01.09.2015 Kultur

Rückblick: Die Stones in Münster

Mick Jagger und Keith Richards.
Mick Jagger und Keith Richards. Fotoquelle: C. Flanigan/Getty Images WireImage

Der öffentlich-rechtliche WDR übertraf sich selbst. Die Rolling Stones landeten in Düsseldorf-Lohausen. Da musste verhöhnt werden, was die Metaphern hergaben. Von "ungewaschenen Höhlenmenschen" war in Hier und Heute die Rede, "soeben aus der Steinzeit aufgetaucht". Was war da los? Woher der Hass?

Der 11. September nahte, der des Jahres 1965. Die Stones, die damals noch, anders als die mopsfidelen Beatles, hauptsächlich vom Blues geprägt waren, hatten gerade eine USA-Tournee hinter sich; ohne besondere Vorkommnisse. Sie waren im Pariser "Olympia" aufgetreten (Paris stand noch) und hatten zwei umjubelte Konzerte in Dublin und Belfast gegeben.

Am 11.9. sollten sie erstmals in Deutschland spielen, in Münster. "Bravo-Blitztournee" nannte sich das Unternehmen. Damals wusste "Bravo" noch, was Jugendliche wollten.

Wie eine Anekdote aus der Kaiserzeit

50 Jahre danach mutet es wie eine Anekdote aus der Kaiserzeit an: Dem Adenauer-Deutschland schlotterten tatsächlich die Knie. Da kam etwas auf das unverdorbene Land mit seiner unverdorbenen Jugend zu. Das musste verhindert werden. Es war der WDR, der sich dieser Aufgabe annahm. Siehe oben.

Doch vergebens. Die Halle Münsterland war ausverkauft. Zweimal. Es gab ein Nachmittags- und ein Abendkonzert. Die Stones spielten jeweils acht Stücke. Der Jubel dauerte länger als der Auftritt, denn die meisten Songs waren schnittige zwei Minuten kurz.

Obwohl, "The Last Time" währte 3:41 Minuten, zu der Zeit fast schon eine Beat-Symphonie. Und "Satisfaction" erst! In der Originalversion noch eine Sekunde üppiger. Zwei Tage vor Münster war der in seiner Aussage heute noch gültige Song wider die Reiz überflutung auf Chartposition Nr. 1 geschnellt.

Die meisten Zuhörer kannten ihn. "Radio Veronica" und "Radio Caroline" versorgten sie von Holland her. Der WDR dudelte Schlager. Undenkbar, dass man "Satisfaction" aufgelegt hätte.

"Die Rolling Stones geben keine Zugabe!"

Die Legende will es, dass mehr Ordnungskräfte und Polizei in der Halle gewesen wären als Fans. Das ist Quatsch. Aber es war wohl der Polizeipräsident von Münster, der nach den Konzerten die Ansage machte: "Die Rolling Stones geben keine Zugabe!" Endlich herrschte wieder Ruhe im Land.