Ungewöhnliche ZDF-Komödie

"Endlich Witwer – Über alle Berge": La Gomera, einmal anders

01.05.2023, 13.10 Uhr
von Eric Leimann

Zum dritten Mal spielt Joachim Król Witwer Georg Weiser, der sich in seinem Camper auf Weltreise befindet. Auf La Gomera kommt er mit dem Gesetz in Konflikt – und lebt als Gesuchter zwischen deutschen Aussteigern und afrikanischen Geflüchteten. Eine tatsächlich ungewöhnliche ZDF-Komödie.

ZDF
Endlich Witwer – Über alle Berge
Tragikomödie • 01.05.2023 • 20:15 Uhr

Bereits 2018 und 2021 spielte Joachim Król die Rolle des bärbeißigen Kunstrasen-Unternehmers Georg Weiser, der nach dem Tod seiner Frau das Leben neu entdeckt. Nach einer "deutschen" Folge zu Beginn ist er in Film drei, "Endlich Witwer – Über alle Berge", schon zum zweiten Mal mit seinem Camper auf Reisen. Von Marokko kommend hat es ihn auf die Kanarischen Inseln verschlagen. Dort jedoch wird er ausgeraubt und landet nach einer missglückten Verfolgungsjagd auf einer Fähre nach La Gomera. Und was passiert da? Der polternde Grantler wird von Polizisten Vidal (Gabriel Munoz) kurzerhand eingebuchtet. Ihm gelingt zwar die Flucht – nur eben ohne Papiere, Geld, Handy und seinen geliebten Camper.

ZDF-Komödien um einen toxischen Deutschen

Wenn man so will, ist Weiser also vorübergehend in der Situation Geflüchteter wie der Afrikanerin Soleil (Dela Dabulamanzi). Sie lernt der Weltreisende in der rauen Schönheit der Insel kennen. Man versteckt sich gemeinsam oder flüchtet vor den örtlichen Autoritäten. Zuvor gelingt es Georg Weiser immerhin, über ziemlich verkniffene deutsche Aussteiger (Jürgen Tarrach, Katja Studt, Nina Vorbrodt) Kontakt mit Tochter Susanne (Friederike Kempter, diesmal nur in einer Bildtelefonie-Szene dabei) und Sohn Gerd (Tristan Seith) aufzunehmen. Gerd soll sich auf den Weg machen, den Vater aus seiner misslichen Situation zu befreien. Doch Gerds Reise verzögert sich – als er wegen eines stark verspäteten Fluges Stuntman "Büffel" (Denis Schmidt) kennenlernt.

Die ersten beiden "Witwer"-Filme feierten einen erstaunlichen Doppel-Erfolg im ZDF. Sie waren mit 7,4 (Teil eins) und 5,1 (Teil zwei) Millionen Zuschauenden sowohl Publikumserfolge, kamen aber auch in den Feuilletons ziemlich gut weg. Die ZDF-Komödien um einen toxischen Deutschen, der sowohl seine Familie wie auch fast jeden anderen zum Widerspruch herausfordert, erhielten tatsächlich herausragend gute Kritiken.

Nicht nur, weil Joachim Król den Misanthropen auf Besserungstour stark spielte. Schon die Anlage seiner Figur im Drehbuch war ziemlich ungewöhnlich, weil dieser Weiser für eine Filmfigur ungewöhnlich facettenreich, in seinen Gedanken und Handlungen schwer vorhersagbar ist. In den "Witwer"-Filmen wird demnach mehr erzählt, als nur die ewige Läuterung eines bösen alten Mannes hin zum zugänglichen Menschen mit Herz. Auch in "Endlich Witwer – Über alle Berge" flirren die Charakter-Puzzleteile nun wieder beständig durcheinander, was durchaus ein Spaß beim Zusehen macht – und sicher auch für Joachin Król beim Spielen bedeutete.

Unterhaltsamer ZDF-Montagsfilm 

Interessanterweise wurden alle drei Filme von unterschiedlichen Drehbuchautoren und Regisseuren verwirklicht. "Endlich Witwer – Über alle Berge" stammt aus der Feder des deutsch-indischen Kreativen Sathyan Ramesh, der zuletzt den ZDF-Zweiteiler "Süßer Rausch" schrieb, der das gerne mal von Klischees bleischwere Genre der Familien-Dynastie-Dramen interessant abwandelte. In seinem "Witwer"-Beitrag schaffen es Ramesh und Regisseur Martin Enlen, die Lebenswirklichkeit Geflüchteter auf angenehm komplexe und trotzdem emotional verständliche Art und Weise mit einer deutschen Perspektive und wunderbaren Inselbildern La Gomeras zu verknüpfen. Das ist eine ganze Menge für einen unterhaltsamen Montagsfilm im ZDF zur besten Sendezeit. Möge die lehrreiche Weltreise von Witwer Georg Weiser also noch bitte lange andauern.

Endlich Witwer – Über alle Berge – Mo. 01.05. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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