19.05.2025 Im Interview

Helmut Zerlett: Der Komponist hinter den Hits

Helmut Zerlett, bekannt aus der "Harald Schmidt Show", gibt Einblicke in sein Schaffen als Komponist für Kino und TV. Er spricht über aktuelle Projekte wie "Die Ältern", die neue Staffel von "Der Letzte Bulle" und seine Herangehensweise an die Filmmusik.
Helmutt Zerlett spricht über seine Arbeit als Komponist und seine Zeit in der "Harald Schmidt Show".
Helmutt Zerlett spricht über seine Arbeit als Komponist und seine Zeit in der "Harald Schmidt Show". Fotoquelle: Helmut Zerlett

Musiker Helmut Zerlett komponiert die Musik für viele Kino- und TV-Produktionen. Wir haben mit ihm über seine Arbeit und aktuelle Projekte gesprochen.

prisma: Sie haben vor einiger Zeit die Musik zum Kinofilm „Der Spitzname“ komponiert, wie auch schon zu den Vorgängern „Der Vorname“ und „Der Nachname“. Haben Sie die Filme im Kino angeschaut?

Helmut Zerlett: Bei allen Kino-Produktionen genieße ich es, den Film – meistens bei der Premiere – mit vielen anderen Menschen zusammen zu erleben. Erst im Kino entfalten solche Filme ihr ganzes Potential. Und an Stellen, wo mir die Musik sehr wichtig war, finde ich es spannend zu schauen, wie das Publikum reagiert.

Wie kann man sich das mit dem Komponieren vorstellen? Setzen Sie sich an den Schreibtisch und schon sprudeln die Ideen?

Grundsätzlich unterscheiden sich bei meiner Arbeit zwei Herangehensweisen. Bei einer TV-Produktion ist mein Zeitfenster viel kürzer, nur vier bis sechs Wochen, und meistens bekomme ich einen „Picture Lock“, das heißt: Der Film ist bereits fertig geschnitten und hat oft auch schon temporäre Musikplatzhalter. Da ist es von Vorteil, wenn schon im Schnitt Musik von mir genommen wurde.

Bei einer Kino-Produktion beginne ich häufig schon vor Drehbeginn zusammen mit dem Regisseur erste Ideen zu entwickeln. Drehbeginn ist dann oft auch schon Schnittbeginn und ich kann zusammen mit dem Cutter erste Bilder mit Musik ausprobieren. Das mache ich gerade bei dem neuen Sönke Wortmann-Film „Die Ältern“, der gerade abgedreht wurde.

Ist Ihnen auch schonmal bei einem Projekt partout nichts eingefallen? Was würden Sie dann machen?

(lacht) Das ist mein Grundzustand! Aber im Ernst: Es gibt wirklich immer wieder Phasen, wo ich Sachen ausprobiere und nichts scheint zu passen. Manchmal hilft es dann, einfach eine Pause zu machen und etwas komplett anderes anzugehen. Zum Beispiel etwas zu kochen…

Gibt es bei Filmmusik strenge Vorgaben vom Regisseur?

Jeder Regisseur hat eine mehr oder weniger klare Vorstellung eines „Tons“ vom Film. Gemeinsam gehen wir den Film Punkt für Punkt durch. Ich arbeite dann mit Cuelisten, in denen ich framegenau die Art des Gefühls der Stelle, an welcher Musik unterlegt werden soll, aufzeichne.

Wie lange brauchen Sie in der Regel, bis Sie zufrieden sind mit einem Stück?

Da gibt es keine Regel, manchmal hat man Glück und trifft schnell den Ton, manchmal muss man mehrere Anläufe machen.

Was denken Sie, wenn Sie einen fertigen Film mit Ihrer Musik sehen?

Im Idealfall vergesse ich, dass die Musik von mir kommt und kann den Film als Einheit genießen.

Sie haben schon Musik zu vielen Kino- und TV-Filmen beigesteuert, darunter sehr unterschiedliche Genres. Welche Richtung liegt Ihnen am meisten? Komödien, Kinderfilme oder etwas ganz anderes?

Das Tolle an meinem Beruf ist, dass ich vor jedem neuen Film wie ein kleines Kind dastehe und erst einmal ganz von Vorne anfange. Und das ist bei einer großen Genre-Vielfalt natürlich noch spannender. Jedes Genre ist für mich spannend! Ich freue mich immer auf neue Herausforderungen.

Spielen Sie die Musik für die Produktionen auch selbst ein?

Die meisten Instrumente spiele ich selber. Ich habe mir über die Jahre auf vielen Instrumenten ein Basiswissen geschaffen, das hilft, mir viele eigenständige Klänge selbst zu entwickeln. Gerade erst habe ich mir ein Kornett gekauft, auch wenn ich mich nie an Blasinstrumente herangetraut habe. … Ich arbeite aber auch sehr gerne mit Solisten, wie zum Beispiel dem früheren WDR-BigBand-Mitglied Heiner Wiberny, zusammen. Er hat übrigens bei der „Vorname-Nachname-Spitzname“ Trilogie alle Klarinetten und Saxophone eingespielt.

Haben Sie musikalische Vorbilder?

Als ich als junger Mensch „Spiel mir das Lied vom Tod“ gesehen habe, war ich unheimlich von der Musik beeindruckt. Dass ich selber einmal Musik für Filme machen darf, hätte ich mir damals nicht träumen lassen.

Gibt es Ihre legendäre Band aus Zeiten der „Harald Schmidt Show“ noch?

Ja, es war eine große Mannschaft und wenn ich Gelegenheit dazu habe, wie zum Beispiel bei der Grimme Preis Verleihung in Marl, trommele ich viele davon wieder zusammen.

Vermissen Sie es, regelmäßig im Fernsehen vor der Kamera aufzutreten?

Es war eine schöne Zeit, an die ich mich sehr gerne erinnere. Sollte Harald nochmal Lust haben, wäre ich sofort dabei…

An welchen Projekten arbeiten Sie gerade?

Neben meinen ersten Gehversuchen bei dem neuen Sönke Wortmann-Film „Die Ältern“ bereite ich gerade mit meinen Kollegen Robert Matt und Patrick Schmitz eine achtteilige Serie für SAT.1/Amazon Prime vor: Eine neue Staffel von „Der Letzte Bulle“, der erste Block wird inszeniert von meinem Freund Wolfgang Groos.

Welche Musik hören Sie privat gerne?

Privat höre ich gerne die Natur: Bienen, Wind, Vögel, das Meer, der Wald, es gibt so viel zu hören auf der Welt…

Haben Sie TV- oder Streaming-Tipps für unsere Leser?

Ich freue mich auf die neue Staffel von „Where’s Wanda?“ von Tobi Baumann