09.07.2019 Reise nach El Gouna

Die Rückkehr der blauen Lagune

Von Florian Blaschke

Vor 30 Jahren wurde am Roten Meer eine Ferienstadt am Reiß­brett entworfen. Nach unruhigen Zeiten positioniert sich El Gouna jetzt wieder als Destination für Familien und Pauschaltouristen.

Wer wirklich hinter die Kulissen blicken will, muss früh aufstehen. Ab sechs Uhr morgens, die Luft steht schon schwül in den Straßen der "Altstadt", hält am Ortsrand von El Gouna ganz im Norden der Stadt Kleinbus nach Kleinbus und spuckt Arbeiter aus. Sie sind es, die auch nach 30 Jahren den Traum von Samih Sawiris in die Tat umsetzen und Hotel für Hotel, Bungalow für Bungalow, Restaurant für Restaurant im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand setzen. Den Sand von El Gouna.

1989 hatte der ägyptische Unternehmer Sawiris diese Idee. Das 20 Kilometer südlich gelegene Hurghada hatte ihm nicht gefallen, also schuf er sich seine eigene Ferienstadt – eine Lagune nur für Touristen, mit allem, was dazugehört – ob Fußballstadion oder Golfplatz. Seit 1983 der erste Charterflug von Deutschland nach Ägypten gestartet war, hatten sich die Zahlen gut entwickelt in dem Land, in dem Thomas Cook einst die Pauschalreise erfand. Darauf wollte Sawiris aufbauen. Heute nennt FTI, das Unternehmen, das El Gouna vorrangig in Deutschland vermarktet, diese Reisen nicht mehr Pauschal-, sondern lieber "Veranstalterreisen", doch an dem Konzept hat sich nicht viel geändert.

Veranstalter- statt Pauschalreise

Ganz gleich, ob ein Gast zum ersten Mal hier ist oder seit Jahren kommt, ob es sein erster Urlaubstag ist oder sein letzter, er wird behandelt wie ein Stammgast. Nonchalant, höflich und mit fröhlicher Selbstverständlichkeit. An den Buffets der Hotels gibt es ebenso selbstverständlich Bircher-Müesli wie "German Sour Bread" und wer sich an der Eier-Station anstellt, wird auf Deutsch nach seinen Wünschen gefragt. Die Hauptzielgruppe wird schnell klar, und die meisten Urlauber begegnen diesem Entgegenkommen an allen Fronten mit entsprechender Gründlichkeit – sowohl was das Protokoll angeht als auch das Buffet.

Dabei, und hier gibt es dann doch einen Unterschied zwischen Pauschal- und Veranstalterreise, passt das Niveau in El Gouna zu den Ansprüchen eines Samih Sawiris, dessen Holding "Orascom Development" nicht nur in Ägypten und im Mittleren Osten Projekte vorantreibt, sondern auch im schweizerischen Andermatt und damit 2017 einen Jahresumsatz von 244,4 Millionen Schweizer Franken erzielte. Wer etwa die großen Namen sucht: Mit Mövenpick, Steigenberger und Sheraton sind alleine drei renommierte Hotelketten in El Gouna vertreten. Dabei – und auch das zieht sich in all seiner Qualität durch die Anlage – verströmen die 18 Hotels und Dutzenden Restaurants eine Aura, die sich El Gouna mit Shopping-Malls oder Freizeitparks teilt.

Das Konzept aber geht auf. Nach auch politisch unruhigen Zeiten hat sich Ägypten mittlerweile stabilisiert, die Besucherzahlen nicht nur in El Gouna steigen wieder. Für Urlauber, die zum Baden, Kitesurfen oder Tauchen ans Rote Meer kommen oder El Gouna als Basis für Ausflüge ins Inland nutzen (mehrmals täglich starten von Hurghada beispielsweise Flüge nach Kairo und Luxor), ein gutes Zeichen. Wie auch für Sawiris, der schon immer einer klaren Devise gefolgt ist: Seine Projekte hat er stets klein begonnen, um sie dann Stück für Stück wachsen zu lassen. Und wer morgens um sechs durch El Gouna streift, weiß: Auch hier ist für ihn lange noch nicht Schluss.

Mehr: www.elgouna.com – unser Autor reiste mitfreundlicher Unterstützung von FTI Touristik.

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