21.02.2017 Reise

Die Insel-Pilze von Palau

Von Corinna Kuhs

Palau, einst deutsche Kolonie, ist heute vor allem Tauchern ein Begriff: als erstes Hai-Schutzgebiet weltweit. Als Honorarkonsul kümmert sich Terra-X-Moderator Dirk Steffens darum, dass die Region bekannter wird – auch mit Hilfe des Traumschiffs.

Es ist laut auf dem Meer an diesem Morgen. Während die Paddel des Kanus in das türkisblaue Wasser tauchen, piept, surrt, pfeift und zwitschert es um die Kanuten herum. Die Bewohner des dichten Grüns, das auf pilzartigen, aus dem Wasser ragenden Kalkstein-Inseln wächst, sind offenbar früh aufgewacht: Fast 150 verschiedene Vogelarten leben auf den mehr als 350 winzigen Inseln des Südseestaats Palau. Die Kanufahrer, die Palau in ihrem Urlaub von der Meerseite aus kennen lernen wollten, fühlen sich, als seien sie mitten im Dschungel gelandet. Dabei sind sie mitten auf dem Meer und paddeln entspannt zwischen den Pilzköpfen herum. Oben: Grün und Vögel. Unten: klares Wasser mit buntem Korallenriff – einem der artenreichsten der Welt.

Das liegt auch daran, dass Palau 2009 das weltweit erste Hai-Schutzgebiet ausgerufen hat – ein Staat mit rund 20.000 Einwohnern, die sich auf nur elf bewohnte Inseln verteilen, zeigte den großen Ländern dieser Erde, wie Naturschutz funktioniert. "Das war ein riesengroßer Fortschritt und hat viel gebracht", sagt Dirk Steffens (49).

Der Journalist, Naturfilmer und Moderator ("Terra X") kennt sich bestens aus in Palau – unter sowie über Wasser. Seit 2008 ist er Honorarkonsul des Inselstaats. Zu dieser Aufgabe kam der Hamburger per Zufall. Bei einer seiner Reisen nach Palau saß er mit Freunden beim Essen und kam mit einem anderen Gast ins Gespräch. Irgendwann habe er den Einheimischen gefragt, was dieser beruflich mache, erinnert sich Steffens. "Und dann sagt dieser nette Mensch im Hawaiihemd: 'Och, ich bin hier der Präsident!'."

Steffens hatte einen Abend lang mit Palaus Staatsoberhaupt Tommy Remengesau geplaudert, ohne es zu ahnen. Der wiederum war begeistert von dem Deutschen und bat ihn, Palau als Honorarkonsul in Deutschland zu vertreten. Der Begriff führt in die Irre: Es ist ein Ehrenamt; bezahlt wird Steffens dafür nicht. Seine Aufgabe: Er soll Palau in Deutschland bekannter machen. "Tatsächlich ist mir frei überlassen, wie ich das gestalte", sagt der Journalist. Die Arbeitsbelastung sei überschaubar, "weil ich mich so gut wie gar nicht um Visa-Angelegenheiten oder Ähnliches kümmern muss". Nur sehr selten fragten in Deutschland lebende Palauer wegen unklarer Formalitäten bei ihm an.

Auch das Traumschiff kam nach Palau

Deutsche, die nach Palau reisen oder dort wohnen, wenden sich an den deutschen Honorarkonsul in Palau. Das ist der aus Limburg an der Lahn stammende Thomas Schubert. Seit 1992 lebt er in der Südsee, seit zehn Jahren hilft er in seinem Büro als Honorarkonsul für Deutschland vor Ort weiter. Das "Amt" ist in seinem Souvenirgeschäft an der einzigen großen Straße der einwohnerstärksten Stadt Koror untergebracht. Der Bundesadler neben der Eingangstür weist darauf hin, dass dort nicht nur Shorts und Mitbringsel verkauft, sondern auch Dokumente unterzeichnet werden für die rund 25 Deutschen, die in Palau leben, oder die knapp 2000 deutschen Urlauber, die pro Jahr nach Palau reisen. Seit kurzem vertritt Schubert auch Österreich. Tagesfüllend ist das jedoch nicht. Schubert organisiert Touren und zeigt Touristen sein Traumland. "Ich betreue auch deutsche Kreuzfahrtschiffe, die nach Palau kommen", berichtet der 56-Jährige. Eines davon war jüngst das "Traumschiff".

Dass der ZDF-Quotenkoloss Kurs auf die Südsee nahm, ist Dirk Steffens zu verdanken. Jahrelang habe er auf den Produzenten Wolfgang Rademann eingeredet. "Ich denke, das ist eine gute Form, Palau in Deutschland zu bewerben", sagt Steffens – der für die Folge auch vor der Kamera stand. "Dass ich einen Cameo-Auftritt hatte, mich also selbst spielte, ist dem Humor Rademanns zu verdanken. Ich selbst hatte das so eigentlich nicht geplant." Steffens gab sein Traumschiff-Debüt als tauchender Naturfilmer, die Traumschiff- Folge drehte sich um Korallendiebe. Kein Zufall, dass es ausgerechnet ein Umweltschutzthema wurde: Seit Jahren setzt sich Steffens dafür ein.

Nur noch hochpreisiger Tourismus

"Wir haben im Moment das größte Artensterben, seit die Dinosaurier verschwunden sind. Das ist auch für die Menschheit gefährlicher, als sie bisher ahnt. Das natürliche Artensterben ist aktuell um das 1000-Fache erhöht", warnt der Journalist. Er macht darauf zurzeit bei der "Living-Planet-Tour" zusammen mit der Umweltschutzorganisation WWF aufmerksam und tritt noch bis zum 2. März mit seiner Multivisionsshow in ganz Deutschland auf (Termine unter www.livingplanettour.de).

"Es ist ein Thema, das mir wichtig ist und für das ich mich einsetzen will. Natürlich wäre es einfacher, mit schönen Naturfilmchen auf Tour zu gehen statt mit einem anspruchsvollen Programm. Aber ich finde, dass man sich seiner Verantwortung stellen sollte."

Das aber betrifft nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Länder. Palau, dieser winzige Staat, der von 1899 bis 1914 deutsche Kolonie war, will deshalb nur noch hochpreisigen Tourismus unterstützen. "Ich halte das für einen strategisch weisen Schritt", schätzt Moderator Steffens das Vorhaben ein. "Aktuell wird Palau von asiatischen Pauschaltouristen überrannt. Nun will Palau den Tourismus aus Selbstschutzgründen beschränken. Dabei geht es nicht darum, unsozial zu sein, sondern auf Qualität statt auf Quantität zu setzen, weil dieses kleine Land ansonsten gar nicht mit so vielen Touristen fertig wird." Vorbild für dieses Projekt sei das afrikanische Botswana: "Dort wurde es ähnlich gehandhabt. Und die Natur des Landes steht heute besser da als vor 20 Jahren."

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