"Landarztpraxis"-Star im Interview

Schauspielerin Caroline Frier über das Leben: "Jeder scheitert auch mal"

17.10.2023, 09.55 Uhr

Caroline Frier steht für die neue SAT.1-Serie "Landarztpraxis" vor der Kamera. Für die Dreharbeiten zog es die Schauspielerin für mehrere Monate nach Oberbayern. Wie diese Zeit für sie war, wofür sich die 40-Jährige engagiert und was für sie im Leben wirklich zählt, verrät sie im Interview.

Sie ist Mutter einer kleinen Tochter, erfolgreiche Schauspielerin und engagiert sich seit Jahren für gute Zwecke: Caroline Frier (40) ist eine ebenso vielseitige wie ehrgeizige Frau, die ihr Leben gleichsam in vollen Zügen genießt. Einen großen Anteil daran hat ihre 2022 geborene Tochter, wie sie im Interview anlässlich des Staffelstarts der neuen SAT.1-Serie "Die Landarztpraxis" (ab Montag, 16. Oktober, werktags um 19.00 Uhr) verrät. Darin spielt sie eine alleinerziehende Ärztin, die mit ihrer Teenager-Tochter einen Neuanfang wagt: Es geht von Berlin an den Schliersee. Die Schauspielerin ist selbst ein Kölner Mädel und verbrachte für die Dreharbeiten einige Monate im Herzen Oberbayerns. Wie sie die Kultur, die Mentalität und die Herausforderungen vor Ort wahrgenommen hat, erzählt sie im Interview. Was Caroline Frier, die Schwester von Annette Frier, bewegt ...

prisma: Sie drehen derzeit am Schliersee: Springen Sie bei sommerlichen Temperaturen zur Abkühlung auch mal rein?

Caroline Frier: Würde ich gerne, wenn ich Zeit hätte (lacht). Während der Drehtage ist das leider nicht machbar. Dafür habe ich den Schliersee am Wochenende mit meinem Mann und meiner Tochter genossen.

prisma: Ihre Tochter kam 2022 zur Welt. Wie lassen sich so lange Dreharbeiten wie für "Die Landarztpraxis" mit der Familie vereinbaren?

Caroline Frier: Ich muss zugeben, dass es nicht immer ganz leicht ist – aber wir sind ganz gut aufgestellt. Wir können uns auf super Unterstützung verlassen: Eine wunderbare Nanny hilft uns, wo sie nur kann, zwei super Omas, Tanten und Onkel stehen uns auch zur Verfügung. Mein Mann und ich sind es gewohnt, immer alles im Voraus zu planen. Ich würde gerne noch mehr planen (lacht), aber das schaffen wir nicht ...

prisma: Sie scheinen ein richtiger Familienmensch zu sein ...

Caroline Frier: Ja, absolut. Ich bin selbst sehr familiär aufgewachsen und mit meiner Familie nach wie vor sehr verbunden. Es ist mir sehr wichtig, all das meinem Kind weiterzugeben.

prisma: Ihre Schwester, Annette Frier, ist auch Ihre Branchenkollegin. Herrscht zwischen Ihnen eine Art geschwisterliche Konkurrenz?

Caroline Frier: Die Leute wollen wahrscheinlich etwas anderes hören – aber wir können ja nicht lügen (lacht). Wir sind insgesamt drei Schwestern, die sich sehr gut verstehen. Wir sind wie beste Freundinnen. Unsere Beziehung mit Konkurrenz in Verbindung zu bringen, kommt mir deshalb komisch vor. Da wir nicht im selben Alter sind, werden wir auch nicht für die gleichen Rollen angefragt. Es ist eher so: Wenn eine von uns eine Rolle übernimmt, kann die andere sehr ehrlich Kritik üben – sowohl positive als auch negative. Meine Schwester ist schon länger in dem Beruf tätig, ich konnte mir also seit der Schauspielschule viele Tipps von ihr geben lassen.

"Wir sind kein reines Frauenformat"

prisma: Warum braucht das Publikum neben Simone Thomalla als Dorfhelferin im Voralpenland und neben Lena Lorenz als Hebamme im Voralpenland noch eine weitere starke Frauenrolle im Oberland?

Caroline Frier: Frauenpower muss man auch entsprechend zeigen. Ich lebe das sowieso schon mein ganzes Leben. Bei "Die Landarztpraxis" sieht man ab Minute Eins, dass eine Frau im Fokus steht.

prisma: Handelt es sich bei "Die Landarztpraxis" demnach um ein reines Frauenformat?

Caroline Frier: Nein, wir sind deswegen kein reines Frauenformat ... Es geht um eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, die in ihrem Job sehr fokussiert und alleinerziehend ist. In ihrem Privatleben herrscht aber eher Chaos, das sie versucht aufzuräumen.

prisma: Das dürften viele Zuschauer und Zuschauerinnen von daheim kennen ...

Caroline Frier: Eben: Das macht die Protagonistin so sympathisch und verletzlich. Wie man so schön sagt: Nobody is perfect. Ich bin davon überzeugt, dass sich viele Frauen in der Figur der Landärztin Sarah König wiederfinden. Dann ist eben nicht alles perfekt ... Nein, jeder scheitert auch mal. Das ist normal.

"Ich fühle mich natürlich nur da zu Hause, wo mein Kind ist"

prisma: Wird "Die Landarztpraxis" dem ZDF-Format "Der Bergdoktor" Konkurrenz machen?

Caroline Frier: Ich glaube, es ist ganz normal, beide Formate in Verbindung zu bringen. Immerhin spielen beide Serien in den Bergen. Der "Bergdoktor" macht ja schon seit Jahren so einiges richtig. Allerdings erzählen wir in der "Landarztpraxis" eine andere Geschichte.

prisma: Hat Sie das Kernthema Medizin eingeschüchtert?

Caroline Frier: Aber sicher. Ich muss viele medizinische Begriffe auswendig lernen. Das schaffe ich schon, das ist mein Job. Aber dass das, was ich mache, auch gut und authentisch aussieht, das ist schon eine Herausforderung. Ich habe kurz vor Drehbeginn einen Erste-Hilfe-Kurs wiederholt. Das kann ich eigentlich jedem nur empfehlen. Außerdem habe ich am Set einen ganz tollen Arzt an meiner Seite, der mich unterstützt und anleitet.

prisma: Angst vor Neuem ist nicht das Erste, das einem bei Ihrer Vita in den Sinn kommt: Sie lebten lange in Köln und zogen der Liebe wegen nach Berlin. Wo fühlen Sie sich denn richtig zu Hause?

Caroline Frier: Also ich fühle mich natürlich nur da zu Hause, wo mein Kind ist (gerührt). Aber in meiner Brust schlagen zwei Herzen. Ich bin ein kölsches Mädel und daher auch sehr dankbar, wieder in Köln drehen zu dürfen. Köln ist meine Heimat – aber Berlin auch, weil dort mein Kind, mein Mann und meine Schwiegermutter sind.

"Wenn du morgens auf dem Weg zur Arbeit nur einer Kuh begegnest, dann fängt der Tag schon heiter an!"

prisma: Welche Erwartungen hatten Sie an Oberbayern?

Caroline Frier: Es war neu für mich, die Berge im Sommer kennenzulernen. Mein Leben lang assoziierte ich Berge mit Weihnachten und Winter. Die Idylle ist ein wahrgewordener Traum.

prisma: Sind Sie nun also vom kölschen Mädl zum bayerischen Dirndl mutiert?

Caroline Frier: (lacht) Servus, schleich di. Das kann ich mittlerweile auch sagen. Ich liebe den Dialekt. Nichtsdestotrotz würde ich mich nach wie vor eher als Stadtmädchen einordnen, weil ich den Trubel brauche. Aber ich werde das Oberland sehr vermissen, wenn ich im Oktober wieder zurück in die Stadt ziehe ...

prisma: Etwa wegen Bier und Brezn?

Caroline Frier: Ja, deswegen auch (lacht). Aber in erster Linie folgendes Szenario: Wenn du morgens auf dem Weg zur Arbeit nur einer Kuh mit einer Glocke um den Hals begegnest, dann fängt der Tag eigentlich schon ganz heiter an!

prisma: Was hat Sie denn an Bayern besonders überrascht?

Caroline Frier: Überrascht hat mich tatsächlich, dass das Klischeedenken, das viele über kleinere Dörfer in Oberbayern haben, auch zutrifft. Es stimmt, dass jeder jeden kennt. Hier hilft man sich gegenseitig. Hier begegnen mir so viel Freundlichkeit und viele offene Herzen. Als ich dann auf ein Dorffest ging, war es genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte: Da hingen Brezeln, jeder war in Tracht gekleidet, die Leute schunkelten, die Musi spielte. Herrlich!

prisma: Den Bayern wird oft eine ruppige Art nachgesagt ...

Caroline Frier: Das kann ich nun wirklich nicht bestätigen. Ein Beispiel: Ich war in einem kleinen Dirndl-Laden für Kinder und war mir wegen der Größe unsicher, weil ich meine Tochter nicht bei mir hatte. Die Verkäuferin gab mir zwei mit und ich durfte mich zu Hause entscheiden. In der Stadt gibt dir nie jemand etwas kostenlos mit im Vertrauen, dass du es wiederbringst.

Herzensangelegenheit: "Kinderprostitution ist auch in Deutschland ein ganz wichtiges Thema"

prisma: Sie engagieren sich seit Jahren für den guten Zweck ...

Caroline Frier: Die Arbeit, die der "Rote Keil" leistet, ist einfach toll. Diese Organisation setzt sich gegen Kinderprostitution ein. Damit nicht genug – sie kümmern sich auch um alleinstehende Frauen, die körperlicher Gewalt ausgesetzt sind. Überdies macht sich der Verbund für Jugendliche, die von zu Hause weggelaufen sind, stark. Sie bieten Leuten, die Hilfe brauchen, einen geschützten Raum. Vor allem das Thema Kinderprostitution ist auch in Deutschland ein ganz wichtiges Thema. Diese Zusammenarbeit ist mir eine besondere Herzensangelegenheit.

prisma: Was wünschen Sie sich demnach für die Zukunft, wenn es um gesellschaftliches Miteinander, Toleranz und Solidarität geht?

Caroline Frier: Wichtig ist mir in allererster Linie, dass man sich grundsätzlich mit gegenseitigem Respekt begegnet. Wenn es darum geht, dass Männer mehr verdienen als Frauen, dann denke ich mir: Das kann doch nicht wahr sein, dass wir im 21. Jahrhundert leben. Wann ist das endlich kein Thema mehr?

prisma: So wie beispielsweise beim Aufreger-Thema Gendern?

Caroline Frier: Ja, das finde ich auch total wichtig. Aber es gibt auch noch andere wichtige Themen im Leben. Und ich mag es nicht, wenn jemand nur das zu seinem Thema macht.

Über Fan-Begegnungen: "Ich habe Gott sei Dank keine Berührungsängste"

prisma: Sie schienen schon als Kind gut mit Aufmerksamkeit umgehen zu können – wie ist es für Sie heute, in der Öffentlichkeit zu stehen?

Caroline Frier: Ich habe Gott sei Dank keine Berührungsängste. Was ich nicht mag, ist, wenn man mich ungefragt fotografiert. Vor allem, wenn Kinder dabei sind. Das halte ich alles privat. Ich möchte einfach lieber gefragt werden – dann kann mich auch jeder gerne ansprechen. Ich freue mich über Feedback und finde es interessant, was die Leute zu meinen Projekten zu sagen haben. Das ist ein schöner Austausch.

prisma: Das hört sich so an, als könnten Sie sich auch für die Zukunft nichts anderes vorstellen ...

Caroline Frier: Ich konzentriere mich darauf, dass alles weiterhin so gut Hand in Hand funktioniert, wie es jetzt der Fall ist. Natürlich steht die Familie an erster Stelle, aber ich hege den Wunsch, auch in Zukunft schöne Sachen drehen zu können und mit Leib und Seele Mutter zu sein. Meine Tochter soll das erleben. Wenn sie älter ist, möchte ich ihr zeigen, was Mama am Set alles so treibt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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