27.12.2020 Blick zu unseren Nachbarn

Silvester in den Niederlanden: Oliebollen und Nieuwjaarsduik

In den Niederlanden sind sie der absolute Silvesterklassiker: die sogenannten Oliebollen. Diese mehr oder weniger runden Teigbällchen aus Mehl, Eiern, Hefe und Milch werden in heißem Fett frittiert und ähneln den deutschen Krapfen oder Quarkbällchen. Je nach Geschmack können auch Rosinen oder Korinthen hinein, dann werden sie noch mit Puderzucker bestreut und warm oder kalt serviert. Der einzige Haken an der Sache: Der Frittiergeruch bleibt schon mal zwei bis drei Tage in der Wohnung hängen.

Die Tradition der Oliebollen ist uralt. Die Zutaten waren auch im Winter vorhanden und stellten durch ihren Fettanteil gleichzeitig eine gehaltvolle Energiequelle für Bauern und Handwerker da. Bettler, die im Dezember von Tür zu Tür gingen, bekamen schon im Mittelalter oft einen Oliebollen gereicht.

Bevor sich der Name Oliebollen durchsetzte, sprach man jahrhundertelang eher vom oliekoek, dem Ölkuchen. In der Blütezeit des Goldenen Zeitalters im 17. Jahrhundert hatten die Niederländer Zugang zu Lebensmitteln aus fernen Ländern, so auch zu Olivenöl aus dem Mittelmeerraum. Das Öl erfreute sich beim Kochen und Backen schnell großer Beliebtheit, allerdings musste man es sich leisten können. Die breite Bevölkerung kochte und backte eher mit dem wesentlich günstigeren Rapsöl. Im Laufe der Zeit nahm die Menge des Öls bei der Zubereitung des Oliekoek immer weiter zu. Somit entstanden aus den ursprünglich flachen Ölkuchen schließlich kleine Teigbällchen, und die Oliebollen nahmen ihre heutige Form an.

Sogar in die Kunst hielten sie Einzug: So sind die Oliebollen auf einem Gemälde des niederländischen Landschaftsmalers Albert Cuyp aus dem Jahr 1652 abgebildet. Darauf sehen sie schon genauso aus wie heute. In das niederländische Gegenstück zum Duden, den dicken Van Dale, wurden sie aber erst 1868 aufgenommen.

Seitdem haben sie ihren Siegeszug in alle Welt angetreten. Auch in den USA werden sie mittlerweile sehr geschätzt. Hier sind sie allerdings nicht unter dem Begriff Oliebollen bekannt, sondern als "Dutch Doughnuts".

Der niederländische Nieuwjaarsduik - nichts für Frostbeulen

Viele Niederländer sehen sich die Tradition lieber dick eingemummelt mit einem Heißgetränk in der Hand an: den sogenannten Nieuwjaarsduik - das Neujahrsschwimmen. Bei Wassertemperaturen von wenigen Grad über null ist dieses Event sicher nichts für Zartbesaitete oder bekennende Frostbeulen. Zehntausende Niederländer nehmen trotzdem jedes Jahr daran teil: Am Strand von Scheveningen in Den Haag etwa versammeln sich traditionell bis zu 10.000 Hartgesottene am Neujahrstag, um sich gegen Mittag in die eisigen Fluten zu werfen.

Eine meist noch größere Anzahl von Zuschauern sieht sich das Spektakel aus sicherer Entfernung vom Ufer aus an und genießt dabei warme chocomel (heißen Kakao) oder erwtensoep (Erbsensuppe). In Scheveningen wird der Nieuwjaarsduik schon seit 1965 ausgeführt. Er geht auf den Sportler Jan van Scheijndel zurück, der Ende der 60er Jahre den Ärmelkanal durchschwamm und später als Schwimmtrainer in Den Haag tätig war. Im allerersten Jahr wagten allerdings gerade einmal sieben Teilnehmer den Sprung in die Kälte.

In diesem Jahr kann das Neujahrsschwimmen aufgrund der Corona-Pandemie an keinem der über 200 Austragungsorte in den Niederlanden stattfinden. Allerdings haben sich die Veranstalter vielerorts etwas anderes ausgedacht. So sind etwa Anleitungen im Internet zu finden für einen Nieuwjaarsduik zu Hause. Alles, was man dazu braucht, ist ein leeres Fass, einen Balkon oder Garten, etwas Meersalz zum Auflösen, kaltes Wasser, Eiswürfel - und eine Uhr, damit man weiß, wann es am 1. Januar 12 Uhr geschlagen hat.

Quelle: Niederländisches Büro für Tourismus und Convention (NBTC)

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