Tatort
04.02.2024 • 20:15 - 21:45 Uhr
Serie, Krimireihe
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Altersfreigabe
12+
Serie, Krimireihe

Vaterliebe hinter Gittern

Von Franziska Wenzlick

Nach dem Mord an einem Gefängnisinsassen beißen die Münchner Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) im neuen "Tatort: Das Wunderkind" auf Granit: Weder die Häftlinge, noch die Angestellten der Justizvollzugsanstalt wollen mit den Ermittlern kooperieren.

Wirklich geübt scheint Dieter Scholz (Carlo Ljubek) im Umgang mit seinem Sohn Ferdinand (Phileas Heyblom) nicht zu sein. Gerade erst hat der Junge, im neuen München-"Tatort" das titelgebende "Wunderkind", einen Klavierwettbewerb gewonnen. Etwas unbeholfen steht Scholz daneben, als seinem Kind ein Scheck in Höhe von 7.500 Euro überreicht wird. Dann trennen sich die Wege von Vater und Sohn: Ferdinand verlässt die Veranstaltung mit seinen Pflegeeltern, Scholz geht zurück in die Justizvollzugsanstalt. Er hat Ausgang bekommen, sich einen Smoking von einem Wärter geliehen.

Nun jedoch muss Scholz ins Gefängnis zurückkehren – wenn auch nicht für lange Zeit. Ein Tag bleibt ihm noch, dann ist der Musterhäftling ein freier Mann. Scholz träumt davon, sich ein neues Leben aufzubauen. Er will seinen Sohn zu sich zurückholen, auch wenn dieser eigentlich lieber bei seinen fürsorglichen und wohlhabenden Pflegeeltern bleiben möchte.

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Sich etwas zu Schulden kommen lassen sollte Scholz also nicht. Trotzdem gerät er ins Visier der Ermittler, als kurz vor seiner Entlassung ein allseits gefürchteter Mithäftling (Ralph Herforth) hinterrücks ermordet wird. Vor allem Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) will nicht so recht an die Läuterung von Scholz glauben – auch wenn dieser beteuert, sich stets von dem getöteten Bandenanführer ferngehalten zu haben.

Leitmayr lässt tief blicken

Während Ivo Batic (Miroslav Nemec) und der jüngst beförderte Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) alle 18 potenziellen Täter gleichermaßen unter die Lupe nehmen, beißt sich Leitmayr schon früh am – einst wegen Kindesmisshandlung angezeigten – Scholz fest. "Der hat sich nicht geändert, der wird seinen Jungen wieder schlagen, verlass' dich drauf", versichert er Batic. "Mein Vater hat sich jeden Tag entschuldigt, am nächsten Tag gab es wieder Prügel."

Es ist ein seltener und gleichermaßen berührender Einblick in Leitmayrs Seelenleben, den der Autorenfilmer Thomas Stiller dem Publikum im düsteren Film "Tatort: Das Wunderkind" gewährt. Der renommierte deutsche Krimiregisseur ("Tatort: Der traurige König") zeigt den Kommissar im 94. Fall der Münchner Ermittler als engagierten Kämpfer für das Wohl des Kindes. Batics Ermahnungen ("Das ist nicht unsere Baustelle!") verhallen derweil ungehört: Leitmayr will Ferdinand schützen – auch, wenn er dabei zwischenzeitlich den Fall aus den Augen verliert.

Ohnehin gehen die Ermittlungen in der JVA nur schleppend voran. Die Kommissare beißen bei den Insassen, aber auch beim Gefängnispersonal auf Granit. Niemand will etwas gesehen haben, niemand will etwas gehört haben, und die Überwachungskamera hat ausgerechnet im entscheidenden Moment nicht funktioniert. Das ist nicht nur für Batic, Leitmayr und Kalli frustrierend, sondern leider auch – in geringerem Maße – für die Zuschauer des Films: Dass die erfolglosen Befragungen fast schon repetitive Züge annehmen, kostet den Krimi vor allem im zweiten Drittel einiges an Spannung.

München-"Tatort": So geht es weiter

Ein Glück, dass die Geschichte rund um "Wunderkind" Ferdinand einen äußerst gelungenen Kontrast zur monotonen Knast-Kulisse bietet. So ist der jüngste "Tatort" aus München letztlich nicht nur als Kritik am deutschen Gefängnissystem, sondern auch als herzzerreißendes Familiendrama zu begreifen.

Nachschub aus München gibt es noch im Frühjahr 2024: Unter der Regie von Christoph Stark, der auch das Drehbuch verfasste, entstand im Sommer 2023 der Krimi "Tatort: Schau mich an". Im Film finden die Münchner Ermittler-Urgesteine einen Torso in der Kanalisation, der in Verbindung mit verstörenden Gewaltvideos aus dem Internet gebracht wird. Insgesamt sind Batic und Leitmayr 2024 in drei Fällen zu sehen.

"Tatort: Das Wunderkind" – So. 04.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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