Wer hätte das vor 20 Jahren gedacht: Websites und Apps sind zu einem Motor guten Alterns geworden!
Sie suchen neue Rezepte zum Kochen, neue Ziele zum Reisen, neue Anregungen für Hobbys. Sie suchen neue Bekanntschaften – spätere Liebe nicht ausgeschlossen. Die Rede ist von den sogenannten Alten. Sie leben im Hier und Jetzt, sind mit dem Internet in die Rente gegangen oder haben es dort erst für sich entdeckt.
Längst gibt es einen "Goldenen Internetpreis" für Senioren. Weitgehend unkommerzielle Websites wollen dem Leben im Alter eine Dimension verleihen, die früheren Generationen verschlossen blieb.
Dazu gehören auch Apps, die Hilfe bei allen erdenklichen körperlichen Einschränkungen bieten. Die Pilleneinnahme oder die Einhaltung von Diäten überwachen sie im Stil eines Anstandswauwaus.
Die Websites setzen mal bei Sechzigjährigen an, so bei der Generation Gold (www.generationgold.de), mal fassen sie den Kreis der potenziell Interessierten von vornherein weiter: www.crazyfiftyplus.com heißt eine der erfolgreichen Community- Gründungen. Dabei geht es, der Name lässt es anklingen, um Lebensgenuss in vollen Zügen.
"Deshalb lautet unser Motto: Gemeinsam statt einsam", sagt Crazy50plus-Gründer Karl-Georg Glehn aus Köln.
Das Internet ist einst aus Notwehr gegen die Nazis entstanden, aus Angst, die Deutschen könnten als Erste die Atombombe entwickeln. Führende Militärs und Wissenschaftler in den USA wurden mit den elektronischen Möglichkeiten der Zeit aneinandergekoppelt. Ein Instrument des Militärs und der Überwachungsdienste ist das Internet geblieben, auch wenn die meisten Menschen glauben, es diene ihrer Freiheit.
Google, Facebook und andere Greifarme des unbegrenzten Konsums graben sich immer tiefer und zielgenauer in das Leben der Jungen und Berufstätigen.
Dagegen können sich Senioren, die ursprünglich kaum als bevorzugte Nutzergruppe gesehen wurden, relativ unbeschwert der Vorteile des Netzes erfreuen. Mailen, skypen, online shoppen, das alles ist kinderleicht, also auch seniorengerecht.
Senioren suchen selektiver
Die ältere Generation wird sich mutmaßlich nicht so intensiv dem Gaming, das heißt dem Spielen in all seinen Variationen, hingeben wie die junge. Sie wird auch Fernsehserien und japanische Comic- Animationen nicht in jener Verfressenheit (im Fachjargon: "Binge") zu sich nehmen, wie das unter Teenies üblich ist. Die Senioren suchen selektiver. Sie können per App ihren Kreislauf überprüfen wie auch ihr Gewicht.
Sie können sich, ausgestattet mit Pulsmessern und Schrittzählern, auf die Jogging-Strecke begeben und sich dabei gegen etwaige Überanstrengung gewappnet fühlen. Sie können gezielt nach Brille und Hörgerät suchen und auch nach Treppenliften. So bietet ThyssenKrupp Encasa eine 3DApp, die einen Eindruck vermittelt, wie sich ein Lift in den eigenen vier Wänden machen würde: Mithilfe der App lässt sich auf dem Tablet-PC oder anderen mobilen Endgeräten das passende Modell aussuchen und nach eigenem Geschmack gestalten.
Karl-Georg Glehn von Crazy50plus hat die Erfahrung gemacht, dass die Rubrik "Freundschaft, Liebe und Partnerschaft" bei seinen Nutzern ganz oben steht.
Sein persönliches Steckenpferd ist die Rubrik "Lecker essen und trinken", weil sich dort Genuss und Gesundheit auf das Schönste verbinden. Spitzenköche wie Michael Debus tragen regelmäßig mit neuen Rezepten der grundsoliden Art dazu bei, die Lebensqualität im Alter zu steigern.