphödems. Ein Betroffener berichtet von den Herausforderungen und der entscheidenden Rolle von Bewegung in seinem Therapieplan.
Viele Pollenallergien äußern sich durch tränende, juckende Augen, verstopfte Nase und Niesattacken.
Gesundheit

Seltene Allergien: So ungewöhnlich sind die Auslöser

Seltene Allergien wie das Alpha-Gal-Syndrom oder die Ambrosia-Allergie stellen Betroffene oft vor große Herausforderungen. Dr. Frederik Krefting erklärt die Ursachen und mögliche Behandlungsansätze.
Joy Denalane und Max Herre: Ein musikalisches Traumpaar, das die Zuschauer in ihrer neuen Doku ganz nah an sich heranlässt.
HALLO!

Sängerin Joy Denalane über ihre neue Doku-Serie: "Es ist schon sehr spannend, sein jüngeres Ich zu sehen"

"Wir waren damals sehr verspielt, hatten aber trotzdem eine ganz klare Vorstellung von unserer Kunst.": Joy Denalane über ihre musikalische Reise mit ihrem Mann Max Herre. Hier das gesamte Gespräch.
"Mord in Wien"-Star Caroline Frank im Interview.
TV-News

Ein ungleiches Duo: Caroline Frank im Interview

Caroline Frank spielt die Hauptrolle in der neuen ARD-Krimireihe "Mord in Wien". Als Majorin Franziska Malzer muss sie sich an ihren neuen Kollegen gewöhnen und spannende Fälle lösen. Die Premiere des ersten Films "Der letzte Bissen" zeigt, dass der Plot aktueller ist als gedacht.