Fred weiß mit Sicherheit nicht, dass er Fred genannt wird. Fred ist ein Star, auch das weiß er nicht. Aber er bekommt
es wohl dann und wann zu spüren. In der intakten Welt der Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern gehört
der "Fred" genannte Seeadler zu den eifrigsten und erfolgreichsten Wasserjägern. Angeblich fängt er besonders gern Aal. Und weil sich das rumgesprochen hat, wird manchmal auch Jagd auf Fred gemacht – mit der Kamera. Hoffentlich nicht zu intensiv ...
Die Feldberger Seen sind ein Geschenk, das die Eiszeit hinterlassen hat. Vor 16.000 Jahren, als sich das Eis in gebotener Langsamkeit in Richtung Norden davonmachte, wurde all das angelegt, was heute selten ohne den Zusatz "Paradies" Erwähnung findet.
Paddlers Wonne
Die schmalen, langgestreckten Seen und Wasserläufe? Ein Wasserparadies. Oder auch Kanuparadies. Das, weil Kabinenboote und Segler hier kaum Platz finden.
Man möchte sagen: Die Eiszeit war so vorausschauend freundlich, an die kleinen Boote zu denken. Die Feldberger Seenlandschaft ist Paddlers Wonne.
Drumherum sanfte Hügel, ausgedehnte Wälder, Wiesen, Weiden, Wanderwege. Schon sind wir beim nächsten Paradies, dem
Wanderparadies. Auch das ist, wie Fred, nicht mehr ganz unbekannt, sodass auf einem "Kneippweg" und über den Reiherberg gewandert wird, stunden- und tagelang, wenn man will, und mitunter sogar sternförmig auf Feldberg zu. Ein Gruppen-Event.
Orchideenfreunde komme auf ihre Kosten
Um es mit den Paradiesen nicht überzustrapazieren: Die Pilzsammler kommen hier, so sie den richtigen Zeitpunkt erwischen, auf ihre Kosten, die Orchideenfreunde ebenso. Wer seine Beine schonen will, fährt mit der Tschu-Tschu-Bahn um den Schmalen Luzin. Letzterer ist ein See, genauer ein 7,5 Kilometer langer Rinnensee.
Ausgerechnet für den heute bekanntesten Bewohner waren die Feldberger Seenlandschaft und der Ort Carwitz, wo er sich Haus und Garten leistete, nicht immer ein Idyll. Hans Fallada kam 1933 nach Carwitz, um nach Berliner Suchtexzessen und aus Vorsicht gegenüber dem braunen Wahn Frieden zu finden – auf einem, wie er glaubte, "der schönsten, stillsten Erdenflecke".
Doch die Nazis piesackten ihn auch dort, und die Einheimischen standen dem prominenten Fremden ("Kleiner Mann – was nun?" und "Der eiserne Gustav" waren damals am bekanntesten) unbehaglich gegenüber. Heute ist das Fallada-Haus in Carwitz ein Museum mit übers Jahr 13 000 Besuchern. Ob solchen Andrangs sähe sich Hans Fallada, der 1947 in Berlin starb, wohl in seiner Ruhe gestört.