26.09.2023 Darstellerin im Gespräch

Maria Simon spricht über ihre Rolle in "Gestern waren wir noch Kinder"

Von Julian Lorenz
„Gestern waren wir noch Kinder“ hat in der ZDF-Mediathek Rekorde gebrochen.
„Gestern waren wir noch Kinder“ hat in der ZDF-Mediathek Rekorde gebrochen. Fotoquelle: Tobias Schult / Servicep

Die ZDF-Serie "Gestern waren wir noch Kinder" hat in der Mediathek Rekorde gebrochen. Maria Simon spielt Anna Klettmann, die von ihrem Ehemann getötet wird. Wir haben mit der Schauspielerin über die Serie gesprochen.

In der ZDF-Serie „Gestern waren wir noch Kinder“ spielen Sie Anna Klettmann, eine Mutter und Ehefrau, die aus scheinbar heiterem Himmel von ihrem Mann ermordet wird. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?

Die Figur der Mutter selbst fand ich spannend, weil sie sich mit Fragen beschäftigt, die sich viele Frauen in dieser Situation stellen. Sie ist Mitte 40, hat schon viel erreicht und die Kinder werden immer älter. Da fragt man sich nochmal ganz aufs Neue: Wer bin ich? Das erlebe ich in nicht nur bei mir selbst, sondern auch in meinem Umfeld und deshalb konnte ich mich gut mit Anna Klettmann identifizieren. Aber es ist nicht nur die Rolle, die mit angesprochen hat. Ich fand das gesamte Konzept der Serie total spannend. Man durchleuchtet die Geschichte einer gesamten Familie. Es geht darum zu erklären, warum die Dinge heute so sind, wie sie sind. Wie formt die Vergangenheit unseren Charakter? Das fand ich psychologisch spannend und es hat mich gereizt, bei so einem Werk mitzuwirken.

Welches behandelte Thema ist Ihnen persönlich wichtig?

Auf jeden Fall die häusliche Gewalt. Erst durch die Arbeit an dieser Serie ist mir bewusst geworden, dass so etwas häufiger passiert, als wir annehmen. Das müssen wir als Gesellschaft auch beim Namen nennen und uns fragen: Wie kommt es dazu? Da geht es um Kontrollverlust, und in „Gestern waren wir noch Kinder“ gipfelt dieser Kontrollverlust sogar in Mord. Das hängt oft damit zusammen, dass Menschen in einem gesellschaftlichen Gefüge eine Rolle spielen und sich nicht erlauben, ihre Gefühle auszuleben. Dann stauen sich die Emotionen an und es kann zu Gewalt kommen. Es ist auf jeden Fall ein umfangreiches und wichtiges Thema.

Viele kennen Sie aus Krimireihen wie dem „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“. War diese Rolle eine starke Umstellung für Sie?

Ich habe im Laufe der Jahre ja noch andere Rollen spielen dürfen. Aber es war eine willkommene Aufgabe, mal keine Knarre in der Hand zu haben oder komische Fragen zu stellen, sondern stattdessen den emotionalen Part zu spielen. Darauf habe ich mich gefreut und es hat mir auch viel Spaß gemacht. Es war eine schöne Abwechslung und es war ein Privileg, mich als Künstlerin so zeigen zu dürfen.

Mit über 20 Millionen Aufrufen ist „Gestern waren wir noch Kinder“ die erfolgreichste Serie in der ZDF-Mediathek. Zusätzlich ist die Serie für den „Blauer Panther – TV & Streaming Award“ nominiert. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

Ich bin erstaunt und überrascht, dass die Serie auch bei jungen Menschen gut ankam. Die Geschichte hat jung wie alt vor den Fernseher oder den Computer gelockt. Es ist uns gelungen, einen Allrounder zu erschaffen, der alle Generationen bedient.

Wie schafft die Serie es, Zuschauer aller Altersgruppen zu begeistern?

Damit habe ich als Darstellerin wenig zu tun. Da ist erstmal das Drehbuch, in dem alles bedacht werden muss. Die Familie spielt hier eine wichtige Rolle. Denn eine Familie ist jung und alt. Das Familiengefüge setzt sich gleichermaßen aus allen Mitgliedern zusammen. Das ist das Geniale an dieser Geschichte.

Also ist „Gestern waren wir noch Kinder“ seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht geworden?

Die Kunst hat in diesem Kontext auf jeden Fall eine Verantwortung. Sie sollte dazu anregen, Dinge zu hinterfragen und neu zu sortieren. Diese Serie ermöglicht einen tieferen Einblick in die eigene Familie und die damit verbundene Geschichte. Genau das brauchen wir.

Sie waren bereits an unterschiedlichen erfolgreichen Produktionen wie „Zornige Küsse“ und „Goodbye Lenin“ beteiligt. Welche Ihrer Filme oder Serien ist denn Ihr persönlicher Liebling?

Einer meiner Lieblinge ist am 30. September in der ARD zu sehen. „Wolfsjagd“ ist eine Arbeit, die mir viel Freude bereitet hat. Der Film beschäftigt sich mit vielen Themen, die mir persönlich am Herzen liegen. Der Dreh war fordernd und intensiv und ich bin stolz auf das Ergebnis.

Danke für das Gespräch!

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