19.02.2019 Reise nach Mallorca

Palma – auch im Winter eine charmante Schönheit

Von Tonia Sorrentino

Im Sommer ist Mallorca eine stark frequentierte Touristendestination. Im Winter ist auf der vor allem bei Deutschen beliebten Insel wesentlich weniger los – aber gerade dann versprühen viele ihrer Orte einen besonderen Charme. Zum Beispiel die Hauptstadt und ihr Umland. Warum sich eine Reise lohnt.

Es hat etwas Erhabenes, wie das Llaut Palace Hotel & Spa über der Küste der Playa de Palma wie ein Berg aufragt. Vom Balkon mit Blick nach Westen wirkt es, als mündeten die mehr als einen Hektar einnehmenden Grünanlagen des um den Jahreswechsel 2016/2017 eröffneten Fünf-Sterne-Hauses direkt ins Meer. Das strahlt an diesem Wintertag vor dem mit weißen Schlieren durchzogenen Himmel in einem auffallend intensiven Blau. Windrauschen. Sonst ist so gut wie nichts zu hören.

An den Rand des Panoramas duckt sich der Megapark am Ballermann 5. Kaum vorstellbar, dass sich in der Großraum-Diskothek während der Hauptsaison tausende Partygäste zu dröhnender Musik drängen, selbst nachdem die Location nach behördlicher Anordnung nur noch auf halber Kapazität laufen darf. Auch die Strandpromenade, vor allem am Ballermann 6 im Sommer fast zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Touristen bevölkert, zählt dieser Tage mehr Seebälle aus getrockneten Meerpflanzenfasern als Menschen. Neben staksenden Möwen sind Spaziergänger nur vereinzelt auszumachen: Sie nutzen die winterliche Ruhe, um, dank der noch immer kräftigen Sonne luftig bekleidet, die Weite der etwa fünf Kilometer langen Sandküste zu genießen. Je später der Tag, desto länger ihre Schatten, desto mehr Glit-zern auf den Wellen, die sich zu ihren Füßen schaumig brechen. 

Schmalzkringel zum Frühstück

Auch im Zentrum der Hauptstadt geht es gemächlich zu. Wer sich gegen 9 Uhr morgens in oder vor eines der zahlreichen Cafés setzt, zum Beispiel bei einem Café con Leche und einer puderzuckerbestäubten Ensaimada – der Schmalzkringel ist eine der traditionellen Gebäckspezialitä­ten der Baleareninsel –, kann Palma beim Aufwachen zusehen. "Ab 11 Uhr wird es bis zum Ladenschluss um 20 Uhr aber auch zwischen November und Februar richtig geschäftig", sagt Alejan­dro, ein Palmesan, der seine Stadt kennt wie die eigene Wes­tentasche.

Mode­-Fans finden in den Stra­ßen Jaume III und Passeig del Born viele namhafte Marken in den dort ansässigen Shops. Wer den ursprünglichen Charme teils jahrhundertealter Handwerks­kunst liebt, schaut sich in den Boutiquen der Nebenstraßen um. In der Carrer de la Concepció verkauft zum Beispiel Maria Vi­sitación in ihrem Geschäft "La Concepción" handgefertigte Schuhe, mit genähten statt ge­klebten Sohlen, aus Leder, Korb­weide und Agave. Die "Mimb­rería Vidal" in der Calle Corderia existiert seit 1926, seit fast 63 Jahren ist die Korbflechterei in Familienbesitz. Hauptverarbei­tungsmaterial ist die Zwerg­palme. Das verraten zum einen die vielen unterschiedlichen Körbe, Taschen, Hängematten, Sitzauflagen, Teppichklopfer, Untersetzer und Kordeln. Zum anderen verströmen die ausschließlich von Hand ge­schaffenen Objekte dezent einen warm­würzigen Duft. Auf ganz andere Art duftet es in der Ge­bäckmanufaktur Fornet de la Soca an der Plaça de Weyler – ap­petitlicher kann eine Auslage mit selbstgemachten Teigwaren nach uralten Rezepten kaum sein. Die Auswahl an Süßem und Herzhaftem in allen Größen und Formen ist mehr als stattlich.

Ein Meer aus weiß-rosa Blüten

Apropos liebliche Gerüche: Der Winter ist auch die Zeit der Man­delblüte auf der Baleareninsel, die sich übrigens auch mit Fahrrad und E-­Bike hervorragend erkunden lässt. Zwischen Mitte Januar und Anfang März, je nach Witterung, öffnen sich für etwa sechs Wochen ungezählte Knos­pen zu einem dichten weiß­rosa Blütenteppich oberhalb der dunklen Stämme. Insider nennen unter anderem das Bergdorf Valldemossa im Westen, das weiter östlich im Landesinneren gelegene Bunyola und den Küstenort Porto Christo im Osten als eindrucksvolle Mandel-Panorama-Orte. Mehr als 700.000 solcher Bäume gibt es Schätzungen zufolge auf Mallorca. Ihre knackigen Früchte werden zwischen spätem Sommer und spätem Herbst geerntet. Toni Ramis bestellt dafür zehn Hektar seiner Felder mit rund 15 Sorten, inselübergreifend gebe es um die 40, sagt er.

Gemeinsam mit seiner Mutter Magdalena führt der Winzer die 2003 in der Gemeinde Santa Maria del Camí gegründete Bodega Ramanyà. In der Hochsaison hat die Familie fast täglich Gäste, die das weitläufige Weingut bestaunen, die Trauben Manto Negro, Shiraz und Prensal Blanc, aber auch die Haine mit Mandeln und Oliven, die Kräutergärten, Kakteen, Palmen und Obstbäume. Im Winter leiten die Ramis Mandel-Workshops – unweit ihres Museums, in dem sie alte Handwerkzeuge wie Gold-, Hufschmied- und Sattler-Utensilien genauso wie historische Fahrzeuge, etwa Pferdekutschen, wie einen Schatz behüten.

Verführung mit allen Sinnen

Die sorgfältig handverlesenen Mandeln, ihrer Schale und ihrer braunen Haut bereits entledigt, hüpfen im heißen Olivenöl. Bei dem süßen Aroma, das aus der gusseisernen Pfanne strömt, läuft den meisten Workshop-Besuchern – Vorabbuchungen für Gruppen sind angesichts der großen Nachfrage sinnvoll und empfehlenswert – das Wasser im Mund zusammen. Bei der Verkostung der im Anschluss in Meersalz gewendeten Röstmandeln schließen viele Gäste genussvoll die Augen. Ihr Anblick vor dieser Naturkulisse, kombiniert mit den Düften dieser Jahreszeit, unterstreicht, wie verführerisch Mallorca für alle Sinne ist. Eben auch im Winter.

Unsere Autorin reiste mit Unterstützung von DER Touristik.

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