27.09.2016 Reise

Ein Hotel, so groß wie ein Dorf

von Armin E. Möller
The Broadmoor: Die Hotelanlage hat einen eigenen See, drei Golfplätze und einen Baseball-Platz.
The Broadmoor: Die Hotelanlage hat einen eigenen See, drei Golfplätze und einen Baseball-Platz. Fotoquelle: Lincoln Rogers / Shutterstock.com

Colorado bietet Besuchern neben den berühmten roten Felsen eine Anlage, die eine besondere Geschichte hat.

Die Geschichten, die man sich im US-Staat Colorado über Spencer Penrose erzählt, beginnen ungefähr so: "Stell dir vor, du bist ein Supersuperreicher, was machst du mit all deinem Geld?" So leitet auch Liz Birdsall ihre Geschichte ein. Sie ist im Hotelkomplex "The Broadmoor" in Colorado Springs für die Historie des Hauses zuständig und führt Touristen durch die Anlage. "Mr. Penrose wünschte sich ein Resort, wie es in Amerika kein zweites gab."

Spencer Penrose, den alle Amerikaner nur "Speck" nennen, hatte ein Näschen für Goldund Kupfervorkommen. 1915 war er im Alter von 50 Jahren einer der reichsten Amerikaner überhaupt. Statt sein Geld wie seine Milliardärskollegen damals in Hotelunternehmen in New York oder Chicago, San Francisco oder Los Angeles zu investieren, wollte er das Unmögliche schaffen: ein Fünf-Sterne-Hotel im noch wilden Colorado bauen. Als am Fuße der Rocky Mountains ein Areal größer als ein deutsches Dorf zum Verkauf stand, griff der Milliardär zu – und setzte sich damit ein Denkmal.

Rote Sandsteintürme als Nachbarn

Noch heute gehört das Resort zu den wichtigsten Attraktionen in Colorado, auch wegen seiner unfassbaren Dimensionen. Mitten im Nichts wurde ein künstlicher See geschaffen, drei Golfplätze, ein Tennis- und ein Baseball-Platz ergänzen die Anlage. Die Sportstätten sind für internationale Wettkämpfe zugelassen. Das sei wichtig für eine Stadt, in der das Nationale Olympische Komitee der USA seinen Sitz hat, betont Liz Birdsall.

Als Spencer Penrose vor mehr als 100 Jahren das Grundstück für sein Hotel auswählte, spielte nicht nur die Größe eine Rolle, auch die Umgebung ist bis heute ein Touristenmagnet. Rund zehn Kilometer entfernt liegt der "Garden of the Gods". Die roten Sandsteintürme und Felspyramiden sind weltweit bekannt. Warum sie "Schildkröte", "Siamesische Zwillinge", "Kathedrale" oder "die Küssenden" genannt werden, erkennt der Besucher auf den ersten Blick.

Trinkgelage mit der Konkurrenz

So bekannt die Anlage mittlerweile ist, in den Anfängen blieben die Gäste aus. 1920, zwei Jahre nach der Eröffnung, hatte Spencer Penrose die rettende Idee: Er lud die Konkurrenz ein, um sein Hotel ins Gespräch zu bringen. 44 Hotelchefs aus dem ganzen Land waren neugierig auf das Projekt im Nirgendwo. Liz Birdsall beschreibt das Treffen als "gewaltige Sause". Auf jeden Fall flossen teure Champagner, Weine und Whiskys in Strömen. Davon können sich Besucher noch heute überzeugen: In langen Reihen von Vitrinen stehen einige der Flaschen, die von den Hotelmillionären vor fast 100 Jahren geleert wurden. Durch diese ungewöhnliche Einladung wurde "The Broadmoor" schlagartig bekannt und zum Treffpunkt der High Society.

Spencer Penrose starb 1939 im Alter von 74 Jahren. Seine Gruft kann auf halber Höhe eines Hügels westlich des Hotels besucht werden. Von hier aus hat man einen besonders schönen Blick auf das große Broadmoor-Gelände.