02.04.2019 Medizinische Betreuung

Doc an Bord – wenn der Arzt mitreist

Die einen möchten sich bei potenziellen Gesundheitsproblemen im Urlaub schlicht in guten Händen wissen. Andere benötigen zwingend medizinische Versorgung – auch während der Ferien. Reisen mit ärztlicher Begleitung ermöglicht, sich mit gutem Gefühl fern der Heimat zu erholen. Veranstalter verfügen in der Regel über einen Pool an in Deutschland approbierten Allgemein- oder Fachmedizinern, meist rekrutiert über Ausschreibungen oder Empfehlungen. Manche von ihnen besitzen Zusatzqualifikationen in Notfall-, Reise- oder Tropenmedizin.

Überwiegend helfe der Reisearzt den Patienten aus der Reiseapotheke, geben die meisten Veranstalter auf prisma-Nachfrage an. Müssten die Patienten ins Krankenhaus, begleite der Arzt sie auch, bis die Versorgung sichergestellt sei. Sei ein Reiserücktransport notwendig, würden die Veranstalter ebenfalls helfen. Extreme Vorfälle gebe es selten, hauptsächlich behandle der Arzt etwa Sonnenbrand, Höhenkrankheit, Hautentzündungen und Magen-Darm-Beschwerden.

Gesundheitstipps vor der Reise

Das Gesetz erlaubt es begleitenden Ärzten im Ausland lediglich, zu beraten sowie Erste Hilfe im Notfall und Erstversorgung kleinerer Verletzungen zu leisten. Beim Spezialreiseveranstalter Tourvital zum Beispiel erhalten Interessenten auf Wunsch vor Tourbeginn Kontakt zum jeweiligen begleitenden Mediziner, um sich unter anderem über die gesundheitlichen Anforderungen der Reise zu informieren. Studiosus hat Fernreisen wie etwa nach Indien, Südafrika, Marokko und Peru mit ärztlicher Begleitung im Programm. Zu Beginn der Reise hält der Arzt einen Vortrag zu den Ländergegebenheiten und informiert beispielsweise über Besonderheiten beim Essen.

Umfassende reisemedizinische Beratung sowie Impfungen nehmen Reiseärzte nicht vor. Welche Reise sich der Gast unter welchen Vorkehrungen zumuten kann, sollte er vorab mit dem Hausarzt klären. Der Reiseveranstalter wiederum weiß, welche Leistungen die ärztliche Reisebegleitung umfasst. Die Spanne reicht von Abrufbereitschaft bis zur Rundum-Betreuung. Auch barrierefreie Hotels, behindertengerechte Toiletten und ein Reiseprogramm mit langen Erholungspausen können wichtige Kriterien sein. Handfesten medizinischen Betreuungsbedarf decken nur darauf spezialisierte Veranstalter ab.

Urlaub für Pflegebedürftige

Reisen für Menschen mit Pflegebedarf veranstaltet der gemeinnützige Verein Urlaub & Pflege e. V. aus Telgte. Laut Geschäftsführerin Susanne Hanowell ist der Umfang bisher bundesweit einmalig: "Jeder Gast hat eine eigene ehrenamtliche Reisebegleitung, für zehn Gäste sind zwölf Helfer dabei. Das ermöglicht eine intensive Betreuung inklusive Nachtdienst, Versorgung von Gästen bis zu Pflegegrad fünf sowie Reiseleitung." Innerhalb von Nordrhein-Westfalen holen beispielsweise rollstuhlgerechte Kleinbusse die Mitreisenden ab, vorab stellen die Mitarbeiter im Umkreis von 80 Kilometern per Hausbesuch den Pflegebedarf fest. „Dazu gehören etwa die Art der benötigten Pflegemittel oder die Maße des Rollstuhls.“ 2018 verreisten rund 180 Gäste mit dem Verein. Die Touren führen überwiegend in deutsche Regionen sowie bis zu zweimal im Jahr ins Ausland. Auch Wohlfahrtsverbände wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK Reise-Service) sind eine gute Adresse für begleiteten Urlaub.