21.09.2023 Arzt-Kolumne

Immer müde? Es könnte die Schilddrüse sein

Von Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie, Buchautor und bekannt als „Doc Esser“ in TV und Hörfunk.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie, Buchautor und bekannt als „Doc Esser“ in TV und Hörfunk. Fotoquelle: WDR / Herby Sachs

„Ich bin nur noch müde, mein Hautbild hat sich verändert, und meine Haare fallen aus“, klagte eine 32-jährige Neupatientin vor ein paar Wochen in meiner Sprechstunde. Ihre bisherigen Untersuchungen waren unauffällig geblieben, jedoch horchte ich bei Nennung der Symptome auf. „Wir untersuchen jetzt mal Ihr Blut auf eine Schilddrüsenunterfunktion. Ihre Symptome sprechen dafür. Die Schilddrüse ist ein kleines Organ mit großer Wirkung,“ klärte ich die Patientin auf.

Das Schmetterlingsorgan – so wird die Schilddrüse wegen ihrer Optik genannt – ist nicht groß, nimmt aber einen umso größeren Einfluss auf die Lebensqualität. Die Schilddrüse beeinflusst diverse Stoffwechselprozesse und Körperfunktionen, das Wachstum und die Reifung. Zudem ist sie auch für die Psyche wichtig und bildet Hormone. Allerdings kann die Schilddrüse erkranken. Dann werden entweder zu viele Hormone oder zu wenig Hormone gebildet. Bei einem Zuviel an Hormonen spricht man von einer Schilddrüsenüberfunktion, bei einem Zuwenig an Hormonen von einer Schilddrüsenunterfunktion.

Leider sind die Symptome sehr vielfältig und lassen nicht immer sofort an eine Schilddrüsenerkrankung denken. Typische Syndrome für eine Schilddrüsenüberfunktion sind Nervosität, Herzrasen, vermehrtes Schwitzen, Zittern, Blutdruckentgleisungen und Schlaflosigkeit. Typische Syndrome für eine Schilddrüsenunterfunktion sind Haarausfall, trockene Haut, ein langsamer Herzschlag, eine heisere Stimme, chronische Verstopfung, Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen. Der Schilddrüsen-Check funktioniert über eine Blutabnahme, bei der die Antikörper und Hormone gemessen werden. Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung des sogenannten TSH-Wertes. Er sagt etwas über die Menge der Schilddrüsenhormone aus. Bei Verdacht wird auch ein Nachweis von Antikörpern erstellt. Nicht selten ist die Diagnosestellung sehr langwierig und bedeutet für die Betroffenen eine große Einschränkung ihrer Lebensqualität. Umso wichtiger ist es, bei diffusen Symptomen immer auch an eine Erkrankung des Schmetterlingsorgans zu denken.

 

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