Diäten

Ewiger Kampf gegen die Pfunde

Von Gerhard Bleckmann
Fotoquelle: Voronina Svetlana/shutterstock.com

Es gibt mehr Wege abzunehmen als Wege nach Rom. Welchen soll man wählen? Den eigenen!

Hippokrates, einer der Wegbereiter ärztlicher Kunst, gab griechischen Olympiakämpfern, die sich zu fett gefuttert hatten, um noch einen Ringkampf zu gewinnen, um 400 v.Chr. drei Tipps: a) lange schweißtreibende Läufe, b) ab und zu ein Erbrechen auslösen, c) auf harten Betten schlafen.

Zwei der drei hippokratischen Diätratschläge könnten auch heute noch in jedem Abnehmführer stehen. Nur das Erbrechen, das unter jungen Frauen als gefährliche Unsitte fortlebt, würde heute niemand mehr ernsthaft empfehlen.

Vielleicht hilft beten

Verrückte Diäten hat es immer gegeben. Eine davon hieß: Sauft euch schlank! Alexander der Große hielt sich dran, wurde nicht dick, starb aber jung. Noch 1964 (in einer Zeit geistiger Freiheit) verkaufte sich der Diätführer "The Drinking Man's Diet" weltweit 2,4 Millionen Mal.

Noch verbreiteter, inzwischen aber ebenfalls verpönt, ist die unter Frauen verbreitete Raucher-Diät. Nikotin als Appetitzügler. Als klassisches Vorbild diente der englische Romantiker Lord Byron, der seinen unbändigen Kohldampf mit Kautabak zu zähmen suchte. Als Held hatte er in die griechische Geschichte eingehen wollen, doch starb er kläglich.

Einen Bandwurm implantieren?

Kann man Bandwürmer, die bekanntlich mit Garantie für starke Gewichtsverluste sorgen, in Pillenform einnehmen? Es soll Leute geben, die danach fragen. Sie wollen gehört haben, dass Maria Callas, die große Sopranistin, sich einen Bandwurm implantieren ließ, um Idealmaße zu erreichen. Dazu muss man wissen, dass die Callas in ihrer Jugend das dickste Mädchen von Brooklyn war, ehe sie als magerste Operndiva aller Zeiten in Europa die Aida sang und die Medea spielte. Trotzdem, Bandwürmer sind nicht nur eklig, sie sind auch gefährlich.

Ob die Callas-Geschichte stimmt, ist zudem unbewiesen. Cäsar mochte angeblich dicke Kerle um sich. Trotzdem war Dicksein nie eine Zier, von den gesundheitlichen Einschränkungen abgesehen. Dicke wurden verlacht, geschröpft und auf halbe Portion gesetzt. 1558 schrieb der Venezianer Luigi Cornaro ein Diätbuch, das schon deswegen große Beachtung fand, weil er behauptete, dank seiner Rezepte die "Männlichkeit" wiedererlangt zu haben.

"Low Carb"

Millionen weiterer Rezeptbücher sollten folgen, darunter das des Briten William Banting im 19. Jahrhundert. Er wünschte die Ballaststoffe zum Teufel, eine Theorie, die ein Richard Atkins 1970 unter dem Etikett "Low Carb" wiederkäute.

Die Menschheit, zumindest jene Teile, die nicht ums tägliche Brot kämpfen müssen, schließt sich zu Abnehm-Zirkeln zusammen, quält sich in Fett-weg-Rüttelmaschinen – oder betet.

"Pray your weight away ..."

Tatsächlich forderte der amerikanische Prediger Charlie Shedd im vorigen Jahrhundert unter großem Hallo: "Pray your weight away ...", bete und du nimmst ab! Wenn Glaube Berge versetzt, warum nicht auch Fettpolster?

Ein wenig in Vergessenheit geraten ist die goldene Formel, die der Lateinlehrer des Autors einst seinen Schülern predigte: FdH oder: Friss die Hälfte! Der gute Mann hatte den Beweis der Wirksamkeit seiner Formel allerdings noch vor sich. Er wog bei 1,70 Meter Körpergröße geschätzte 85 Kilo.

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