Wann werden Grizzlys gefährlich? Andreas Kieling hat es in Alaska und Yukon getestet.
Die Bären sind für Andreas Kieling das, was man im Englischen "vintage" nennt: der absolute Klassiker, das Nonplusultra.
Kieling hat Tiere aller Art und Arten vor die Kamera bekommen, klein, groß, niedlich oder auch gefährlich. Wildschweine haben ihm das Schulterblatt gebrochen und eine Kerbe ins Gesicht geschlagen.
Aber die Bären sind mit der Zeit der Reiseantrieb für ihn geworden, die zweite große Triebfeder. Die erste liegt in der alten DDR.
Grizzlys sind von anderem Kaliber
Im Yukon Territory, Kanada, oder in Alaska bilden Schwarzbären die größte Population. Sie sind nicht ohne, besonders wenn sie was Leckeres im Wohnmobil riechen. Aber die ungleich größeren, im Fell von Weißblond bis Braun changierenden Grizzlys sind von anderem Kaliber.
Kieling hat um des Überlebens willen lernen müssen, dass satte Grizzlys, die am reißenden Fluss fette Lachsbeute gemacht haben, der Filmkamera auf dem Stativ duldsamer gegenüberstehen als nervöse Tiere in der kargen Tundra, denen so ein Filmonkel gerade noch gefehlt hat.
Kieling hat gelernt, dass man sich ruhig und gleichsam würdevoll zurückziehen sollte, wenn die Bären heikel werden; wie wenn sie das zu schätzen wüssten.
Er weiß aber auch, dass mitunter nichts mehr hilft, höchstens Glück. Sein amerikanischer Tierfilm-Kollege Timothy Treadwell, auch er ein erfahrener Grizzlyist, hatte es nicht. Er wurde vor laufender Kamera von einem Grizzly gefressen.
"Ich führe eine Seemannsehe"
Andreas Kieling, in Gotha geboren, hat sich einen Hauch Jungenhaftigkeit erhalten. Dabei ist er 56 Jahre alt und hat zwei erwachsene Söhne. Eigentlich ist er Bauer in der Eifel, tourt aber elf Monate im Jahr durch die Welt und verkauft seine Filme an ZDF, BBC und National Geographic.
"Ich führe eine Seemannsehe", sagt er lachend, was nicht ausschließt, dass Frau und Söhne bei kleineren Touren dabei sind. Fast immer dabei ist Hündin Cleo, ein Hannoverscher Schweißhund.
Kieling floh mit 16 aus der DDR. Er durchschwamm die Donau, bekam einen Schuss ab. Eine Flucht, die ihn prägte. Er ist immer unterwegs, muss es sein. Immer auf der Suche nach grenzenloser Freiheit. Da, wo die Bären leben, in Alaska und Yukon, findet er sie.
Sein neues Buch erzählt in großartigen Fotos von dieser Freiheit. Kielings Vintage.