Porträt in der ARD

Katarina Witt: ein Weltstar made in Karl-Marx-Stadt

von Wilfried Geldner

Sie war "das schönste Gesicht des Sozialismus" und ein DDR-Star mit westlichem Glamour: Ein Doku-Porträt widmet sich dem Leben und der Karriere von Katarina Witt.

ARD
Katarina Witt – Weltstar aus der DDR
Dokumentation • 03.10.2020 • 16:00 Uhr

Mit zwei Olympiasiegen (Sarajewo 1984, Calgary 1988), vier Weltmeisterschaften und sechs Europameistertiteln ist die 1965 in Staaken / Berlin geborene Eiskunstläuferin Katarina Witt wohl die erfolgreichste Sportlerin in ihrer Sportart. Amerikanische Journalisten bezeichneten sie als das "schönste Gesicht des Sozialismus". Bis heute will sie ihre ostdeutsche Identität nicht verleugnen, sie steht zu ihrer Vergangenheit, zur Förderung durch die Staatsführung, und strahlt zugleich Lebensfreude und westlichen Glamour aus. Sie ist noch heute ein Star im besten Sinne. "Halb wissend, halb naiv, halb nutzend" habe sie ihre Karriere in der DDR durchlebt, sagt die Witt im Film von Jobst Knigge (MDR). Erstmals holte sie nach 30 Jahren ihre Stasiakten aus dem Keller – gleich nach ihrer Entdeckung mit sieben wurden sie und ihre Familie in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) observiert.

In den Akten wird allerdings nur Gutes aus der Sicht der Überwacher berichtet: Zuverlässigkeit in jeder Hinsicht und keinerlei Kontakte mit "negativen Personen". Zu sehr war Katarina Witt denn auch mit ihrer Sportkarriere beschäftigt, ihrem absoluten Siegeswillen, ihrem Ehrgeiz, der sie antrieb mit der Devise "Entweder du gewinnst, oder du stirbst".

Mit ihrem charmant sächselnden Akzent erzählt sie von der gestrengen Jutta Müller, ihrer Trainerin von Anfang an ("Oh Gott, jetzt wird es wirklich ernst!"), die sie selbstverständlich jede Figur tausend Mal laufen ließ, und vom ersten Auftritt im "KA", dem kapitalistischen Ausland in Wien, vom festgefrorenen Lächeln nach der ersten WM-Niederlage, als ihr Frau Müller lächelnd und schmerzhaft ins Knie gekniffen hat. Die Kommentare ihres späteren Show-Partners Brian Boitano – sein Urteil: "Mischung aus Schönheit, Unergründlichkeit und Wettkampfwillen" – dürften rundum zutreffend sein.

Es stimmt, die Erolgsjahre im amerikanischen Showbiz nach der sportlichen Karriere wurden hierzulande missachtet. Mancher ungelenke Interviewsatz wurde als Äußerung einer politisch Unbelehrbaren ausgelegt.

Das Porträt zum Thementag "30 Jahre Deutsche Einheit" ist eine farbige Hommage, die viel Wahrheit zutage fördert, ohne nachzutreten. Die späte Witt – als Produzentin, Moderatorin, Marketing- und Charity-Unternehmerin – kommt allerdings ein wenig zu kurz.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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