05.12.2015 Universität

Professor ins Museum, Avatare übernehmen!

Im vollbesetzten Hörsaal.
Im vollbesetzten Hörsaal. Fotoquelle: Matej Kastelic/shutterstock.com

"Das fliegende Klassenzimmer" kennen wir aus Erich Kästners Roman. Was aber ist ein "inverted classroom", ein umgedrehter Klassenraum? Um das zu erfahren, muss man nach Harvard, Massachusetts, reisen. Oder nach Marburg. Dort
geht es anders zu als in der Fernsehwerbung, wo ein Professor im vollbesetzten Hörsaal alter Schule doziert und ein bärtiger
Jüngling ein hübsches Mädchen anmacht: "Kann ich mal deine Nummer haben?"

Im Linguistik-Seminar in Marburg haben die Studenten alle Informationen schon im Vorfeld des Seminartermins auf Laptop oder Smartphone erhalten; ihr Prof., in dem Fall Jürgen Handke, kann seinerseits verfolgen, wer sich wie vorbereitet und
wer wie viel kapiert hat.

Im Virtuel Linguistic Campus dienen Professor und Tutoren nurmehr als Gesprächspartner oder sagen
wir: Berater. In einer nicht fernen Zukunft, scherzte Handke gegenüber der FAZ, würden es die Studenten vermutlich mit allwissenden Avataren zu tun bekommen, derweil Professoren mit ihren Strickpullovern als Museumsstücke dienten. Denn Studenten, das ist die traurige Wahrheit, ist es meist egal, ob die Lehre virtuell oder traditionell vermittelt wird. Hauptsache, am Ende gibt's Punkte.