11.07.2023 Ein Experte erklärt

Mit Protonentherapie gegen Augentumor

Professor Nikolaos E. Bechrakis, Leiter der Klinik für Augenheilkunde der Universitätsmedizin Essen.
Professor Nikolaos E. Bechrakis, Leiter der Klinik für Augenheilkunde der Universitätsmedizin Essen. Fotoquelle: Universitätsmedizin Essen

In Deutschland wird das Aderhautmelanom jährlich bei bis zu 600 Menschen im Alter von 60 bis 70 Jahren diagnostiziert. Es handelt sich um einen Tumor, der unmittelbar im Auge entsteht. Primär sind Aderhautmelanome nicht direkt tödlich. Aber es kann zur Metastasierung kommen und durch sein Wachstum kann der Tumor die Sehkraft der Betroffenen oder sogar das gesamte Auge zerstören.

Aderhautmelanome machen sich durch Seheinschränkungen bemerkbar. Betroffene sehen verschwommen. Die Sicht kann durch Schatten, Flimmern oder Blitze getrübt sein. Halten derartige Beschwerden mehrere Tage an, ist dringend ein Augenarzt aufzusuchen“, erklärt Professor Nikolaos E. Bechrakis, Leiter der Klinik für Augenheilkunde der Universitätsmedizin Essen.

Oft gibt es eine andere Ursache für die Beschwerden. Handelt es sich allerdings um ein Aderhautmelanom, ist es eine durch den Tumor bedingte Netzhaut-Ablösung. Steht die Diagnose fest, besteht die Möglichkeit einer Protonentherapie, eine besonders schonende Bestrahlung. Es bedarf vier Behandlungen an vier aufeinanderfolgenden Tagen. Die Bestrahlung dauert jeweils eine Minute. So lässt sich in gut 95 Prozent der Fälle eine lokale Tumorkontrolle erreichen, das heißt im Anschluss ist keine weitere Tumor-Behandlung erforderlich. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften der Protonen ist der Strahl genau steuerbar, trifft den Tumor präzise an der vorgesehenen Stelle und zerstört die Tumor-DNA. Das Gewebe hinter und neben dem Tumor wird weitgehend geschont. Ein entscheidender Vorteil bei derart kleinen Tumoren, die sich zudem in der Nähe von wichtigen Strukturen für das Sehvermögen, wie dem Sehnerv und der Mitte der Netzhaut, befinden.

„So kann der Erhalt des Auges angestrebt, aber auch die langfristige Gefahr einer Erblindung reduziert werden. Die Heilungschancen sind sehr gut. Mögliche Nebenwirkungen, wie Durchblutungsstörungen am Sehnerv, grauer oder grüner Star lassen sich gut behandeln“, erklärt Professor Nikolaos E. Bechrakis. Da es für die Protonentherapie aufwändiger Geräte bedarf, wird sie weltweit nur selten angeboten, in Deutschland sogar nur an zwei Kliniken. Das Westdeutsche Protonentherapiezentrum (WPE) der Universitätsmedizin Essen ist eine davon, die zweite ist die Charité in Berlin.

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