13.11.2023 Musiker im Interview

„Jede Musik findet ihr Publikum“

Von Felix Förster
Eric Fish hat mit seinen Friends das Album „Untiefen“ veröffentlicht.
Eric Fish hat mit seinen Friends das Album „Untiefen“ veröffentlicht. Fotoquelle: Etienne Hiekisch-Hildebrandt

Eric Fish ist als Sänger von Subway To Sally bundesweit bekannt. Neben der Musik seiner Hauptband veröffentlicht er als Liedermacher seit Jahren eigene Alben und hat nun mit „Untiefen“ ein neues im Gepäck. prisma hat mit ihm über seine Wurzeln in diesem Metier gesprochen.

Nach „Himmelfahrt“ mit Subway To Sally kommt nach wenigen Monaten bereits ein neues Album von Dir heraus, woher kommt dieser kreative Schub?

Eric Fish: Die Songs für das „Untiefen“-Album manifestierten sich sukzessive schon seit der elenden Pandemiezeit. Weit über 30 Lieder sind geschrieben worden. Jedoch haben es hauptsächlich jene Songs auf das Album geschafft, die nach Corona geschrieben wurden. Eine gewisse Aufbruchstimmung und eine große Erleichterung haben durchaus einen kreativen Schub ausgelöst. Und, ja, da beide Projekte quasi parallel verlaufen sind, war es mitunter Stress in Reinkultur. Aber auch schön und befriedigend.

Oben genanntes Album war ein optimistisches Lebenszeichen Deiner Hauptband nach eher düsteren Vorgängern. Wo lässt sich nun „Untiefen“ von Deinem Soloprojekt einordnen?

Eric Fish: Ähnlich. „Untiefen“ dokumentiert meine innere Grundhaltung zu Problemen dieser Zeit. Sowohl persönlicher, als auch globaler Art. Analyse, Ratschlag, Augen öffnen, Mut machen sind die Eckpfeiler dieses Albums.

Wie unterscheidet sich die Herangehensweise bei Eric Fish and Friends von der Arbeit mit Subway To Sally?

Eric Fish: Die Musik von Subway To Sally ist außerordentlich komplex und kann nur durch Genies wie Ingo Hampf, dem Mastermind und Gitarristen von Subway To Sally, in Perfektion kreiert werden. So bin ich bei STS eher ausführendes Organ mit beschränktem Input, während bei Fish alles durch meinen Kopf und meine Hände geht. Auf dieser Ebene schreibe ich Old-School-Songs einfach auf der Gitarre oder mit meinem Alter Ego Gerit Hecht zusammen am Klavier.

Bist Du lyrisch bei Deinem eigenen Projekt freier?

Eric Fish: Die Lyrics beim Soloprojekt stammen alle aus meiner Feder, aus meinem Kopf. Da nehme ich kein Blatt vor den Mund. Bei STS werden mir die Texte auf den Leib geschrieben.

Warum sind Liedermacher in der heutigen Zeit so wichtig?

Eric Fish: Ich glaube, dass es im aktuellen Zeitgeist, der eher nach Party und Blödelei riecht, eine Stimme der Ernsthaftigkeit braucht. Mit dieser Ernsthaftigkeit die Welt zu betrachten, ist seit jeher die Aufgabe eines Liedermachers, ich verzichte hier mal bewusst auf das Gendern, und ich hoffe, dass sich das Genre wieder besser etablieren wird.

Der Begriff „Liedermacher“ ist irgendwie entstaubt worden, es ist fast schon „cool“, so genannt zu werden, wie es mir scheint. Würdest Du diesen Eindruck bestätigen?

Eric Fish: Cool? Nein, es ist mir eher eine Ehre, wenn man mich so nennt, eine Auszeichnung. Denn man kann sich nicht einfach Liedermacher nennen und dann ist man einer – man muss es werden.

Welche Vorbilder hast Du in diesem Metier? Du selbst hast ja hier Deine Wurzeln.

Eric Fish: Vorbilder und Inspiratoren sind vor allem Gerhard Gundermann und Gerhard Schöne.

Liedermacher-Songs sind auch in Deinem Falle tiefgründiger, verlangen von daher auch mehr Leidenschaft und Einsatz vom Publikum. Reicht die kurze Aufmerksamkeitsspanne vieler Menschen, um in die Geschichten einzutauchen?

Eric Fish: Jede Musik findet am Ende ihr Publikum. Das meine weiß, was es erwartet und gibt sich dementsprechend hin, bringt Zeit und offene Ohren mit.

Die letzte Platte von Fish & Friends hieß „Gezeiten“, wurde von der Kritik sehr gelobt, konnte aber leider live nicht so richtig wegen Corona vorgestellt werden. Wie war diese Situation rund um das Album im Rückblick?

Eric Fish: Absolut bescheiden! Es gab direkt nach der Veröffentlichung keinerlei Möglichkeiten mehr, das Album live zu präsentieren. Ganz schlecht fürs Geschäft und für das Album.

Auf dem aktuellen Album ziehst Du Bilanz nach der kulturfreien Zeit der letzten Jahre. Wie fällt diese aus?

Eric Fish: Ich beobachte, dass diese erzwungene kulturfreie Zeit zwar vorbei ist, aber direkt und nachhaltig nachwirkt. Menschen haben sich anders orientiert, Lebenssituationen haben sich verändert, Prioritäten werden anders gesetzt. Nichts ist mehr so, wie es einmal war.

Unglaublich erscheint ja im Nachhinein diese Spaltung in der Gesellschaft, die neben dem durch die Politik nicht verhinderten „Kulturboykott“, wenn man das so nennen will, der zweite schlimme Teil der Corona-Zeit war. Glaubst Du, dass die richtigen Konsequenzen daraus gezogen werden müssen?

Eric Fish: Ja das glaube ich. Allein – da dies eine grundlegende Aufgabe der Politik beziehungsweise der Politiker sein müsste, fehlt mir hier die Hoffnung. Selbstdarstellung, Aktionismus, Wiederwahlgeilheit – ich sehe aktuell niemanden mit Weitblick, mit Vernunft agieren.

Du bist mitten in einer großen Deutschland-Tour, die im kommenden Jahr fortgesetzt wird. Wie sind die Reaktionen des Publikums?

Eric Fish: Ich bin hocherfreut! Wir spielen sehr viele Songs von „Untiefen“ und die Reaktionen sind sehr direkt und ausschließlich begeistert.

Auf was können sich „neue Fans“ freuen?

Eric Fish: Auf einen langen Abend mit viel Stoff für die Seele und für den Kopf. Verpackt in guter Musik.

Was ist mit Subway To Sally in naher Zukunft geplant?

Eric Fish: Wir haben gerade eine Single produziert, welche noch vor der „Eisheiligen Nacht“ am 15. Dezember veröffentlicht wird und tatsächlich auch so heißt. Ansonsten arbeiten tatsächlich schon am nächsten Album. Dieses wird 2025 erscheinen.

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