ARD-Film

"Billy Kuckuck – Aber bitte mit Sahne!": lächelnde Gerichtsvollzieherin mit Herz

von Wilfried Geldner

Die Mainzer Gerichtsvollzieherin Billy Kuckuck hilft im dritten Film der ARD-Reihe einem Konditormeister wieder auf die Beine. Herrlich altmodische Familienunterhaltung mit einem Schuss Ironie.

ARD
Billy Kuckuck – Aber bitte mit Sahne!
Komödie • 02.10.2020 • 20:15 Uhr

Aufgewärmtes schmeckt oft besser, wusste schon die Oma, man darf es nur nicht anbrennen lassen. Im Falle der "Billy Kuckuck"-Reihe im Ersten – alle Jahre wieder und nun schon zum dritten Mal – schmeckt es selten verbrannt. Nur manchmal wird übertrieben und mächtig auf die sentimentale Klischee-Tube gedrückt.

Es ist beinahe so wie bei den "Schölermanns", der allerersten Fernsehserie in den 50er-Jahren. Alle versammeln sich nach und nach am Küchentisch, wenn es bimmelt: Aglaia Szyzskowitz als herzige Gerichtsvollzieherin mit dem unwiderstehlichen Lächeln, Gunnar, ihr Polizistenmann (Gregor Bloéb), Lukas, der Sanitäter (Bernd-Christian Althoff), Hannah, das Töchterchen (Vivien Sczesny), Mutter Christel (Ursela Monn) und schließlich auch noch der ewig nervende Nachbar Holger (Rüdiger Klink), der etwas zu frivol seine Nase überall reinstecken muss.

Die so versammelte Mannschaft könnte mit ihrem Plausch leicht einen ganzen Serienabend gestalten. Doch das Drehbuch (Kirsten Peters) meint es gut mit dem Zuschauer und schenkt ihm als Zutat noch eine nette Geschichte dazu.

Diesmal ist es die vom Konditormeister Karl Löwe, der zu Mainz am schönen Rhein ums Überleben kämpft. Die Nachbarschaft "Easyback" macht es billiger, und dann brennt auch noch der Ofen, die Bank gibt keinen Kredit. Karl Kranzkowski (einstmals Deutsches Theater Berlin, jetzt "SOKO"-Chef in Stuttgart) macht aus der lausigen Rolle eine starke Nummer. Jede Pointe sitzt, vor allem bei der ersten Begegnung mit Billy, die ihn belangen muss.

"Eine lächelnde Gerichtsvollzieherin mit einem komischen Namen", sagt er noch. Doch mit einem wütenden "Raus!" und einem Herzinfarkt sinkt er schon zu Boden. Es ist der Moment, in dem Ursela Monn als Mutter ihren Auftritt hat, sie wird irgendwann Karls offene Rechnungen begleichen, schließlich hatte sie mit Karl mal was vor 50 Jahren. Womöglich könnte sogar Billy die gemeinsame Tochter sein, ein DNA-Test wird es – oder das Gegenteil – beweisen.

Das schwankt dann alles zwischen volksstückhafter Sitcom und hanebüchenem Melodram. Doch die Schauspieler sind sichtlich gerne bei der Sache und dürfen unter der Regie von Thomas Freundner auch outrieren. Besonders Gregor Bloéb ist darin als Ex und Doch-nicht-Ex ein Meister. Es ist also eine schalkhafte Übermalung des guten Alten. Der Trick dabei ist der, dass das nicht alle Tage kommt, sondern bloß einmal im Jahr. Wöchentlich wäre es wohl schwer auszuhalten, es bestünde Abnutzungsgefahr.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren