14.09.2020 Genuss

Die Mystik des Weins – ein Besuch in der Pfalz

"Ein großer Wein spielt mit Säure und mit Süße, mit Bitterkeit und Cremigkeit, mit Salz und Parfüm." Für Stephan Attmann ist der Weinbau etwas ganz Besonderes. Bei ihm bestimmt die Leidenschaft das Tempo. Wir haben den Winzer in der Pfalz besucht.

Am Rande des Pfälzerwald, dort, wo im Erdreich der Buntsandstein direkt an den Löß grenzt, hat Stephan Attmann sein Anbaugebiet. "Diese Mischung aus Buntsandstein, Kalk und Basalt, das macht unseren guten Boden aus", sagt der Winzer aus Deidesheim. Man könnte sagen, er ist im Mekka des Weinbaus zu Hause. Denn nicht weit entfernt wurde 1867 die wohl älteste mit Wein gefüllte Flasche gefunden. Sie soll aus dem Jahr 325 stammen und ist heute im Historischen Museum der Pfalz in Speyer ausgestellt. "Wenn ich nicht hier in der wunderschönen Pfalz meiner Leidenschaft nachgehen könnte, dann wäre ich gerne Winzer im Burgund. Aber das werde ich wohl nicht schaffen", schmunzelt Attman beim Gang durch das "Forster Ungeheuer". So heißt die bekannte Weinlage im benachbarten Forst, die vor Westwinden geschützt ist und in der die Rieslingtrauben regelmäßig einen Vorsprung in ihrer Entwicklung haben. Die Weine zeigen später eine feine Fruchtigkeit mit Noten von Pfirsich, Aprikose und Ananas. Einer Anekdote nach hat schon Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck die Weißweine aus dieser klassifizierten Großen Lage sehr geschätzt: "Dieses Ungeheuer schmeckt mir ungeheuer."

Nach der Traubenlese, die jetzt im September stattfindet und die in diesem Jahr in der Pfalz gute Qualitäten hervorbringen wird, sowie der anschließenden Weiterverarbeitung liegen die meisten Attmann-Weine in den 400 Holzfässern im Keller des Weinguts Von Winning. Dadurch bekommen sie einen eigenen Charakter. Denn der ist dem Chef wichtig. Da darf der Pinot Noir (Blauburgunder) auch gerne mal nach "Wilder Cassis und Feuerstein" duften, wenn er später ins Glas kommt.

"Die Mystik des Pinot Noir, Grand Cru (Großes Gewächs), hat mich zum Winzer gemacht", sagt Stephan Attmann, der nach dem Studium der BWL eine Winzerlehre machte und einige Zeit in den weltberühmten Weinbergen des Burgund lernen durfte. Von dort hat er seine Leidenschaft mitgebracht, die ihn heute täglich in der Pfalz antreibt: "Wir Winzer brauchen das. Nur so können wir Jahr für Jahr besser werden. Das schmeckt man unseren Weinen dann auch an."