29.09.2015 Kultur

Ausstellung: Mit Kaisers Segen

von Gerhard Bleckmann
Bild von einer Stadt: Obwohl nur 20 Meter über der Saale, ist der Dom weithin sichtbar.
Bild von einer Stadt: Obwohl nur 20 Meter über der Saale, ist der Dom weithin sichtbar. Fotoquelle: Vereinigte Domstifter

Vor 1000 Jahren wurden die Grundsteine zum Dom in Merseburg gelegt. Ein starkes Stück deutscher Geschichte.

Lässt sich Merseburg mit Aachen, der Lieblingsstadt Kaiser Karls des Großen, vergleichen? Hier wie dort ergreift den mächtigsten Mann seiner Zeit heftige Zuneigung zu Stadt und Land, hier wie dort entsteht ein prächtiges Kirchenbauwerk, dem die Zeit nichts anzuhaben scheint, hier wie dort lebt es sich unter der fördernden Hand des Potentaten sehr manierlich. Merseburg, glückliche Stadt.

Unterschiede, klar, gibt es auch. In Aachen pflegte Karl seine vom Reiten geschundenen Knochen im Wasser warmer Quellen zu kurieren. Die Stadt lag mittenmang im Reich, unmittelbare Gefahren drohten nicht. Er und sein Hofstaat konnten sich im Kreise von Gespielinnen aalen, "Turteltäubchen", wie ein kluger Berater monierte.

Merseburg hingegen war Frontstadt. Jenseits der Saale wurde slawisch gesprochen. Dort lauerte Gefahr. Kaiserliche Pfalz und Dom dienten der Macht- und Glaubensdemonstration. Heinrich II. und seine Frau Kunigunde, beide als einziges Kaiserpaar des Deutschen Reiches gemeinsam heiliggesprochen, ließen keine Turteltäubchen zu.

In diesem Jahr feiert Merseburg den 1000. Jahrestag der Grundsteinlegung des Doms. Am 18. Mai 1015 waren ausgerechnet Heinrich und Kunigunde verhindert, in dringenden Geschäften bereisten sie Hessen. Der Merseburger Bischof Thietmar nutzte die Gunst der Stunde, sich zu inszenieren und platzierte die zwölf Grundsteine, als ob's die zwölf Apostel wären, mit Aplomb an den Schnittpunkten der Kirchenarme. Thietmar vertrat die Ansicht, dass seine Stadt, in Urkunden auch Marsburg und Martisburg geschrieben, schon von Julius Cäsar um 55 v. Chr. gegründet und nach dem Kriegsgott Mars benannt worden sei.

Der Dom erlebte Verwandlungen in Richtung des gotischen Stils und wieder zurück in die Romanik. Viele seiner Schätze, so auch der "Heinrichskelch", wurden eingeschmolzen und als Sold an Soldaten gezahlt. Die Ausstellung 1000 Jahre Kaiserdom kann in Schloss und Dom noch bis zum 9. November bestaunt werden.

Unter den 150 Exponaten ragen die Merseburger Zaubersprüche, eine aus Bergkristall gefertigte Öllampe der heiligen Kunigunde (10. Jh.), das Adelheidkreuz (11. Jh.) und ein Astrolabium (13. Jh.) heraus – sowie die mumifizierte Hand des erbitterten Königsgegners Rudolf von Rheinfelden, dem in einer Schlacht 1080 erst die Hand abgeschlagen und dann ein Schwert in den Leib gestoßen wurde.