19.03.2024 Christina Stürmer im Interview

Ruhe vor dem Sturm?

Von Marcus Italiani
Christina Stürmer ist Österreichs erfolgreichste Sängerin.
Christina Stürmer ist Österreichs erfolgreichste Sängerin. Fotoquelle: Nikolaus Ostermann

Mit dem renommierten Format „MTV Unplugged“ beehrt Christina Stürmer, Österreichs erfolgreichste Sängerin, ihre Fans, und sorgt für ein ganz spezielles Frühlingserwachen.

Christina, mit „MTV Unplugged in Wien“ gibst Du direkt mal ein Versprechen ab. Denn die MTV-Unplugged-Serie ist schließlich eine Art Ritterschlag und steht für legendäre Alben von Künstlern wie Eric Clapton oder Nirvana. War Dir das vorab bewusst?

Christina Stürmer: Es ist noch immer ein Ritterschlag, aber dennoch komplett anders als zu Zeiten von Clapton und Nirvana. Ich glaube, diese legendären Acts haben damals einfach unplugged losgespielt.

Warum ist das denn heute anders?

Christina Stürmer: Die „Marke“ MTV Unplugged ist, glaube ich, immer noch viel wert. Wir haben uns daher im Vorfeld viele Gedanken gemacht und uns gefragt, wie wir die Show inszenieren. Aber dann habe ich mich an die legendären Alben dieses Formats erinnert und mir gedacht: Hey, diese Acts haben eigentlich auch nicht viel inszeniert, sondern den Fokus auf die Musik gerichtet.

Was ja auch der Sinn der Sache ist.

Christina Stürmer: Genau. Und da man über mich ja eh immer sagt, ich sei so bodenständig, hätte die große Inszenierung nicht gepasst. Also haben wir uns dazu entschieden, einen Proberaum mit einer tollen Location zu verbinden, und dabei ist „MTV Unplugged in Wien“ herausgekommen, weil ich dort meinen ersten Award gewonnen habe.

Auf dem Album rappst Du sogar mit Deinen Gästen „Deine Freunde“. Ist das ein Vorgeschmack auf das nächste Studio-Album?

Christina Stürmer (lacht): Nein, wirklich nicht. Tatsächlich fand ich das letzte Album etwas zu synthielastig und werde in Zukunft wohl wieder mehr auf Gitarren setzen. Aber als wir für das Stück „Keine Märchen“ geprobt haben, fragten mich die Jungs, ob ich nicht einen Teil rappen wolle. Mit der Zeit und unter Anleitung meiner siebenjährigen Tochter, habe ich dann eben gerappt. Trotzdem bringe ich kein Hip-Hop-Album heraus.

Seit sechs Jahren hast Du kein Album gemacht. Hat Dich die eher ruhige EP im Lockdown dazu gebracht, jetzt das Unplugged-Album zu machen?

Christina Stürmer: Das würde ich jetzt gar nicht so sagen, da ich immer schon ein Fan der Unplugged-Konzerte gewesen bin. Tatsächlich habe ich diese Instagram-Konzerte während des Lockdowns eher als schwierig empfunden. Einerseits war das ganz schön, andererseits habe ich mir gedacht: „Es wird eh schon so viel gestreamt, und jetzt auch noch so was.“ Für mich hat sich das einfach nicht richtig angefühlt. Ich habe diese Zeit eher genutzt, um mich zurückzuziehen und Zeit mit der Familie zu verbringen. Und das habe ich auch genossen, obwohl die Zeit natürlich um und herum schlimm war, weil man nirgends hingehen konnte.

In Österreich bist Du ein echter Trendsetter. Man hat sogar die Bewegung „Die neuen Österreicher“ sehr mit Dir in Verbindung gebracht. Wie gehst Du mit der Verantwortung um?

Christina Stürmer: Ich versuche, das gar nicht so sehr an mich heranzulassen. Es wird mir dann bewusst, wenn ich mit anderen Künstlern in Kontakt trete. Elif hat mir beispielsweise mal gesagt, dass ich für sie eine Inspiration gewesen bin. Dann wird einem das bewusst. Einerseits finde ich das erschreckend, aber andererseits auch cool.

In Deutschland macht man ja österreichische Musiker immer an Ikonen wie Peter Alexander, Udo Jürgens, Falco – wie reihst Du Dich da ein?

Christina Stürmer: Ich finde schon stark, was Österreich musikalisch alles zu bieten hat. Es gibt solche großartigen Kunstfiguren wie Falco, Bodenständiges wie Udo Jürgens, die Austropopper wie Wolfgang Ambross, Rainhard Fendrich oder Georg Danzer. Dann gibt’s die Stürmer und dann auch wieder solche eigenständigen und andersartige Acts wie Wanda oder Bilderbuch. Das ist eine riesige und wunderbare Bandbreite, die wirklich erstaunlich ist.

Seit sechs Jahren hast Du kein Album gemacht. Hat Dich die ruhige EP im Lockdown dazu gebracht, jetzt das Unplugged-Album zu machen?

Christina Stürmer: Ich war 20, als ich bei der Casting-Show mitgemacht habe. Anderthalb Jahre vorher hatten Deutsch-Pop-Bands wie Wir sind Helden oder Sportfreunde Stiller ihre ersten Alben veröffentlicht. Vorher gab es ja nur Schlager. Das war mein erster erster Kontakt zu dieser Art von Musik, und ich fand das unwahrscheinlich spannend. Das war das, was damals bei mir im Auto lief und was ich machen wollte. Als dann noch Juli, Silbermond und Revolverheld dazukamen, schaukelte sich das unabgesprochen alles gegenseitig hoch. Als ich in Österreich dann erfolgreich wurde, war es für mich echt seltsam, dass man mich in Deutschland offenbar gar nicht wahrnahm, obwohl es nur ein Steinwurf bis zur Grenze war. Das ist aber umgekehrt genauso. Juli waren in Deutschland schon sehr groß, aber in Österreich haben sie nur kleinere Venues spielen können. Die hatten wir bei uns als Vorband. So etwas überrascht mich immer noch.

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