25.09.2023 Interview mit Hartmut Engler

Pures Musical-Vergnügen

Von Sarah Hegemann
Hartmut Engler von PUR freut sich auf die Musical-Premiere.
Hartmut Engler von PUR freut sich auf die Musical-Premiere. Fotoquelle: picture alliance / Geisler-Fotopress | Nicole Kubelka/Geisler-Fotopress

Ab Oktober ist das Musical „Abenteuerland“ im Capitol Theater Düsseldorf zu sehen. Hartmut Engler, Sänger und Texter der deutschen Erfolgs-Band PUR, hat mit prisma über die Entstehungsgeschichte und die Adaption der Lieder für die Bühne gesprochen.

Waren Sie denn von Anfang an von einem „PUR-Musical“ begeistert?

Wir waren komplett begeistert. Das ist etwas, was wir mit unserer Musik selbst nicht leisten können. Da sind wir nicht vom Fach. Wir haben viele Jahre lang so ziemlich alles als Band angestellt – ob das Versionen mit einer Big Band, der Auftritt auf Schalke mit klassischem Orchester oder Unplugged-Konzerte waren – da stößt man irgendwann an Grenzen. Die Idee mit dem Musical tauchte so um 2012 herum das erste Mal auf, da hat es aber leider nicht so funktioniert. Wir waren kurzfristig enttäuscht, dass nichts zustande kam. Umso mehr haben wir uns gefreut, als wir 2018 mit Martin Flohr in Kontakt kamen, der letztendlich der Drehbuchschreiber und Produzent des Musicals geworden ist. Er hat uns seine Idee vorgestellt, und diese traf genau das, was wir wollten: Es soll sich nicht um die Band drehen, sondern eine Geschichte sein, wie sie unser Publikum auch erleben kann. Und das alles, ohne dass es kitschig oder seicht wird.

Hatten Sie Bedenken, dass das Musical nicht Ihren Geschmack trifft?

Martin Flohr war ein paar Tage mit mir wirklich in Klausur, wo ich all meine Bedenken äußern konnte. Über logische Fehler oder welche Personen eigentlich am wichtigsten sind für das Stück. Da haben wir uns viel ausgetauscht. Auch unsere Ängste, dass es vielleicht zu sehr ins Boulevardeske abrutschen könnte, wurden uns genommen. Spätestens vergangenen Oktober, als es ein sogenanntes Reading mit allen wichtigen Beteiligten gab und man uns 50 Minuten lang vorgelesen beziehungsweise vorgesungen hat, waren wir sehr beeindruckt. Wir haben nur gedacht: Das kann ja nur gut werden!

Wie ist es für Sie, Ihre Lieder in einem neuen Gewand zu erleben?

Alleine dieses Erlebnis, die Songs aus der „richtigen“ Perspektive zu hören… Ich singe zum Beispiel „Und sie steht wieder allein vor dem Spiegel“. Im Musical steht dort ein Mädchen und singt „Ich stehe wieder allein vor dem Spiegel“. In diesem Moment habe ich gedacht: Warum singe ich das eigentlich? Das ist doch ihre Geschichte, sie muss das singen. Es gibt auch tolle Ensemble-Songs… Ich glaube, ich werde einen Riesen Spaß haben, die Lieder alle in dem Stück zu hören.

Hatten Sie zu keiner Zeit Angst, Ihre Lieder jemand anderem anzuvertrauen?

Im Vorfeld sicher. Aber als wir dann etwas gehört hatten, nicht mehr – die Chor-Versionen und der Band-Sound waren so überragend. Das „Abenteuerland“ wird in einer hymnischen Perfektion dargeboten, das ist echt der Wahnsinn! Wir freuen uns total auf das Stück.

Also waren Sie ausreichend involviert und hatten genug Mitspracherecht?

Ich möchte da gar nicht von Mitsprache reden, denn zu verantworten haben es am Ende des Tages sowieso die Verantwortlichen. Es war aber von Anfang an klar, dass sie sich wohlfühlen, wenn wir happy sind. Ich durfte alle meine Bedenken äußern und bin zum Beispiel mit dafür verantwortlich, dass es nicht der erste Plakatentwurf geworden ist.

Was erwartet die Zuschauer konkret auf der Bühne?

Die Grundgeschichte dreht sich um die Familie Schirmer. Diese besteht aus der Oma, die nach dem Tod ihres Mannes zurück ins Leben findet, dem Ehepaar Schirmer, das in einer Midlife-Crisis steckt, sowie deren spätpubertären Kindern, die wiederum ganz andere Probleme haben. Alle haben ihre Kämpfe. Manche sind Bagatellen, andere nicht. Es wird – wie bei PUR-Konzerten auch – Stellen geben, an denen man Taschentücher braucht, weil das einem nahe geht. Das ist auch von uns gewünscht. Wir versprechen aber, dass man glücklich rausgehen wird.

Es sind drei Generationen, die da auf der Bühne stehen. Wer ist eigentlich die Zielgruppe des Musicals?

Das Musical lässt sich ganz gut auf die PUR-Situation übertragen. Die Geschichte hat zwar nichts mit uns zu tun, aber wir kennen die Situation aus unserem Publikum. Bei unseren Konzerten sind viele in der Menge, die mit uns älter geworden und über 60 sind. Die nächste Generation ist etwa 20 Jahre drunter und die hat wiederum auch schon mittlerweile kleine Kinder. Wir bewegen uns auf die vierte Generation zu.

Haben Sie damals, als Sie „Abenteuerland“ geschrieben haben, damit gerechnet, dass das so ein Hit werden würde?

Uns gab es damals schon ein paar Jahre, und wir haben einige Zeit gebraucht, um uns das Publikum zu erspielen, dass uns nennenswerte Verkaufsergebnisse brachte. Nach unserem ersten Millionen-Bestseller haben wir es geschafft, mit „Seiltänzertraum“ und „Abenteuerland“ gleich zwei Dinger draufzusetzen – produziert in den USA und London. In dem Moment denkt man gar nichts. Man weiß nur „Wow, wir sind Nummer 1 in Deutschland. Wir sind der Hype.“ Wir haben nur Partys gefeiert und uns regelmäßig gezwickt. Denn wir waren gefühlt immer noch eine Schüler-Band und nicht wirklich organisiert. Ein paar Jahre später hat sich das alles etwas gesetzt, und wir haben einen guten Rhythmus gefunden, alle drei Jahre etwa ein neues Album herauszubringen. Uns war natürlich klar, dass wir das Niveau von „Abenteuerland“ nicht durchgehend halten können – aber das gehört für Musiker dazu.

Sind Sie eigentlich ein Musical-Fan?

Das hängt ganz vom Musical ab. Ich mag zum Beispiel den Film „Mamma Mia“ und finde es großartig, mit welchem Charme Pierce Brosnan überspielt, dass er kein gelernter Sänger ist. Ich habe das Musical in Deutschland gesehen und muss sagen, dass viele Produktionen daran kranken, dass man die Lieder ins Deutsche übersetzt. Da haben wir mit dem „Abenteuerland“-Musical natürlich den Vorteil, dass PUR-Lieder sowieso auf Deutsch sind. Unsere Musik ist vielschichtig. Das muss in einem Musical auch drin sein. Es darf nicht seicht sein. Und da bin ich sowas von happy, dass ich beim „Abenteuerland“-Musical am Ende aufstehen und applaudieren kann für etwas, das auch mich total mitgenommen hat. Wenn das Musical so wird, wie die 50 Minuten, die wir schon gesehen haben, dann wird es die pure Freude!

Das Musical „Abenteuerland“ mit den Hits von PUR feiert am 22. Oktober im Düsseldorfer Capitol Theater Premiere und ist bis zum 10. März 2024 dort zu sehen.

Tickets gibt es unter www.abenteuerland-musical.com

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