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Gegen alles ist ein Kraut gewachsen

Arzneipflanze des Jahres: das Echte Johanniskraut.
Arzneipflanze des Jahres: das Echte Johanniskraut. Fotoquelle: Scisetti Alfio/shutterstock.com

Sie lindern Schmerzen und Entzündungen oder helfen beim Abnehmen: Kräuter und Knollen.

Ein antikes Arzneimittel erlebt eine Renaissance

Und der Gewinner ist: das Johanniskraut. Seit 1999 kürt der "Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" an der Universität Würzburg die Arzneipflanze des Jahres. 2015 geht die Auszeichnung an ein Kraut, das die Juroren als eine "schwierige" Arzneipflanze bezeichnen.

Denn zum einen wird ihr eine stimmungsaufhellende Wirkung bei depressiven Verstimmungen zugeschrieben. Ihr Öl soll überdies entzündungshemmend sein und gegen Viren wirken.

Zum anderen hat Johanniskraut – wie jedes Arzneimittel – auch Nebenwirkungen. So baut es andere Arzneistoffe im Körper ab, weil es die Wirkung des wichtigsten arzneimittelabbauenden Enzyms verstärkt. Wird das Kraut daraufhin abgesetzt, passiert das genaue Gegenteil, nämlich ein gefährlicher Anstieg der anderen Arzneimittel.

Dennoch meint Dr. Johannes Mayer, Medizinhistoriker und Mitglied im Studienkreis, "dass das Johanniskraut noch weiter von sich reden machen wird". Denn Extrakte daraus würden gegen die Alzheimer-Krankheit getestet, der Wirkstoff Hypericin sogar in der Krebstherapie. "Bei der Bestrahlung mit einem bestimmten Lichtspektrum bildet es aggressive Sauerstoffradikale, die Krebszellen abtöten können", erklärt der Wissenschaftler. Zudem würden Verfahren getestet, um mit Hypericin hochresistente Bakterien abzutöten.

Wurden noch in der Antike verschiedene Johanniskrautarten in der Heilkunde verwendet – etwa bei Brandwunden, Ischias, Harnwegs- und Menstruationsbeschwerden –, ist in mittelalterlichen Dokumenten nur noch vom Echten Johanniskraut "Hypericum perforatum" die Rede. Schon damals wurde es zur Behandlung von Melancholie, Magenschmerzen und Leberschwäche eingesetzt, ist noch heute eine beliebte Heilpflanze und eben preiswürdig.

Die Zwiebel – eine medizinische Mahlzeit

Auch der Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, kurz NHV Theophrastus, kürt jedes Jahr eine Pflanze mit besonderer Wirkung. Zuvor hatte dies der Verband der Heilkräuterfreunde Deutschlands getan. Nach alten Bekannten wie Salbei, Kamille oder Brennnessel hat es in diesem Jahr ein Gemüse zur Heilpflanze des Jahres geschafft: die Zwiebel.

"Sie ist eine der beliebtesten Gemüsearten Deutschlands. Was aber nur wenige wissen: Die Zwiebel ist auch eine vielseitige Heilpflanze und somit eine alltagsrelevante Arznei", erklärt Vereinsvorsitzender Konrad Jungnickel.

Die Zwiebel wirkt als Essensbestandteil verdauungsfördernd und entzündungshemmend. Aber auch als altes Hausmittel sollte ihr nach Meinung des Vereins wieder mehr Beachtung geschenkt werden – etwa als Sirup bei Husten, als Wickel bei Ohrenschmerzen, als Saft gegen Haarausfall oder zur Linderung bei Insektenstichen.

Aus Ostasien in deutsche Schlankheitsprodukte

Hierzulande nicht sehr bekannt ist dagegen die Konjak-Knolle. In Ostasien gehört sie indes zum festen Bestandteil der Küche. In Japan etwa wird sie seit Jahrhunderten als Nahrungsmittel verwendet.

Aus der Knolle kann Mehl gewonnen werden, das Glukomannan enthält. Dieser Speicherstoff besitzt ein überaus starkes Quellvermögen und wird daher oft als Geliermittel, Ballastzusatzstoff und Verdickungsmittel genutzt.

Neuerdings macht das Konjak-Pulver als Diätmittel von sich reden. Da es auf mehr als das Hundertfache seines Volumens aufquellen kann und so für eine Sättigung sorgt, ist es auch Bestandteil von Schlankheitsprodukten. Japaner nutzen das Mehl, um damit Glasnudeln, Desserts oder Eiscreme herzustellen.

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