Die Bräute von heute überlassen nichts dem Zufall. Wer sich keinen Hochzeitsplaner leistet, wird selbst zu einem. Die Gestaltung der Hochzeit ist auch deshalb so kompliziert, weil Möglichkeiten und Wünsche grenzenlos sind.
Alles muss ins Farbkonzept passen. Einladungskarten, Blumen, Servietten, Tischdeko – sogar die Kleider der Brautjungfern. Und selbstverständlich hat die Feier ein Motto. Der Traum in Weiß ist zu einem Marathon der Organisation geworden.
Die Verlobten fangen oft mindestens ein Jahr vor der Hochzeit mit der Planung an. "Man macht sich heute mehr Gedanken um die Hochzeit als früher", sagt Friederike Mauritz, erste Vorsitzende und Mitbegründerin des Bundes deutscher Hochzeitsplaner.
Mit dem Anspruch ist auch das Angebot an Dienstleistern rund um das Thema Hochzeit gestiegen: Catering, Fotos, Floristik, Musik, Video, Dekoration, Makeup, Frisur, Kleidung, Organisation.
Die Optik der Feier spielt auch eine wachsende Rolle, weil es immer mehr Inspirationen gibt. Das liegt unter anderem an der globalen Vernetzung, die neue Rituale nach Deutschland bringt. Wie aus den USA den Trend zu Brautjungfern, die wie Orgelpfeifen aufgereiht neben der Braut stehen.
Laut Mauritz inspirieren heutzutage auch Internet und Filme zur Höchstleistung für den "schönsten Tag im Leben": "Paare sehen mehr und andere Hochzeiten und setzen sich damit auseinander."
Die größte Herausforderung: sich entscheiden zu müssen. Folgt man Anregungen aus Zeitschriften und Büchern? Aus Brautläden? Von Hochzeitsmessen, Freunden und Verwandten? Der neuste Trend sind Hochzeitsblogs im Internet.
Privatpersonen berichten von ihren Erfahrungen und geben Tipps. Der Countdown zum großen Ereignis wird mit Fotos und Tagebucheinträgen heruntererzählt. Soziale Netzwerke wie "Instagram" und "pinterest" versorgen meist weibliche Nutzer täglich mit Ideen. Allein bei "pinterest" gibt es etwa 1000 Kategorien rund ums Heiraten – vom Stempel-selber-Schnitzen über Do-it-yourself-Blumengirlanden bis hin zu Kalligrafie-Schnellkursen, um die Einladungskarten persönlich schreiben zu können.
Nicht umsonst ist das Heiratsgeschäft ein eigener Markt von wachsender Vielfalt – in den viel Geld fließt. Das bestätigt Friederike Mauritz, ohne konkret zu werden. "Ein Brautkleid kann zwischen 50 und mehr als 5000 Euro kosten. Auch die Verköstigung – Sektempfang, Kaffeetafel, Mittagessen oder Frühstück am Folgetag – ist nicht zu unterschätzen." Gefeiert werde heute "nicht mehr im Restaurant um die Ecke wie bei Oma und Opa".
In den 1990ern waren Burgen und Schlösser beliebt, jetzt locken Scheune, Weingut und Garten. Die Gesamtausgaben eines Paares entsprächen in der Regel dem Wert des Autos in seinem Haushalt. Statt der Eltern stemmen heute viele Berufstätige die Finanzierung selbst. Da sich Frau und Mann immer später für den Partner fürs Leben entscheiden, steht ihnen zudem mehr Geld zur Verfügung.
Vor 40 Jahren lag das Durchschnittsalter von Bräuten bei etwa 20 Jahren, heute sind sie zehn Jahre älter. Das Paar verdient sein eigenes Geld und will den Gästen zeigen, was es sich leisten kann.
Am Ende sollte bei allem Perfektionsstreben und bei noch so vielen Verlockungen von außen eines nicht aus dem Zentrum rücken: die eigenen Ideen. "Man setzt den Beginn für ein gemeinsames Leben. Wie, legt jeder für sich selbst aus. Ich fände eine Grillparty im kleinen Kreis mit ein paar Akzenten auch völlig okay", sagt Mauritz. Und sie hat schon einige Hochzeiten miterlebt.