23.09.2024 Schauspielerin im Interview mit prisma

Annette Frier: "Als Zuschauer erkennen wir uns eventuell ein bisschen in beiden Frauen wieder"

Von Marcus Italiani
Bärbel Schmitz (Annette Frier) findet in der Verpackung eines Hemdes einen Hilferuf aus Bangladesch.
Bärbel Schmitz (Annette Frier) findet in der Verpackung eines Hemdes einen Hilferuf aus Bangladesch. Fotoquelle: ZDF/Martin Rottenkolbe

In „So weit kommt‘s noch“ spielt Annette Frier eine Frau, die scheinbar urplötzlich um jeden Preis einem wildfremden Menschen in Bangladesch helfen will. Abwegige Geschichte? prisma fragte bei der Hauptdarstellerin nach.

Frau Frier, in „Soweit kommt’s noch“ geht es um viele zentrale Fragen des Zusammenlebens. Aber es geht vor allem um den völligen Verlust von Kommunikationsfähigkeit in kleinen Einheiten wie Familie oder Freundeskreis und eine tosendlaute Stille. Sind das heutzutage die großen sozialen Probleme?

Annette Frier: Ich freue mich insofern über Ihre Frage, weil sie impliziert, dass wir die großen Fragen – wie wollen wir weltweit als Gesellschaft miteinander leben – in unserem alltäglichen Leben üben können. Was uns im kleinsten Raum nicht gelingt, wird im großen Ganzen jedenfalls nicht einfacher, so viel steht fest.

Was haben Sie gedacht, als Sie das Drehbuch zum ersten Mal gelesen haben?

Ich habe die Buchentwicklung begleiten dürfen. Rupert Henning, Autor und Regisseur der Geschichte, hat mir den Stoff vor rund zwei Jahren am Telefon gepitcht. Inspiriert von einer wahren Geschichte. Ich war sofort begeistert.

Ein zentraler Satz in dem Film lautet: „Wer einen Menschen rettet, der rettet die ganze Welt.“ Wie weit weg ist unsere Gesellschaft von diesem Gedanken entfernt?

Ich würde sagen: einerseits nur einen Steinwurf. Viele von uns können sich durch monetäre oder andere Hilfe jederzeit für einen solchen Schritt entscheiden. Andererseits klingt diese Aussage natürlich lächerlich, denken wir an all das Elend in dieser Welt. Merkwürdigerweise glaube ich, dass beides stimmt.

Wie schwer ist es Ihnen gefallen, sich in Ihre Figur Bärbel Schmitz hineinzuversetzen?

Das war eine schöne Reise. Ich mag Bärbel sehr gern. Ihren gesunden Menschenverstand, ihre Geheimnisse, ihr Scheitern, ihre Leidenschaft, all ihre Widersprüche.

Ein schönes Spannungsfeld zum Spielen. Der Film spielt mit vielen Klischees. Ein wenig dick aufgetragen ist die Szene mit der von Joyce Mayne Sanhá gespielten NGO-Mitarbeiterin Jamilah Yakubu, in der Bärbel Schmitz nach der Herkunft fragt, und Yakubu so triggert, dass kein normales Gespräch mit ihr mehr möglich ist. Welche Funktion hat diese Szene für die Entwicklung Ihrer Figur?

Die NGO-Mitarbeiterin steht für eine aufgeklärte, rationale und sehr moderne Figur, die berechtigterweise Strukturen verändern möchte und für die Gefühle einer priviligierten Mitteleuropäerin in diesem Zusammenhang weder Zeit noch Verständnis hat. Bärbel verletzt das. Als Zuschauer erkennen wir uns eventuell ein bisschen in beiden Frauen wieder, denn wir sind ja alle nicht erleuchtet und übrigens auch viel zu oft beleidigt.

Wie lief die Zusammenarbeit mit Henning Baum und Jutta Speidel?

Zweimal Plus mit Sternchen. Lucky me also.

Wie sind Sie eigentlich seinerzeit zur „Sendung mit der Maus“ gekommen, und wer hat sich die „2-Minuten-Märchen“ ausgedacht?

Hihihi… Der WDR hat mir den Job angeboten. Mit dem Hinweis, dass mein Vorgänger ihn 50 Jahre gemacht hat. Ich solle mir die Sache also gern langfristig vorstellen. Räusper. Die 2-Minuten-Märchen kommen natürlich aus England …

Wie oft fragt man Sie, ob Sie mit Christoph-Maria Herbst verheiratet sind, mit dem Sie ja sehr oft gemeinsam gedreht haben?

Die Frage wurde mir noch nie gestellt. Dass wir wie ein altes Ehepaar wirken, ist mir allerdings sehr geläufig, begegnet mir so etwa einmal die Woche (lacht).

Was steht in nächster Zukunft bei Ihnen an?

In den nächsten vier Wochen läuft auf Pro7 jeweils dientags die „Super-Duper-Show“, ein großer Spaß. Und Mitte Oktober steht dann die Ausstrahlung eines „LOL-Halloween-Specials“ auf Prime an. Bleibt bunt. Ich freue mich auf alles, was kommt!

„So weit kommt‘s noch“ am Sonntag, den 29. September, 20.15 Uhr im ZDF