14.07.2015 Freizeit

Auf alten Schmugglerpfaden

Genussradeln: Damit die Tour auf dem Drahtesel nicht zur Tortur wird, gibt es das ADFC-Sternesystem Fotoquelle: ADFC/Norbert Eisele-Hein

Genüsslich durch die schöne Natur radeln und die Sommersonne genießen – Radtouren könnten so schön sein. Wären da nicht irreführende Beschilderungen, Autolärm oder unwegsame Teilstrecken, die die Tour auf dem Drahtesel zu einer Tortur werden lassen.

Wer nur die schönen Seiten einer Fahrradroute genießen will, sollte sich auf ausgewiesenen Strecken bewegen – etwa von Tourismusverbänden oder vom ADFC.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club hat sogar ein Sternesystem entwickelt, mit dem er Radrouten auszeichnet. Es beruht auf Kriterien, die unter anderem Befahrbarkeit, Wegweisung, Routenführung, Kfz-Verkehrsbelastung, die touristische Infrastruktur oder die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel unter die Lupe nehmen. Will heißen: Der ADFC hat die Strecken auf Beschilderung, Breite, Treppen, Poller oder Gefahrenstellen hin geprüft. Es wurde geschaut, ob schlechte Oberflächen mit großen Löchern oder Querrillen vorhanden sind, ob Lärm-, Geruchs- oder Staubbelästigungen, Umwege oder unnötige Höhenmeter in Kauf genommen werden müssen und noch vieles mehr.

Sterne für Qualität

Jedes Kriterium erhält ein bis fünf Sterne. Wer also auf ein bestimmtes Kriterium wie etwa "Oberfläche" keinen Wert legt, dafür aber keine große "Verkehrsbelastung" auf seiner Fahrt haben möchte, kann seine Route gezielt aussuchen. Alle Kriterien zusammen ergeben am Ende eine Auszeichnung von drei bis zu fünf Sternen. Die Bewertung erhalten nicht nur deutsche, sondern auch grenzübergreifende oder ausländische Routen. Schon insgesamt rund 16 000 Radkilometer tragen ein Qualitätssiegel des ADFC.

Eine dieser ausgezeichneten grenzüberschreitenden Routen ist die Grünroute mit insgesamt drei Sternen. Ausgangspunkt ist Düren östlich von Aachen. Weiter geht’s nach Heerlen in die niederländische Provinz Limburg. Das Ziel liegt mit Beringen schließlich in Belgien. Auf 310 Kilometern schlängelt sich die Route wie ein grüner Pfad durch das Dreiländereck. Es gibt keine extremen Anoder Abstiege, sodass die Tour in 18 bis 20 Stunden bewältigt werden kann.

Obwohl die Region im Dreiländereck ehemals zu den größten Steinkohle-Revieren Europas zählte, fahren Radler heute durch ein grünes Paradies, das seine Vergangenheit nicht verbergen kann. Immer wieder tauchen Relikte aus dieser Zeit auf. Alte Bergarbeiter-Siedlungen wechseln sich mit stillgelegten Zechen ab. Riesige Tagebaulöcher oder aufgeschüttete Halden sind heute Naherholungsgebieten gewichen, die die Radtour zu einem echten Naturerlebnis machen. Wie zum Beispiel der Blausteinsee in Eschweiler oder die Millicher Halde in Hückelhoven.

Route mit über 70 Sehenswürdigkeiten

Wer noch tiefer in die Vergangenheit der Region eintauchen möchte, kann dies im Niederländischen Bergbaumuseum in Heerlen oder im Industriemuseum Zinkhütter Hof in Stolberg tun, das die frühere Zinkgewinnung und Weiterverarbeitung zeigt. Insgesamt verbindet die Grünroute über 70 Sehenswürdigkeiten - neben Industriedenkmälern auch Wasserburgen und alte Schlösser. Apropos Industriedenkmäler: Gleich vier Sterne konnte der Ruhrtal-Radweg einheimsen. Auf 230 Kilometern geht es entlang der Ruhr von seiner Quelle im Sauerland durch das Ruhrgebiet bis zur Mündung in den Rhein.

Der Ruhrtal-Radweg ist übrigens die erste Strecke in einem Ballungsraum, die die ADFC-Inspektoren überzeugte. Zu den Stärken des Weges gehören die abwechslungsreiche Streckenführung und die gute Infrastruktur.

Es wird ein Gepäcktransfer angeboten. Zudem gibt es mehrere Verleihstationen, die Räder samt Gepäcktaschen anbieten. Und wer trotz guter Wegweisung (vier Sterne) Orientierung sucht, kann auf einigen Teilstrecken mit der Hilfe der Ruhrtal-Radweg-Ranger rechnen. Sie sorgen dafür, dass der Weg instand gehalten wird und sind bei Fragen und Pannen zur Stelle.

Auch die Grenzgängerroute Teuto-Ems kann sich mit vier Sternen schmücken. Auf alten Schmugglerpfaden und Handelswegen geht es 148 Kilometer durch die Münsterländer Landschaft und das Osnabrücker Land bis nach Ostwestfalen. Vorbei an Burgen und Schlössern, durch interessante Städte und hübsche Dörfer - immer auf Wegen, auf denen im 18. Jahrhundert Schmugglerbanden Salz transportierten. Aufgrund der flachen Streckenführung und der guten touristischen Infrastruktur ist die Route vor allem für Familien geeignet.

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