Energiewende auf japanische Art: "Yamato" in der Komischen Oper Berlin.
Fühlen Sie sich ein bisschen überanstrengt, vielleicht sogar ausgelaugt? Dann könnte Taiko das probate Mittel sein, um wieder aufzutanken. Taiko steht im Japanischen für Trommel. Nach einem Abend voller Taikō·ki, was wir in sträflicher Unkenntnis fernöstlicher Begriffe mit "Trommler-Kunst in Vollendung" übersetzen wollen, dürften Sie bersten vor Energie.
Die Möglichkeit zu einem Selbsttest besteht: Ab 12. Juli geben Yamato – The Drummers of Japan ein sechstägiges Gastspiel in der Komischen Oper Berlin.
Seit 23 Jahren zieht das Schlagzeuger-Ensemble um seinen Meister Masa Ogawa um die Welt und hat geschätzt sechs Millionen Zuhörern so richtig was um die Ohren gegeben. Trommeln zum Herzerwärmen.
2016 scheint für Yamato ein Moment der Besinnung zu sein. Das neue Programm heißt "Kaiki-ten", was wir in wiederum etwas unsicherer Annäherung an das fremde Idiom mit "Palast der Erinnerung" übersetzen wollen. Tatsächlich geht es um die schönsten Nummern aus 23 Jahren, wie immer auf 400 Jahre alten Instrumenten in Szene gesetzt.
Schon das Alter der Trommeln deutet an, dass es um viel mehr als göttlichen Radau mit akrobatisch eingesprungenem Trommelwirbel geht (das auch), sondern um eine Beschwörung des alten Japans mit seiner Shintō-Religion und dem tiefen Frieden der Schreine und Gärten. Yamato (ein altes Wort für Japan) beschwört archaische Stimmungen und Zustände und ertrommelt sich den Klang der Stille, "Sound of Silence". Das mag sich widersprüchlich lesen, man muss es hören.
Zum Einsatz kommen 40 Trommeln sowie diverse andere urjapanische Instrumente, wie die dreisaitigen Schamisen (kleine Laute mit langem Hals) oder die bronzene Chappa-Zimbel aus tibetanischer Tradition.
Die Trommelstäbe stellen die Künstler selbst her. Nur so, glaubt Masa Ogawa, entstehe die gewünschte magische Verbindung zwischen Trommler und Trommel.
Damit auch darüber hinaus der Geist alter Mönchsorden gewahrt bleibt, besteht bei den Taiko-Artisten Pflicht zur Gemeinsamkeit: Man übt und isst gemeinsam, geht gleichzeitig schlafen, steht gleichzeitig auf.
Das Resultat solcher Rigorosität soll dem Publikum zugutekommen: Es taucht tief in eine fremde ferne Welt und kehrt energiegeladen zurück.