Für die meisten Menschen ist das Puzzle ein Stück Tiefenentspannung mit fast meditativem Charakter. Ein „Volksspiel“, das in der Beliebtheitsskala nach wie vor einen vorderen Platz einnimmt. Doch „Puzzeln“ ist nicht nur Entspannung, es kann auch sportlichen Charakter haben. So findet Anfang Februar die erste Deutsche Puzzlemeisterschaft in Leonberg statt.
Und dort geht es um Geschwindigkeit und darum, 500 kleine Puzzleteile so schnell wie möglich zusammenzusetzen. Ist Puzzeln also ein Sport? „Ich würde diese Frage bejahen, denn schließlich ist Schach offiziell auch ein Sport“, sagt Erika Ritz aus dem Vorstand des 2024 gegründeten Puzzlevereins Deutschland e.V. „Als wir uns als Sportverein eintragen lassen wollten, wurde uns das jedoch nicht genehmigt“, sagt sie und ergänzt: „Dabei betreiben wir einen Denksport. Aber nun gut, wir nehmen es auch gerne so hin.“ In Wettbewerben wird meist das sogenannte „Speed-Puzzeln“ gespielt, und das hat mit dem klassischen Puzzle-Legen wenig zu tun. Hier geht es um Geschwindigkeit und die richtige Taktik, die Puzzleteile so schnell wie möglich zusammenzufügen. Da ist logisches Denken gefragt, denn es müssen blitzschnell Muster erkannt werden. Ein schematisches Vorgehen ist also enorm wichtig. Die Aufgabenstellung bei den Meisterschaften sieht meist vor, dass ein 500-Teile-Puzzle innerhalb von 90 Minuten gelegt werden soll. Je schneller, desto besser. Bei den Weltmeisterschaften 2024 im spanischen Valladolid benötigte die Siegerin Kristin Thuv aus Norwegen für ein Puzzle mit 500 Teilen lediglich 37 Minuten und 58 Sekunden. „Die Taktik der Spieler sieht dabei ganz unterschiedlich aus“, sagt Erika Ritz und räumt dann auch direkt mit einem weit verbreiteten Klischee auf.
„Die wenigsten professionellen Spieler beginnen mit dem Rand“, sagt sie lachend. Häufig wird von der Mitte aus gestartet, denn die Motive sind beim schnellen Legen entscheidend. „Gibt es mehrere knallige Farben, kann man sich daran orientieren und diese schnell zusammenfügen.“ Motive wie ein Meeresausblick mit angrenzendem blauen Himmel werden dann wohl auch eher weniger für Turniere ausgewählt. Erika Ritz ist durch YouTube auf die Speed-Puzzle-Turniere aufmerksam geworden und hat dadurch ihre Leidenschaft zum Puzzle wiederentdeckt. „Natürlich habe ich schon als Kind gerne Puzzles gelegt, aber es dann irgendwann aus den Augen verloren.“ Erst später entdeckte sie das eigentlich als „Geduldsspiel“ bekannte Puzzeln wieder. „Da habe ich diese Speed-Puzzle-Weltmeisterschaft gesehen und fand das total spannend. Es hat mich dann in den Fingern gejuckt, und ich musste es einfach selbst ausprobieren.“ Für ihr erstes 500-Teile-Puzzle habe sie dann rund zwei Stunden gebraucht, eine mehr als ordentliche Zeit.
„Und da hatte ich mir auch nicht das Leichteste ausgesucht“, erinnert sie sich nicht ohne Stolz. Mittlerweile liegt sie im Schnitt so bei einer Stunde. „Das Schöne ist doch, dass jeder das Puzzle anders erleben kann“, sagt sie. „Manch - mal hat man eher Lust auf entspannte Stunden am Tisch, auch mit anderen Spielern zusammen. Vielleicht mit einem Hörbuch im Hintergrund, und dann gibt es wieder Zeiten, da reizt einen der Wettbewerb, das Duell gegen die Uhr“, sagt sie.
Für Erika Ritz ist die Faszination Puzzle diese Mischung aus beiden Aspekten. „Ich finde es reizvoll, in einen Wettbewerb zu gehen und mich fordern zu lassen. Es macht Spaß, zu sehen, dass man schneller wird, dass man Erfolge erzielt.“ Das Gefühl, wenn ein Puzzleteil in das andere passt, gibt ihr ein Glücksgefühl. „Das setzt Dopamin und Adrenalin frei. Und je schneller man es macht, desto intensiver ist dieses Glücksgefühl.“ Wenn dieses Speed-Puzzeln dann doch zu sehr stresst, ist wieder das entspannte Legen angesagt. Wenn alles so einfach wäre.
Das Puzzle als Legespiel wurde wahrscheinlich zuerst im Jahr 1766 in England vom Kupferstecher und Kartenhändler John Spilsbury (1739–1769) erfunden. Dazu klebte er eine Landkarte von Europa auf ein Holzbrett und zersägte dieses entlang der Ländergrenzen in 50 einzelne Teile. Ziel des Legespiels war es, die einzelnen Teile wieder zu einer Landkarte zusammenzusetzen und damit eine Erleichterung des Erdkundeunterrichts zu ermöglichen. Die Teile waren dabei wie heute üblich noch nicht miteinander verzahnt. Diese so genannten Interlocking-Puzzle entstanden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. (Quelle: Jigsaw-Wiki)
Die erste Deutsche Puzzlemeisterschaft des Deutschen Puzzlevereins findet am 8. und 9. Februar im schwäbischen Leonberg in der Stadthalle statt. Es werden die Disziplinen Einzel, Paar und Team angeboten. Jeder Einzelteilnehmer, jedes Paar und jedes Team bekommt einen Tisch zugewiesen. Die Tische werden nummeriert und mit den Namen der Teilnehmer gekennzeichnet, die Zuordnung erfolgt zufällig. In der Einzelkategorie gibt es, neben der normalen Wertung für den deutschen Meister, auch eine Wertung für den deutschen Jugendmeister (unter 18 Jahre) und den deutschen Seniorenmeister (über 50 Jahre). Internationale Gäste sind herzlich willkommen. Sie erhalten eine eigene Wertung und Preise. Zudem kann sich jeder online unter www.puzzleverein.de noch bis zum 25. Januar registrieren.