Neue Serie im ZDF

"Trackers – Rote Spur": Terrorismus, Blutdiamanten, Schmuggel

von Christopher Schmitt

Die Serie "Trackers – Rote Spur", eine internationale Produktion mit Beteiligung des ZDF, zeichnet ein Bild von einem zerrissenen Land. Sie beruht auf Roman des südafrikanischen Autors Deon Meyer.

ZDF
Trackers – Rote Spur
Krimiserie • 05.10.2020 • 22:15 Uhr

Das sieht einfach verdammt gut aus: Motorräder brausen vor einem atemberaubenden Sonnenuntergang auf einem verlassenen Highway, ein Laster quält sich umgeben von der beeindruckenden Landschaft Südafrikas über einen Feldweg, selbst die Wellblechhütten der Kapstadter Townships wirken aus der Vogel-Perspektive nicht wie Elends-Behausungen. Optisch macht "Trackers – Rote Spur" also ordentlich was her – inklusive eines stylischen Intros. Bei der Krimiserie handelt es sich um eine sehenswerte Koproduktion des ZDF mit der britischen Firma Three River Studios, dem südafrikanischen Pay-TV-Sender MNET sowie HBO. Sie beruht auf dem gleichnamigen Roman von Deon Meyer – einem der bekanntesten Autoren Südafrikas – und transportiert nun als Free-TV-Premiere Crime-Flair aus einem ebenso wunderschönen wie wundersamen Land in die hiesigen Wohnzimmer. Das ZDF strahlt die Mini-Serie als Teil der "Montagskino"-Reihe in drei 100-minütigen Teilen aus, jeweils montags ab 22.15 Uhr.

Die Geschichte folgt zunächst zwei Handlungssträngen: Einerseits verdichten sich die Anzeichen, dass eine Gruppe islamistischer Terroristen einen verheerenden Anschlag plant. Dies bietet der Geheimdienstabteilung PBI (Presidential Bureau of Intelligence), die nach einem folgenschweren Skandal im Jahr zuvor aufgelöst werden soll, die Chance zur Rehabilitierung. Andererseits nimmt der wortkarge Bodyguard Lemmer (James Gracie) einen riskanten, aber lukrativen Auftrag an: Er soll gemeinsam mit der taffen Tierärztin Flea (Trix Vivier) und einem ziemlich einfältigen Fahrer Nashörner aus Simbabwe transportieren. Als ihr Truck von der Bande des Gangsters Inkunzi (Sisanda Henna) entführt wird, ist klar – es geht nicht um die Tiere, sondern um Diamanten.

Terrorismus, Blutdiamanten, Schmuggel: Das schreit regelrecht nach harten Typen. Dass es sich bei Lemmer eher um einen Mann der Taten als der großen Worte handelt, wird auch direkt in der ersten Szene deutlich gemacht: Als sich drei Mitglieder einer Bikergang auf provokante Art weigern, das Rauchen in einer Kneipe einzustellen, macht der Kopf des vermeintlichen Anführers eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Tresen. Ebenso wie James Gracie als kantiger Einzelgänger überzeugt auch Sisanda Henna als aufbrausender Gang-Boss.

Auch der sonstige Cast der internationalen Produktion spielt seine Rollen überzeugend. Unter der Regie des Finnen Jyri Kähönen spielen mit Gracie, Rolanda Marais (als Journalistin Milla) und Sandi Schultz (als Geheimdienstchefin Janina Mentz) drei der prominentesten Schauspieler Südafrikas in der Krimiserie mit.

Die Zuschauer müssen sich zunächst etwas durchbeißen. Zwar beginnt "Trackers – Rote Spur" mit dem erwähnten Kneipen-Krach und liefert kurz darauf eine Verfolgungsjagd samt Schusswaffengebrauch über Kapstadts Flachdächer, nach den ersten 15 Minuten flacht der Spannungsbogen jedoch spürbar ab – die Einführung der Charaktere gerät recht langatmig. So plätschert die Story in der ersten Hälfte der ersten Folge noch etwas vor sich hin. Wie die einzelnen Handlungsfäden zusammenlaufen, wird erst im Laufe der Episode deutlich – dann nimmt die Geschichte jedoch Fahrt auf und wird packend.

Interessant ist vor allem das Bild, das vom Status Quo des Landes gezeichnet wird. Das rassistische Apartheid-Regime hat in Südafrika seit 1994 ausgedient, Südafrika definierte sich fortan als Regenbogen-Nation. Wie tief zerrissen das Land jedoch bis heute ist und wie alte Wunden in diesem Melting-Pot immer wieder aufreißen, wird auch in der Krimiserie thematisiert. Wenn etwa PBI-Chefin Janina (Sandi Schultz) nach langer Zeit auf den Regierungsvertreter Masutha (Jerry Mofokeng) trifft, klingt das Gespräch der dunkelhäutigen Entscheidungsträger so: "Wir müssen nicht mehr vor dem Gesetz fliehen", lacht die Geheimdienst-Chefin – "Ja, wir sind das Gesetz", lautet die Antwort.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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