19.04.2016 400. Todestag

William Shakespeare: Ungreifbar, dieser Mann

Neue Kleider für den Klassiker: Die Penguin-Cover setzen Shakespeare in ein zeitgemäßes Licht.
Neue Kleider für den Klassiker: Die Penguin-Cover setzen Shakespeare in ein zeitgemäßes Licht. Fotoquelle: Random House; The Washington Times/wikipedia

Neue Buchcover, alte Fragen: An seinem 400. Todestag gibt William Shakespeare jede Menge Rätsel auf.

Shakespeare und kein Ende. All of a sudden (urplötzlich) sieht er an seinem 400. Todestag (23. April) jünger aus als irgendein anderer Autor unserer Tage.

Das liegt an den Covern, die der Penguin-Verlag mit Hauptsitz in London den englischsprachigen Shakespeare-Ausgaben verpassen ließ: genial-reduziert und auf poppige Art ornamental, weisen sie den Weg zum Charakter eines jeden Stücks fast wie ein Piktogramm. Warum kommt in Deutschland niemand auf so eine Idee?

As good luck would have (wie es der Teufel will), wird in Deutschland nach wie vor dem einsamen Genie aus Stratford-upon-Avon gehuldigt. So auch auf dem Sender Arte, der es besser wissen müsste. Immerhin, vom 24. bis 27. April bringt Arte nicht weniger als 14 Filme, Theateraufführungen und Dokumentationen zu "Das Genie William Shakespeare", wobei wohl ausgerechnet der japanische Filmklassiker "Ran" von Akira Kurosawa (frei nach "König Lear") allen anderen Beiträgen den Rang ablaufen wird (Sendetermin: Montag, 25. April, 22 Uhr).

That way madness lies (getreu bis in die Umnachtung) wird nach der wahren Identität des Autors von "Hamlet", "Macbeth" oder "Was ihr wollt" gesucht. Dass etliche Shakespeare- Stücke ganz nach Art heutiger Fernsehserien in einem „writer’s room“ entstanden sind, also in der Gruppe eines Theater- Kollektivs, daran zweifeln nur noch hartgesottene Genie-Verfechter.

Spätestens seit die "literarische DNA" Shakespeares (so Prof. Brean Hammond, Universität Nottingham) in dem Theaterstück "Double Falsehood", erkannt und von vielen Experten in aller Welt beglaubigt wurde, haben die Kollaborationisten unter den Shakespearianern Oberwasser.

Jahrhundertelang wurde das Stück John Fletcher zugeschrieben, aber ganz offensichtlich haben sich die beiden, Fletcher und Shakespeare (wer immer er war), die Bälle gegenseitig zugeworfen. So übrigens auch bei zwei weiteren Stücken: "The Two Noble Kinsmen" und "All Is True".

Mum's the word (kein Wort darüber), dass auch ein "writer's room" in spannungsgeladener elisabethanischer Zeit des besonderen Schutzes und höfischer Raffinesse bedurfte. Die verräterischen Katholiken intrigierten im Innern des Landes, die Spanier kreuzten vor der Küste ...

Die beiden stärksten Namen hinter die Theorie von einem schlauen Autor, der sich den Schauspieler Shakespeare wie einen Schutzhelm überstülpte, lauten Christopher Marlowe (seine Ermordung, 1593, wäre demnach nur vorgetäuscht gewesen, damit er ungefährdet dichten konnte) und Edward de Vere, 17. Earl of Oxford, der tatsächlich ein Filou von Shakespeare'schen Graden war. Doch wie gut war er als Autor?

Wild goose chase (sinnlose Jagd), denn wer immer Shakespeare war, er hat ein unsterbliches Werk hinterlassen – ob im Team des "writer's room", ob unter falschem Namen oder als einsames Genie.

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