Expedition Happiness

KINOSTART: 04.05.2017 • Dokumentation • Deutschland (2017) • 95 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Expedition Happiness
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
Deutschland
Laufzeit
95 Minuten
Von Florian Blaschke

"Wir wissen noch nicht so richtig, was uns erwartet, glaub ich." Dieser Satz könnte als Motto stehen für das, was Felix Starck und Selima Taibi gemacht haben, als Motto über ihrem Film "Expedition Happiness". Und nicht umsonst ergänzt Taibi diesen Satz von Starck mit einem selbstbewussten "Wir leben nach dem Motto 'Weniger Planung bedeutet mehr Flexibilität.'"

Ein bisschen Planung braucht es dann aber doch, wenn man vorhat, was die beiden vorhaben: Einmal quer durch Amerika wollen sie fahren, von Alaska im Norden ganz in den Süden nach Mexiko, eine Reise auf der Suche nach dem Glück soll es werden für die beiden Weltenbummler, denen zu Hause in Berlin immer wieder die Decke auf den Kopf fällt und für die das Reisen, das Unterwegssein, das Höchste ist.

Was die beiden dabeihaben, ist ein umgebauter amerikanischer Schulbus, eine Kamera, eine Drohne für Luftaufnahmen, ihr Hund Rudi – und jede Menge Abenteuerlust. Mit ihrer Reise quer durch Kanada wollen die beiden zwei Projekte auf einmal stemmen: Starck will nach seiner Doku "Pedal The World", für die er in 365 Tagen 18.000 Kilometer durch 22 Länder per Fahrrad zurückgelegt hat, seinen zweiten Film drehen. Taibi, die als "Mogli" Musik macht (unter anderem hat sie an der zweiten Staffel von "The Voice of Germany" teilgenommen), Songs für ihr nächstes Album schreiben. Beides wird gelingen.

Into the Wild

Nicht ganz zufällig erinnert "Expedition Happiness" zumindest teilweise an eine andere Reise: 1990 bricht Christopher McCandless, ein 22-jähriger Student aus wohlhabender Familie zu einer zweijährigen Tour durch die USA auf, die ihn bis nach Alaska führt. Doch McCandless ist alles andere als gut vorbereitet, er ist miserabel ausgerüstet, unterschätzt die Wildnis im Denali-Nationalpark völlig und macht zu viele Fehler. Er stirbt Ende August 1992 in einem verlassenen alten Linienbus 142 der "Fairbanks City Transit System", seinem "Magic Bus". Seine Geschichte, aus der Jon Krakauer eine legendäre Reportage gemacht und die Sean Penn mit "Into the Wild" verfilmt hat, ist bis heute Stoff und Antrieb für Aussteiger aller Art.

Auch Starck und Taibi könnte man als Aussteiger bezeichnen, doch verglichen mit McCandless' Magic Bus ist ihr Schulbus ein Luxus-Wohnmobil, sind ihre Probleme vernachlässigbar, ist ihre Reise die Light-Version von McCandless Trip. Und so wirkt bei ihnen auf den ersten Blick vieles zu harmonisch, zu spielerisch, was fehlt, sind die Konflikte, die es ganz sicher gegeben haben wird, all die alltäglichen Probleme und Streitigkeiten. Da sind zwei grundsympathische Menschen unterwegs, die wirken wir Models aus einem Hipster-Katalog, denen man so auch in einem der vielen Coffee-Shops begegnen könnte, wo sie einem davon erzählen, bald raus zu wollen, in die Natur, into the Wild.

Und doch gibt das diesem Film auch seine Leichtigkeit, seinen Charme. Denn selbst wenn es anfangs in den Bus reinregnet, wenn der Warmwasserboiler den Geist aufgibt, nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf wirkt Felix Starck zwar ein wenig müde, aber immer noch wie ein kleiner Junge, der sich im Wald seine erste Bude gebaut hat. Und Selima Taibi wirkt wie der Hippie, als das Starck sie vorstellt: mädchenhaft und ansteckend fröhlich.

Sympathisches Doku-Roadmovie

Was ebenfalls auffällt: Im Film wirkt es, als hätten Starck und Taibi diese Reise komplett ohne Hilfe angetreten. Zwar treffen sie immer wieder mal auf Menschen, dass sie jedoch den alten Schulbus beispielsweise mit Hilfe eines Handwerkers umgebaut haben, findet nicht statt in diesen 101 Minuten. An sich wäre das kein Problem, doch untergräbt dieser filmische Trick am Ende ein wenig die Glaubwürdigkeit des "Abenteuers", das die beiden da angetreten haben.

Seine Stärke aber spielt "Expedition Happiness" in den Zwischentönen aus. Neben den mal sympathisch verwackelten, mal opulenten Aufnahmen der Landschaft nämlich gibt es da durchaus Kommentare, die ein zweites Hinhören lohnen, in denen es dann tatsächlich um mehr geht als nur die herrliche Natur, sondern um Liebe und Glück, um die Sehnsucht, die auf diese Art so viele Menschen verspüren dürften und um das, was das Reisen mit uns macht.

Und so ist "Expedition Happiness" eine Art Doku-Roadmovie, das durchaus seine Spuren hinterlässt, das Lust macht aufzubrechen und das zwei Menschen porträtiert, die man am Ende irgendwie ins Herz geschlossen hat. Und das ist schon eine ganze Menge wert.

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