Esther Schweins: "Wir müssen vernünftige Entscheidungen treffen"
Im April ist TV-Schönheit Esther Schweins 50 Jahre alt geworden. Die auf Mallorca lebende Schauspielerin – neu im Ensemble der ARD-Serie "Die Kanzlei" – erzählt, wie sie die letzten Monate der Corona-Pandemie mit ihren Kindern verbrachte und was sich ändern muss, damit die Welt wieder ins Lot kommt.
2017 verlor Esther Schweins ihren Mann an den Krebs. Eine dunkle Phase im Leben der seit April 50 Jahre alten Schauspielerin und Moderatorin, über die sie in Interviews nicht mehr sprechen will. Dass der ehemalige "RTL Samstag Nacht"-Comedystar nun in den Alltag zurückkehrt, zeigt auch ihre Rolle als neue Staatsanwältin in der Anwaltsserie "Die Kanzlei" (Dienstag, 4. August, 20.15 Uhr, Das Erste).
Vor der Corona-Pandemie pendelte sie zwischen ihrer Bio-Finca und den Kindern auf Mallorca sowie Fernsehjobs in Deutschland. Ein Modell, das nun durch Reisebeschränkungen und Quarantäne-Bestimmungen an Fernseh-Sets infrage gestellt ist. Im Interview berichtet Esther Schweins von ihren Pandemie-Erfahrungen auf Mallorca und erklärt, war ihrer Meinung nach passieren müsste, damit die Welt wieder ins Lot kommt.
prisma: Viele Leute dachten nach dem Tod Dieter Pfaffs, dass die Serie eingestellt wird. Finden Sie, dass "Die Kanzlei" noch so ein bisschen seinen Geist atmet?
Esther Schweins: Ich kannte Dieter Pfaff gut. Er war ein bisschen wie ein Mentor für mich. In den 90-ern, als ich mit "Samstag Nacht" bekannt wurde, war er einer der wenigen etablierten Schauspieler, die Leute wie mich schauspielerisch ernst genommen haben. Damals gab es noch die verbreitete Einstellung "Vorsicht Humor!" in Deutschland. Ich erinnere mich an viele gute Gespräche mit Dieter bei Spaziergängen um die Alster. Tatsächlich gibt es viele Bemühungen der Serienmacher, "Die Kanzlei" in seinem Sinne weiterzuführen.
prisma: Wie würden Sie diesen "Sinn" beschreiben?
Esther Schweins: Die Serie erzählt zutiefst menschlich und stellt sich auf die Seite derer, die Unterstützung und Hilfe brauchen. Das hat durchaus mit Dieter Pfaff zu tun. "Die Kanzlei" ist , wie "Der Dicke" damals, eine Art warmherzige Familie.
prisma: Wo haben Sie Dieter Pfaff kennengelernt?
Esther Schweins: Das war auf einer Gala des "Deutschen Fernsehpreises". Sabine Postel war damals auch dabei. Er war ja eine ganze Ecke älter als ich, aber wir hatten eine wunderbare Spaziergänger-Beziehung. Ich habe gerne auf seinen Rat gehört. Eigentlich bin ich sogar auf seine Empfehlung hin nach Hamburg gezogen.
prisma: Mittlerweile leben Sie seit langem auf Mallorca und betreiben dort eine Finca. Wohnen Sie dort nur – oder sind Sie auch landwirtschaftliche Unternehmerin?
Esther Schweins: Wir sind ein Familienbetrieb im Naturschutzgebiet, der Traditionspflege betreibt. Dazu gehört, dass wir alte Kulturpflanzen wie Oliven, Mandeln und Johannisbrot ziehen. Außerdem haben wir einen Pferde-Einstellhof.
prisma: Sie ziehen Ihre Kinder auf Mallorca groß. Kommen Sie nur nach Deutschland, wenn Sie dort Drehtage absolvieren?
Esther Schweins: Ich komme regelmäßig zum Arbeiten nach Deutschland, und um meine Familie zu besuchen. Ende Juli gehen die Dreharbeiten für die neue Staffel der ZDF-Serie "Blutige Anfänger" los, und ich freue mich sehr darauf, endlich wieder zu arbeiten.
prisma: Haben Sie die letzten Monate des Lockdowns, der ja in Spanien viel härter war als in Deutschland, komplett mit der Familie auf Ihrer Finca verbracht?
Esther Schweins: Bis auf die nötigen Fahrten zum Einkaufen, ja. Hier war nichts anderes möglich. Einerseits ein wenig beklemmend, andererseits ging es uns gut hier. Finca heißt Land, wir leben hier auf unserem eigenen Land. Das heißt, man kann raus, sich selbst bewegen, das Land versorgen und sich um die Natur kümmern.
prisma: Fanden Sie es nicht anstrengend, im familiären Kreis so viel zu Hause zu sein?
Esther Schweins: Nein, uns fiel aufgrund der sehr angenehmen Bedingungen nicht die Decke auf den Kopf. Wir lebten – und leben immer noch – im großen Familienverbund und sind jeden Tag dankbar dafür. Es geht uns, den Umständen entsprechend, sehr gut. Uns kann nur der Himmel auf den Kopf fallen, nicht die Decke.
prisma: Sie beschäftigen sich schon länger mit Umweltthemen und Nachhaltigkeit. Waren Sie trotzdem überrascht, dass uns der Zorn der Natur in Gestalt einer Pandemie traf?
Esther Schweins: Jedem, der sich mit dem Verhältnis zwischen Tier und Mensch, mit Globalisierung und Bevölkerungswachstum beschäftigt hat, war klar, dass so etwas früher oder später kommen würde. Natürlich haben wir alle gehofft, dass alles nicht so schlimm werden würde. Selbst ich habe Ende Januar noch gedacht, dass ich meinen 50. Geburtstag im April 2020 auf Sri Lanka verbringen würde (lacht). Aber daraus wurde natürlich nichts.
prisma: Haben Sie sich – durch die Erfahrung der letzten Monate – vorgenommen, ihr Leben zu ändern?
Esther Schweins: Da wir schon vorher bewusst und naturverbunden gelebt haben – nein. Wenn das eigene Land, zumindest in Teilen, ein Naturschutzgebiet ist, beschäftigt man sich automatisch damit, wie man leben muss, damit alles im Einklang ist. Bei uns siedeln unter anderem Milane, das sind große Greifvögel. Wichtig ist, dass wir unsere Umwelt viel bewusster wahrnehmen. Das wäre ein erster Schritt, um wieder ein besseres Verhältnis zwischen uns und der Welt herzustellen.
prisma: Wie erreicht man das?
Esther Schweins: Ich kann nur auf die Klugheit und Solidarität der Menschen setzen, die sich während der Pandemie ja auch immer wieder zeigte und weiter zeigt. Wir müssen zusammenhalten und vernünftige Entscheidungen treffen. In der Familie, in der Region und global über sämtliche Grenzen hinweg.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH