26.01.2016 Reise

Camping: Hotelzimmer mit Naturanschluss

Von Franz Frey
Camping ist längst eine Mischung aus Hightech und Naturerlebnis.
Camping ist längst eine Mischung aus Hightech und Naturerlebnis. Fotoquelle: Dmitry Naumov/shutterstock

Camping ist längst eine Mischung aus Hightech und Naturerlebnis. Im Trend liegen derzeit vielseitige Fahrzeuge.

Es ist der Tag nach dem Sommerferienbeginn in Nordrhein-Westfalen. Bilderbuchwetter schon morgens um acht. Die noch schneegekrönten Gipfel der Dolomiten glänzen in der Sonne. Auf dem Campingplatz "Ansitz Wildberg" herrscht Hochbetrieb. Wohnmobile mit Düsseldorfer, Neusser und Klever Kennzeichen rollen an. Mit Motorrad und Zelt ist eine Biker-Gruppe aus Wuppertal gekommen und unter die zahlreichen Caravans aus den Niederlanden haben sich Wohnwagen aus NRW gemischt.

Es wird rangiert und aufgebaut und dabei kommt ein ganzes Arsenal an Technik zum Einsatz. Satellitenschüsseln werden montiert, mittels Easy Driver dirigiert ein Camper seinen Wohnwagen per Fernbedienung in die Parkposition und rückenschonende Klappstühle werden vor dem Vorzelt aufgebaut. Dieses ist mit LEDs bestückt und wird über Solarpaneele mit Strom versorgt. Antennen stellen sicher, dass auch im entlegensten Winkel des Platzes WLAN verfügbar ist. Sogar an den Hund hat die Zubehörindustrie gedacht. Unter dem Reifen eines Wohnwagens klemmt eine Metallplatte mit Öse, an der die Hundeleine befestigt werden kann.

Wo bleibt die viel beschworene Freiheit?

Camping ist längst eine Mischung aus Hightech und Naturerlebnis. Die Reiseanalyse 2014 des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) berichtet, dass die Deutschen im Jahr zu insgesamt vier Millionen Campingreisen aufbrechen und sich den Spaß zwei Milliarden Euro kosten lassen. Wo bleibt da die viel beschworene Freiheit, Individualität, Unabhängigkeit und das Abenteuer? Die Frage stellt sich Björn Staschen, Journalist und Autor.

Der begeisterte Familiencamper und langjährige London-ARD-Korrespondent: "Ich werde skeptisch, wenn der Campingurlaub zum Umzug wird und die Leute mit ihrem ganzen Hausstand verreisen. Ist es denn nötig, ständig seine Mails zu checken und abends vor dem Fernseher zu sitzen? Camping gewinnt durch Einfachheit. Das ist meine Philosophie."

Das mag die Campingindustrie – 2014er-Umsatz: 6,6 Milliarden Euro – anders sehen. Evolution statt Revolution lautet ihre Devise. "Im Trend liegen eindeutig Fahrzeuge, die vielseitig einzusetzen sind", sagt Stefan Koschke, Projektleiter des CARAVAN SALON in Düsseldorf. Gemeint sind kleinere Reisemobile wie beispielsweise der Mercedes-Benz Marco Polo auf Basis der V-Klasse. Im Alltag wird das Fahrzeug als üppiger SUV genutzt und im Urlaub oder am Wochenende lässt es sich in ein rollendes Hotelzimmer mit direktem Naturanschluss verwandeln.

Beim Fahrzeugpreis hört der Spaß auf

Das Problem bei vielen Reisemobilen ist der Preis, der durchschnittlich bei 60.000 Euro liegt. Für junge Familien, die Hauptzielgruppe der Hersteller, zu teuer. Um dennoch junge Leute locken zu können, gibt es neue Finanzierungs- und Vermietmodelle, die den Einstieg leichter machen. Und da ein Reisemobil selten mehr als durchschnittlich 15.000 Kilometer im Jahr unterwegs ist, könnte es eine Option sein, "sich ein Fahrzeug mit Freunden zu teilen", sagt Staschen.

Das aktuelle Angebot von Caravans besticht unter anderem durch kompakte Abmessungen und den Einsatz leichter Materialien, die auch die Nutzung kleinerer Zugfahrzeuge ermöglichen. Neben Einsteigerbaureihen ab 10.000 Euro gibt es Modelle mit top ausgestatteten Küchenzeilen, luxuriösen Großraum-Bädern und High-End-Unterhaltungssystemen. "Alles möglich", sagt Hans-Karl Sternberg, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbands (CIVD).

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