Warum ein bisschen "nostalgischer Kram" beim Erwachsenwerden helfen kann.
Alle wollen wir das Beste für unsere Kinder, keine Frage. Doch gelegentlich laufen wir Gefahr, mit unserem Bemühen in der einen oder der anderen Richtung zu viel des Guten zu tun.
Manche Eltern neigen dazu, alles zuzulassen, was den Kindern gefällt, und lassen sie beispielsweise stundenlang vor dem Fernseher sitzen. Mitunter auch, weil die Eltern zu erschöpft sind oder zu wenig Zeit haben, sich mit den Kindern sinnvoller zu beschäftigen. Andere Eltern hingegen scheuen weder Zeit noch Mühe, ihre Kinder in jeder Minute "sinnvoll" zu beschäftigen. Von der Schule geht es zum Klavierunterricht, dann zum Sport.
Anzeichen von Burnout
Ob das alles zielführend ist, muss man sich heute mehr denn je fragen. Verzeichnet die Statistik doch eine steigende Zahl von Jungen und Mädchen, die bereits unter psychischen Störungen leiden, wenn sie nicht schon Anzeichen von Burnout zeigen. Probleme, die der Auslieferung der Kinder an die "Glotze" ebenso geschuldet sein können wie der Überforderung durch den Ehrgeiz mancher Eltern.
In dem einen wie dem anderen Fall fehlt den Kindern das, was sie doch vor allem brauchen: das Leben und Aufwachsen in einer vertrauten Gemeinschaft. Die Familie, in der es fröhlich und besinnlich zugleich zugeht, ist nicht das antiquierte Ideal, als das sie mitunter hingestellt wird.
Familiäre Rituale
Um erwachsen zu werden und sich auf das Leben in der Gemeinschaft vorzubereiten, brauchen Kinder auch familiäre Rituale: das gemeinsame Essen, die Gespräche mit Eltern und Großeltern, die Feiern, die Ausflüge, die Zeit zu gemeinsamen Spielen. Auch sollten wir uns als Eltern wieder öfter an die gute alte Tradition des Vorlesens erinnern. Das schafft Nähe, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit – ebenso wie das gemeinsame Singen.
Bevor man das alles als "nostalgischen Kram" abtut, sollte man es ausprobieren. In meiner Familie wurde viel und begeistert gesungen und musiziert. Das hat uns Kindern viel Kraft gegeben, manchmal auch Mut gemacht. Dafür bin ich meinen Eltern bis heute dankbar.