03.04.2018 Reise

"Ancient East": Tief im Osten von Irland

Geschichte und Landschaft: Die Klosterruine von Clonmacnoise liegt leicht erhöht am Ufer des Shannon.
Geschichte und Landschaft: Die Klosterruine von Clonmacnoise liegt leicht erhöht am Ufer des Shannon. Fotoquelle: Kevin Griffin & Brian Morrison & Aurelie Amiot/Tourism Ireland

Die meisten Irland-Touristen zieht es ans Meer – doch auch das Landes innere hat seinen Reiz. Eine Reise durch den "Ancient East", den alten Osten der Grünen Insel.

Von Grün und Blau kann der Mensch angeblich mehr Töne wahrnehmen als von jeder anderen Farbe. Vielleicht ist Irland deshalb so beliebt mit seinen Hügeln, die aussehen, als würde ein grüner Teppich Falten werfen, und seinem Himmel, der von Wolken überzogen ist wie die Wiesen von Schafen. Doch nicht nur von Grün und Blau gibt es ein Überangebot, auch an Geschichte hat Irland mehr als genug zu bieten, besonders im "Ancient East" – von den ersten Siedlern über die Christianisierung bis in die politische Gegenwart der britischen Inseln. Begleiten Sie uns über holprige Straßen und durch bunt angestrichene Orte einmal quer durch ein paar Jahrhunderte.

Charleville Castle

Gleich unser erstes Ziel steckt voller Spukgeschichten. Das 1798 erbaute Schloss war schon Star in TV-Formaten wie "Scariest Places On Earth" und ist immer wieder Ziel von parapsychologischen "Wissenschaftlern". Vor allem der Geist der achtjährigen Harriet, Tochter des dritten Grafen von Charleville, soll hier herumspuken. Besonderes Highlight: die Holztreppe, auf der Harriet zu Tode kam.

Tullamore D.E.W.

Den passenden Absacker nach so viel Spuk bekommen wir in Tulla more, wo seit 1829 Whiskey gebrannt wird. Hier, in einem alten Zolllagerhaus, erfahren wir in einer launigen Führung alles über seine Herstellung, eine dreiteilige Kostprobe und jede Menge irischen Stolz inklusive – auch wenn das Unternehmen heute zum schottischen Glenfiddich-Konzern gehört.

Athlone Castle

Irlands Geschichte ist voller Wirrungen, doch in diesem Museum, das für Erwachsene ebenso spannend ist wie für Kinder, wird sie lebendig. In dem sorgsam restaurierten Gebäude vergisst man, trotz all der Historie, ganz leicht die Zeit.

Clonmacnoise

Clonmacnoise ist seit 544 ein Ort spiritueller und sonstiger Begegnungen. Kamen in diesem Kloster früher Geistliche zusammen, ist die Anlage mit ihrem Rundturm und den vielen Ruinen und Kreuzen (großes Foto) heute eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Irlands, was zu einer ganz besonderen Atmosphäre führt – irgendwo zwischen Andacht und Staunen.

Birr Castle & Gardens

Vorsicht, der Name täuscht! Hinter den "Gardens" verbirgt sich eine Parkanlage von 50 Hektar, die stundenlange Spaziergänge ermöglicht – eine opulente Mischung aus Wildnis und Formalgarten. Und allen, die danach noch Energie haben, bietet Birr Castle einen großzügigen Abenteuerspielplatz mit Irlands größtem Baumhaus und standesgemäßer Hüpfburg.

Rock of Cashel

Einst Sitz von Feen und Geistern, später Heimat der Könige von Munster – für einen solchen Ort gehört sich ein spektakulärer Auftritt. Und den legt der "Rock of Cashel" auch hin. Einziges Problem: Sie werden sich nicht entscheiden können, ob der Blick vom Hügel oder der Blick aus der Ferne auf die Ruine lohnenswerter ist.

Lough Gur

Mit mehr als 6.000 Jahren Siedlungsgeschichte ist dieser See eine der bedeutendsten archäologischen Fundstätten Irlands. Und wer einmal auf diese Landschaft geblickt hat, weiß auch, warum sich Menschen hier so gerne niedergelassen haben. Ein Stück Bilderbuch-Irland.

Cahir Castle

Kennen Sie Braveheart? Dann kennen Sie Cahir Castle – oder wenigstens sein Burgtor. Auch für "Game of Thrones" war der Ort schon Kulisse, wobei er dem Team dieser Serie nicht nur Glück gebracht hat. Glaubt man dem Personal, liegt eine der Drohnen, mit denen die Luftaufnahmen gemacht wurden, noch auf dem Turm.

Fethard

Nein, Terry Cunningham ist kein Reiseführer wie so viele, die Trauben gelangweilter Touristen hinter sich herziehen. Terry gibt uns einen Schnelldurchlauf durch Irlands Geschichte, der atemberaubend ist – und Fethard mit seiner komplett erhaltenen Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert ist die perfekte Kulisse.

Kilkenny

Nach Stunden auf einsamen Landstraßen ist Kilkenny das, was man "eye-opener" nennt – es sorgt für ein Aha-Erlebnis. Kaum zu glauben, dass der Ort nicht mal 9.000 Einwohner hat. Wem nach Shopping oder Stadtbummel die Auswahl für das Abendprogramm zu groß ist, der kann sich an der "Kilkenny Whiskey Guild" orientieren. Ihre zehn Pubs haben neben speziell geschultem Personal ständig mindestens 60 irische Whiskeys auf Lager. Es schadet also nicht, hier eine oder zwei Übernachtungen mehr einzuplanen.

Huntington Castle

Das gediegene Herrenhaus der Robertsons. strotzt vor Kuriositäten, doch das Highlight "lauert" im Keller: Hier ist die "Fellowship of Isis" zuhause, eine 1976 von Olivia Robertson, ihrem Bruder Lawrence und seiner Frau Pamela gegründete spirituelle Vereinigung. Das Allerheiligste dieser "Kirche" mit ihren 24.000 Mitgliedern schmücken überraschende Heiligtümer – Statuen, Handtücher, Souvenirs, alle mit Ägypten-Bezug. Ein wahrlich merkwürdiger Ort.

Lullymore Park

Wo früher Torf abgebaut wurde, findet sich heute eine Mischung aus Naturschutzgebiet und Freilichtmuseum, das vor allem für Familien ein stundenfüllendes Programm bietet – mit Führungen, Workshops und Spielmöglichkeiten. Ein perfektes Beispiel für den Strukturwandel, der auch Irland längst erreicht hat.