07.06.2016 Sport

Ewig lockt die Wand

Kraft, Können, Selbsterkenntnis: Nur wenige Sportarten sind pädagogisch derart wertvoll wie das Klettern.
Kraft, Können, Selbsterkenntnis: Nur wenige Sportarten sind pädagogisch derart wertvoll wie das Klettern. Fotoquelle: PHOTOCREO Michal Bednarek / Shutterstock.com

Die Halle macht's: wie der Volkssport Klettern neuen Schwung gewann.

Zehn goldene Regeln gibt der Deutsche Alpenverein jedem Kletterer mit auf den Weg in die Wand und in den Fels. Sie gelten für Anfänger und Fortgeschrittene, in der Kletterhalle und am Berg: Partnercheck vor jedem Start, Sturzraum freihalten, Pendelgefahr beachten, Vorsicht beim Ablassen, Sicherungsgerät richtig bedienen, alle Zwischensicherungen einhängen, Zwischensicherungen nicht überstreckt einhängen, kein Toprope (einfachste Form des Sicherns) am einzelnen Karabiner, im Vorstieg direkt einbinden sowie nie Seil auf Seil ...

Draußen am Berg kommt noch ein weiterer Grundsatz hinzu: Rücksicht auf die Umwelt nehmen. Am und um den Fels, das ist der Lebensraum von seltenen Tier- und Pflanzenarten.

Ohnehin beginnen die meisten Kletterkarrieren heutzutage in der Halle. Früher wurde dort vor allem für die großen Wände trainiert. Seit gut 20 Jahren hat sich das Hallenklettern jedoch immer mehr als eigenständige Kletterform durchgesetzt. Ein Grund ist die wesentlich größere Sicherheit in der Halle. Gefahren wie Steinschlag, Wetterumschwung, wechselnde Bedingungen am Fels oder ausbrechende Griffe spielen dort keine Rolle.

Außerdem bieten die Kletterhallen meist die Möglichkeit, beiden Kletterdisziplinen nachzugehen: Sportklettern mit Seilsicherung und Gurt sowie Bouldern – Klettern ohne Sicherung in Absprunghöhe. Dabei fangen Weichbodenmatten oder spezielle Unterlagen, sogenannte Crashpads, den Sturz ab. Bei dieser Art des Kletterns stehen vor allem Kraft und akrobatische Körperbewegungen im Vordergrund.

Rund 400 Kletteranlagen gibt es in Deutschland – Hallen und Außenanlagen. Jeweils die Hälfte wird von den Sektionen des Deutschen Alpenvereins und kommerziellen Anbietern betrieben. Zudem gibt es kleinere Wände, beispielsweise in Fitnesscentern, Schulen, Universitäten und Reha-Einrichtungen.

Mehr als 350 dieser Anlagen listet die Kletterhallen-Suche auf der Homepage des Deutschen Alpenvereins auf. Sie ermöglicht unter anderem die Suche nach Namen und Entfernung. Außerdem gibt es zu fast allen Anlagen Detaileinträge, die über Lage, Ausstattung und Öffnungszeiten der Kletteranlagen informieren.

Gerade für Einsteiger ist die Angabe des Schwierigkeitsgrades wichtig. Die gebräuchlichsten Skalen zur Angabe der Schwierigkeit sind die Skala der Internationalen Union der Alpinismusvereinigungen (UIAA – Union Internationale des Associations d’Alpinisme) und die französische Skala.

Die leichtesten Kletterrouten beginnen nach UIAA bei III (französisch 3a), die schwierigsten liegen bei XI+ (französisch 9a+).

Bemerkenswert ist, dass Anfänger heute sehr viel schneller höhere Schwierigkeitsbereiche als noch vor zehn Jahren erreichen. Dies liegt unter anderem am besseren Material, aber auch an den besseren Trainingsmöglichkeiten.

Allerdings nützt das beste Material nichts, wenn nicht einige Empfehlungen des Alpenvereins beachtet werden, um das IndoorKlettern richtig genießen zu können: Aufwärmen vor dem Klettern schützt den Körper vor Überlastungen und bringt den Kreislauf auf Touren. Um Gelenke und Muskeln zu schonen, ist ein kurzes Andehnen – etwa fünf Sekunden – ratsam.

Selbst erfahrene Kletterer sollten zunächst mit einfachen Routen beginnen. Wichtig ist zudem der rücksichtsvolle Umgang. Das macht die Atmosphäre entspannter und angenehmer. Dazu gehört, unbedingt zu warten, bis die ausgewählte Route frei ist. Nach dem Klettern sollte sie dann möglichst schnell wieder frei gegeben werden.