15.12.2020 Blick zu unseren Nachbarn

5 Fakten über ... Weihnachten in Tschechien

Wie feiern eigentlich unsere Nachbarn in Tschechien Weihnachten? In unserem Nachbarland gibt es eine ganze Reihe an Traditionen. Wussten Sie zum Beispiel, warum Mädchen an den Feiertagen mit Schuhen werfen? Oder warum manche Karpfen etwas mehr Glück haben als andere?

Gemeinsam mit der Tschechischen Zentrale für Tourismus - CzechTourism präsentieren wir Ihnen fünf spannende Fakten über Weihnachten in der Tschechischen Republick.

1. Weihnachtskarpfen aus der Badewanne

Traditionell wird in Tschechien seit dem 19. Jahrhundert an Weihnachten nach einer Fischsuppe Karpfen mit Kartoffelsalat serviert. Eine gängige Zubereitungsweise ist Karpfen blau, die Namensgebung ist auf die blassblaue Verfärbung der Fischhaut während des Garens zurückzuführen. Bei der Zubereitung wird das ganze Tier verwertet. Den Schuppen kommt dabei eine besondere, eine magische Bedeutung zu: Nach allgemeinem Brauch legt man am Weihnachtsfest Schuppen ins Portemonnaie - der Legende nach ein Garant für einen vollen Geldbeutel rund ums Jahr. Und: Wer keinen Karpfen isst, kauft meist trotzdem einen! Der Fisch schwimmt kurz in der Badewanne und wird dann von den Kindern mit ihren Eltern zurück in die Freiheit entlassen. Dies bringt zumindest dem Fisch Glück. Ein Rezept zum Weihnachtsklassiker Karpfen mit Kartoffelsalat gibt es auf der Website von CzechSpecials.

2. Schuhwurf und goldenes Schweinchen als Omen fürs kommende Jahr

An den Weihnachtsfeiertagen wächst in Tschechien die Neugier auf das kommende Jahr: Nach einer alten Tradition sollen Mädchen in den Weihnachtsfeiertagen einen Schuh hinter sich werfen. Zeigt der Schuh danach mit der Spitze in Richtung Tür, werde das Mädchen im kommenden Jahr heiraten, heißt es. Deutet der Schuh in Richtung Raummitte, bleibe die junge Frau noch mindestens ein Jahr daheim. Wer wissen möchte, wie das kommende Jahr wird, soll laut einer anderen tschechischen Weihnachtssitte nach dem Abendessen am Heiligen Abend einen Apfel zerschneiden und auf die Anordnung der Kerne im Inneren achten: Bilden die Kerne einen fünfzackigen Stern, steht laut dem Brauch ein gutes und besonders gesundes Jahr bevor, weniger Kerne sollen auf Pech hindeuten. Und was hat eine Kerze in einer Walnussschale, die in der Badewanne treibt, zu bedeuten? Wenn es das kleine Boot schafft, sich in die Mitte zu bewegen, kündigt dies dem Aberglauben nach eine große Reise für den Besitzer an. All diejenigen, die an Weihnachten diszipliniert sein möchten und Plätzchen & Co. widerstehen können, sollten diesen skurrilen Brauch testen: Wem es gelingt, am Heiligabend zu fasten, wird der Legende nach ein goldenes Schweinchen erblicken – ein Zeichen für Glück im kommenden Jahr. Allerdings wurde noch nie von jemandem berichtet, dem es gelang… 

3. Krippe mit Kultstatus

Krippenbau hat in ganz Tschechien Tradition: Im böhmisch-mährischen Hochland gibt es Familien, die sich seit über 200 Jahren der Krippenbaukunst widmen wie in der kleinen Stadt Třešť. Üblicherweise öffnen die Künstlerfamilien hier zur Weihnachtszeit ihre Häuser und Werkstätten für Besucher. Zum nationalen Kulturdenkmal wurde die über 120 Jahre alte Probošt-Weihnachtskrippe im ostböhmischen Třebechovice pod Orebem ernannt: 40 Jahre baute der nach ihr benannte Meister Jan Probošt an diesem hochkomplexen Meisterwerk mit dem Maßen 7 x 3 x 2 Meter. Es besteht aus mehr als 2.000 von Hand gefertigte Teilen. Erzählt wird die Geschichte von der Geburt Jesu bis zu seiner Auferstehung. Auf sieben Ebenen stellte der Künstler das Leben und die Arbeit der einfachen Leute dar, wobei sich rund 400 Figuren sich durch einen feine Mechanik durch die Szenerie bewegen. Seine filigrane Schöpfung ist im Krippenmuseum in Třebechovice zu bestaunen.

4. Glasperlen und -kugeln

In Tschechien schmückt man den Weihnachtsbaum mit besonderen Glaskugeln: Zahlreiche Manufakturen im ganzen Land stellen bis heute den zarten Baumschmuck auf aufwendige traditionelle Weise her. In Glasbläsereien werden die originellen Schöpfungen in die gewünschte Form gebracht. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, es entstehen nicht nur Kugeln und Glöckchen, sondern auch ausgefallene Kreationen wie Raketen oder Tiere aller Art. Danach werden sie versilbert und gefärbt und erhalten ihre bunt-metallische Unterschicht. Abschließend wird der Glasschmuck kunstvoll verziert. Manche Glaskreationen lassen sich auch personalisieren – ein schönes Erinnerungsstück aus dem Winterurlaub. Unter normalen Bedingungen kann man die Betriebe bei einer Führung besichtigen und den Künstlern bei ihrem Hand- oder besser: Mundwerk zuschauen. 

5. Der Nikolaus in himmlischer und teuflischer Begleitung

Der erste Vorbote der Weihnachtsfesttage ist auch in Tschechien der Heilige Nikolaus, dort als Svatý Mikuláš bekannt. In Tschechien klingelt er schon am 5. Dezember, am Vorabend des Nikolaustags, an den Türen und verteilt kleine Überraschungen und Süßigkeiten an Kinder. Aber der Nikolaus kommt nicht allein: Zunächst tritt ein Engel (anděl) mit einem Gabenkorb ein und stellt den Kindern den Nikolaus vor. Danach tritt der Čert hinzu, hierzulande ist die teuflische Begleitung auch als Krampus bekannt. Brave Kinder werden mit Leckereien belohnt. Wer unartig war, bekommt vom Teufel in Tschechien einen Sack Kartoffeln oder Kohle.