01.09.2015 Gesundheit

Arzt-Kolumne: Reiner Schmerznerv

Dr. Christoph Eichhorn, Facharzt für Orthopädie und Rheumatologie.
Dr. Christoph Eichhorn, Facharzt für Orthopädie und Rheumatologie. Fotoquelle: privat

Verschleiß oder tote Reithose? Der Rücken gibt Anlass für vielerlei Beschwerden.

Fast jeder leidet einmal in seinem Leben an Rückenschmerzen. Und wenn wirklich nur der Rücken zwickt, sind diese Schmerzen zunächst unverdächtig – sehr häufig ausgelöst durch Muskelverspannungen oder -schwäche, bei älteren Menschen können auch sogenannte verschleißbedingte Veränderungen die Ursache sein.

Wenn der örtlich begrenzte Rückenschmerz etwa beim Vorbeugen am Waschbecken oder nach gebückter Arbeit im Garten entsteht, dann kann eine akute Lumbago, auch Hexenschuss genannt, vorliegen. Auslöser ist eine Muskelverkrampfung mit Verkürzung. Sie ist sehr schmerzhaft, aber dennoch sollten Sie mit leichten Dehnübungen in Bewegung bleiben, Schonhaltung oder Bettruhe bringen nichts. Bessern sich die Beschwerden nicht, ist ein Arztbesuch erforderlich. Sollten die Schmerzen vom Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke herrühren, tut häufig ein reiner Schmerznerv weh. Da er ansonsten keine Funktionen hat, kann er mit Spritzen behandelt werden.

Hinweise auf einen Bandscheibenvorfall

Ob eine schwache Rückenmuskulatur für die Probleme verantwortlich ist, kann ein spezieller Krafttest klären und mit gezieltem Training sind viele Patienten schließlich beschwerdefrei. Kaum seltener sind der Auslöser Entzündungen, rheumatische Erkrankungen oder psychosomatische Beschwerden. Wenn zusätzliche Schmerzen im Arm oder Bein auftreten, können das Hinweise auf einen Bandscheibenvorfall, eine muskuläre Verkürzung, Bewegungsstörungen oder Einengungen des Wirbelkanals sein.

Sollten also gewisse Warnsymptome auftreten, dann ist eine sofortige Behandlung zwingend erforderlich.

Wir Ärzte nennen diese Symptome "Red Flags". Diese sind: plötzliche Lähmung im Bein, Blasenschwäche oder ein Taubheitsgefühl im Bereich von Unterleib, Gesäß oder auch auf den Innenseiten der Oberschenkel; Letzteres auch bekannt als "Reithosenanästhesie".