29.03.2021 Schauspielerin

Idil Üner

Von Lara Hunt
Schauspielerin Idil Üner.
Schauspielerin Idil Üner. Fotoquelle: Matthias Bothor

In der ZDF-Reihe "Nachtschicht" spielt Idil Üner die neue Ermittlerin Tülay Yildirim. Ein Gespräch über Rechtsextremismus, Dreharbeiten in Zeiten von Corona und Schauspiel-Kollege Armin Rohde.

Frau Üner, wie gefällt es Ihnen bei der Nachtschicht?

Es ist super. Das Team ist total toll, die langjährige Zusammenarbeit zwischen Armin Rohde und Autor und Regisseur Lars Becker spricht für sich. Es ist wie eine Surfwelle, auf die man mit seinem Brett springen kann, und mitgerissen wird. Mit Armin Rohde habe ich mich direkt gut verstanden. Das ging wie beim Pingpong hin und her. Ich war ganz traurig, als der Dreh vorbei war und wir aufhören mussten. Aber zum Glück geht es im Herbst weiter.

Im Film "Blut und Eisen" wird Corona thematisiert. Es herrscht Maskenpflicht und die Menschen müssen Abstand halten. Wie war das für Sie als Schauspielerin?

Wir haben Mitte Juni angefangen zu drehen, da war Corona ja schon ein absolut präsentes Thema. Hinter der Kamera haben wir sowieso mit einem Hygienekonzept gearbeitet. Die Frage war dann, ob wir das, was hinter der Kamera war, auch in den Film einfließen lassen. Lars Becker hat entschieden, dass es einfließt, aber nicht im Mittelpunkt stehen sollte. Das Drehbuch war ja längst geschrieben. Ich finde, es ist gut gelungen, aber nicht mit aller Wucht aufgedrückt, sondern an einigen Stellen sogar humorig. Wenn der Beschuldigte dem Polizisten sagt, er solle Abstand halten, zum Beispiel.

In der Folge "Blut und Eisen" geht es um Rechtsextremismus. Wie wichtig ist Ihnen das Thema?

Das ist immer noch ein gesellschaftsrelevantes Thema, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Zum Glück war ich im Laufe meines Lebens nicht oder nur ganz am Rande persönlich betroffen, aber ich kenne Betroffene. Und ich denke, wir sollten das Thema so lange behandeln, bis es kein Thema mehr ist. Es gibt so viele Menschen, die durch Angst oder ein mangelndes Selbstbewusstsein Hass auf andere Menschen haben. Nicht nur Menschen aus anderen Ländern, sondern auch Frauen, Parteien oder gewisse Gruppierungen.

Sind Sie also nie Opfer von Rassismus gewesen?

Irgendwann, ich glaube in der siebten Klasse, habe ich gehört wie jemand "Türken stinken und haben kein Geld" gesagt hat. Zum Glück war das der einzige Spruch, den ich mitbekommen habe. Ich nehme mir das aber nicht so zu Herzen, auch wenn ich es nicht entschuldigen will. Was ich merke, ist, dass mein Name nie richtig ausgesprochen wird. Dabei ist der ganz einfach. Idil. Vier Buchstaben, zwei Is, ein D und ein L. Das geht aber vielen mit ausländischem Namen so, und das ist schon eine Form von Ignoranz.

Wie reagiert man darauf?

Ich habe beim Theater-Projekt "Funk is not dead" Regie geführt. Da haben wir all unsere Erfahrungen humorvoll verbraten. Zum Beispiel das falsche Aussprechen des Namens. Wir haben es auf die Spitze getrieben, einen besonders komplizierten Namen genommen und ihn zu kunstvollen Worten werden lassen. Das ist meine Art, so etwas zu verarbeiten. Ich kann aber verstehen, wenn sich Menschen wegen so etwas nicht ernstgenommen fühlen.

Was steht in diesem Jahr für Sie noch beruflich an?

Aktuell probe ich als Schauspielerin am Thalia-Theater in Hamburg. Dann gibt es da eine kleine Sache, die ich eventuell als Regisseurin machen werde. Im Herbst drehe ich die nächste "Nachtschicht", und außerdem habe ich eine kleine Rolle in einem Kinofilm von Annika Decker.

Nicht schlecht, dafür, dass die Kultur in der Krise steckt.

Stimmt, ich habe Glück. Ich weiß noch, wie der erste Lockdown kam und sich Projekte verschoben haben. Mein Mann ist auch Schauspieler, wir waren also beide betroffen – und haben dann im Bio-Supermarkt um die Ecke angefragt, ob Auspacker gesucht werden. Und tatsächlich gab es den Bedarf. Dann habe ich Kartons ausgepackt.

Wäre das für Sie eine Alternative zur Schauspielerei?

Nein, auf Dauer nicht. Aber ich kann mir vorstellen, es immer mal wieder zu machen. Das war ein spannender Einblick, ganz anders, als wenn man selber Einkaufen geht. Statt auf der Seite des Einkäufers stand ich auf der Seite der Verkäufer – und man kriegt da schon eine Menge mit, sieht sich die Menschen an, merkt, wer ungeduldig ist, wer freundlich ist, und so weiter. Da wir Schauspieler eh immer mal wieder für Figuren recherchieren müssen, war das eine tolle Erfahrung.

TV-TIPP

  • "Nachtschicht: Blut und Eisen" (-> Filmkritik)
  • Montag, 29. März, 20.15 Uhr
  • ZDF

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