11.07.2017 Mobil im Alltag (3)

Mobil mit Bus und Bahn

Von Svenja Dahlhaus
Flexibel bleiben: Viele Verkehrsbetriebe und die Deutsche Bahn haben erkannt, dass Menschen, die aufs Rentenalter zugehen, eine wichtige Zielgruppe sind.
Flexibel bleiben: Viele Verkehrsbetriebe und die Deutsche Bahn haben erkannt, dass Menschen, die aufs Rentenalter zugehen, eine wichtige Zielgruppe sind. Fotoquelle: E+/Getty

Wer "60 plus" ist, hat im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gut lachen. Die meisten Verkehrsbetriebe und auch die Deutsche Bahn haben längst erkannt, dass Menschen, die auf das Rentenalter zugehen, eine wichtige Zielgruppe darstellen. Mit speziellen Spar-Angeboten sprechen sie gezielt Senioren an, die mobil und flexibel bleiben und dabei auch mal auf das Auto verzichten wollen.

"Die Rabatte gegenüber anderen Abonnements betragen 30, 40, teilweise sogar bis zu 50 Prozent", sagt Philipp Kosok, Referent für Verkehrspolitik beim Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD). Der gemeinnützige Umweltverband setzt sich seit mehr als 30 Jahren für zukunftsträchtige Verkehrsmodelle ein. Dazu gehören auch Projekte wie das Onlineportal "60+", das Informationen und Tipps zur Mobilität im Seniorenalter bereithält. "Der Renteneintritt ist ein interessanter Zeitpunkt, sich zu fragen, wie man lange mobil bleiben kann. Es lohnt sich, sich frühzeitig mit den Angeboten des ÖPNV zu beschäftigen und dabei von den Spartarifen der Verkehrsunternehmen zu profitieren", betont Kosok.

Ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der Angebote ist die Barrierefreiheit, sowohl der Zugangswege als auch der Haltestellen und der eingesetzten Fahrzeuge. Laut VCD sind in diesem Bereich in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte erzielt worden. "Der ÖPNV wird immer barrierefreier – auch dank einer gesetzlichen Richtlinie, die festlegt, dass ab 1. Januar 2022 alle Fahrzeuge und Bahnsteige bundesweit für Rollatoren, Rollstühle und Kinderwagen zugänglich sein müssen", sagt der Verkehrsexperte.

An den Haltestellen und in den Fahrzeugen kommt immer häufiger das Zwei-Sinne-Prinzip zum Einsatz: Die Ansagen, welche Bahn als Nächstes einfährt oder welche Haltestelle erreicht wird, sind nicht nur les-, sondern per Durchsage auch hörbar.

Deutlich erkennbare Türöffner-Funktionen sowie kontrastreiche Böden, die Sehbehinderten die Orientierung am Bahnsteig erleichtern, sind weitere Errungenschaften der Barrierefreiheit.

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur für möglichst viele Bürger zu schaffen müsse das Ziel der Städte und Kommunen sein, um die Verkehrsbelastung auf den Straßen zu senken, betont Kosok."Jüngere Leute nutzen gerade in urbanen Gebieten häufig den ÖPNV. Umwerben muss man die älteren Menschen, die vielfach auch in den Städten das Auto nutzen."

Hier seien auch Stadtplaner gefordert. "Sie müssen sich die Frage stellen, wie sich Fußwege attraktiver und sicherer gestalten lassen. Mit zunehmendem Alter steigen die Ansprüche an die Wege zur Haltestelle. Da kann eine Bank sehr wichtig sein, ebenso eine gute Beleuchtung, eine ebene Pflasterung und abgesenkte Bordsteine", erklärt der VCD-Experte.

Mit gutem Beispiel voran gehen laut einer Umfrage der "Aktion Mensch" zur Barrierefreiheit in fünf Großstädten München und Frankfurt, gefolgt von Hamburg und Berlin. Schlusslicht ist Köln – hier wurde insbesondere der Hauptbahnhof als hindernisreich beschrieben. Positiv zu bewerten ist laut Kosok hingegen die Verbesserung der Sicherheit und der Sauberkeit in öffentlichen Verkehrsmitteln – Aspekte, die gerade älteren Nutzern wichtig seien.

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