19.05.2023 Interview mit Cosmo Klein

Der musikalische „Cosmopolit“

Von Marcus Italiani
Cosmo Klein ist ein bekannter Musiker.
Cosmo Klein ist ein bekannter Musiker. Fotoquelle: Boris Breuer

Soulsänger, Jazzkünstler, House-Interpret, Songwriter – ein (Musiker-) Leben scheint kaum genug für Cosmo Klein. Mit prisma sprach er über sein neues Album „Soul Fiction“.

Cosmo, Du sitzt musikalisch seit Jahrzenten zwischen den Stühlen. Du singst auf House-Partys, schreibst Hits für Sasha, Ben oder Nico Santos. Zudem reist Du mit Deinem Camper und der gleichnamigen Band durch die Lande und nimmst intensive Soul/Jazz/Funk-Nummern auf. Das aktuelle Ergebnis ist das Album „Soul Fiction“. Ist das Dein „cosmopolitischer“ Ansatz ?

Cosmo Klein: Das ist er tatsächlich, auch, wenn das marketingstrategisch vielleicht nicht so clever ist und ich mit nur einer bestimmten Richtung erfolgreicher wäre. Aber ich habe einen ziemlichen Dickkopf und ziehe das jetzt durch. Allerdings auch in unterschiedlichen Varianten.

Was bedeutet das genau?

Zu Beginn meiner Karriere habe ich sämtliche Stilrichtungen auf einem Album gemischt. Ab 2008 bin ich dann dazu übergegangen, die Projekte aufzuschlüsseln. Ich habe auf der einen Seite House-Musik gemacht und auf der anderen Seite an meiner Soul-, Jazz- und Funk-Musik gearbeitet. Auf diese beiden Säulen konzentriere ich mich momentan.

Worum geht es auf Deinem neuen Album „Soul Fiction“?

Das ganze Album dreht sich thematisch um die fiktionale Welt, in der wir leben. Dank alternativer Fakten, die sich manche Leute zusammenspinnen, kann sich jeder seine eigene Welt zurechtdenken. Ich denke, es würde uns weiterbringen, wenn wir uns auf ein paar Fakten einigen könnten. Aber „Soul Fiction“ bedeutet im positiven Sinne auch, dass man sich am Ende des Tages so definieren kann, wie man möchte und sein Glück selbst in der Hand hält.

Du spielst auf dem Album mit echten Schwergewichten wie Benny Greb, Noah Fürbringer oder Peter Weniger zusammen, die ja nicht nur aus verschiedenen Genres, sondern auch unterschiedlichen Generationen stammen. Wie bekommt man da einen Schmelztigel hin, der so organisch klingt wie auf „Soul Fiction“?

Ich gebe eine klare musikalische Vision als Rahmen vor, und das Songwriting drückt auch in eine bestimmte Richtung. Natürlich sind die Musiker allesamt Virtuosen, denen man nicht viel vormachen kann. Der Ansatz war aber klar: Es gibt für jeden Song nur Bläser, Gitarre, Bass, Schlagzeug. Und dadurch, dass wir alles in einem Camper aufgenommen haben, klingt es wie aus einem Guss. Das Schwierigste war, dass ich mit sechs oder sieben verschiedenen Schlagzeugern gearbeitet habe, denn jeder hat seinen eigenen Sound und gibt ja auch den Sound einer Band vor.

„This Is My Time“ von Sasha war ein fundamentaler Hit, Du hast auch Dinge zu Germany’s next Top-Model beigesteuert, hast für Ben „Herz aus Glas“ geschrieben und bist im House-Sektor aktiv. Außerdem war die Prince-Coverversion von „When Doves Cry“ einer Deiner größten Hits.

Das war eher ein Unfall des Schicksals (lacht). Das Songwriting stand bei mir eigentlich immer im Mittelpunkt. Bei der Coverversion von „When Doves Cry“ ging es eher darum, produktionstechnisch ein paar Dinge auszuprobieren. Ein Freund hörte die Version und sagte: „Mann, das musst Du herausbringen“. Er machte einen Remix, und das Stück wurde auf Spotify ein Hit. Abgesehen davon ist Prince aber einer meiner größten Helden, der auch immer die Stile gemischt hat. Ihm war es egal, ob die Leute das verstehen oder nicht.

Welche Auftragsarbeiten würdest du nicht annehmen?

Ich glaube, ich habe nicht viel zum Ballermann-Schlager beizutragen, aber selbst das kann witzig sein. Ich kann allem irgendwie etwas Positives abgewinnen. Jede Musikrichtung oder Kunstform hat ihre Berechtigung.

„Show Me What You Got“ ist eine Persiflage auf den Zeige-Wahn der Social Media Generation. Gerade als Künstler eine zweischneidige Sache, oder?

Ganz ehrlich: Wenn ich kein Künstler wäre, dann hätte ich mit Social Media gar nichts am Hut. Es ist wirklich ein zweischneidiges Schwert: Segen und Fluch zugleich.

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