27.10.2015 Wohnen

Die stolze Pracht von Majolica

Eine fast vergessene Form der Einrichtung: edle Fliesen, die Wände und Böden zum Erlebnis machen ...

Schön für den, der sich's leisten kann. Inmitten von Majolica-Kacheln zu leben, ist eine kühle Wohltat im Sommer und behaglich im Winter.

Majolica oder Fayence, ihre Technik ist identisch. Majolica sind vom Namen her "Fliesen aus Mallorca". Die Araber hatten sie dort hinterlassen, die Spanier brachten sie im 15. Jahrhundert nach Süditalien.

Ein deutsches Element

Auch ein deutsches Element liegt ihnen zugrunde: In der Renaissance griffen italienische Meister mit Vorliebe auf Gemälde und Zeichnungen von Albrecht Dürer zurück, um sie auf Majolica-Tellern zu vervielfältigen.

Wer sich an Viscontis Film "Der Leopard" von 1963 erinnert, hat auch den großen Ball beim Fürsten Ponteleone im Palazzo Gangi in Palermo vor Augen: Man tanzte auf Majolica, an den Wänden Kacheln mit Familienwappen und Tierdarstellungen, eine in ihrer Buntheit erschlagende Pracht.

Im vermeintlich bettelarmen Süditalien ist das noch häufig anzutreffen. "Matonelle" werden die Majolica dort genannt. Ihren Ursprung haben sie im Orient, wo sie als Imitation des Porzellans galten, das man bekanntlich nur in China herzustellen wusste. Farbiger Ton wird mit einer zinnoxidhaltigen Glasur überzogen, die die Scherben vollständig abdeckt und als Malgrund dient.

Neue Technik aus Holland

Ganze Städte wie Faenza ("Fayence") lebten von Gestaltung und Herstellung der anfangs 13,5 cm x 13,5 cm großen Kacheln; später wurden auch größere hergestellt.

In Holland erfand man 1600 eine neue Technik: Dank eines zweiten Brennvorgangs konnten Farben und Motive noch feiner dargestellt werden. Der Siegeszug der Delfter Fliesen begann ...